Fußballglanz alter Zeiten Carl Zeiss Jena will mal wieder neu anfangen
11.12.2014, 18:03 Uhr
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Der ostdeutsche Traditionsklub Carl Zeiss Jena kommt nicht voran. Trotz des Einstiegs eines Investors rückt das Ziel Profifußball in weite Ferne. Der Trainer muss erneut gehen, das neue Stadion lässt auf sich warten. Die besseren Zeiten, sie kommen einfach nicht zurück.
Die Hoffnungen waren groß, doch die Realität bei Carl Zeiss Jena ist trist. Der einstige Europapokalfinalist ist von der Rückkehr in den Profifußball weit entfernt, der umstrittene Einstieg des belgischen Investors Roland Duchatelet hat bisher nichts Zählbares gebracht. Am Mittwoch musste Trainer Karsten Hutwelker seinen Posten beim Regionalligisten räumen. Vom großen Glanz der Vergangenheit ist beim dreimaligen DDR-Meister nicht viel übrig geblieben.
Einer, der die Hochzeiten der Thüringer selbst miterlebt hat, ist Lutz Lindemann. Der einstige DDR-Auswahlspieler stand mit Carl Zeiss 1981 beim 1:2 im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen Dynamo Tiflis auf dem Platz. Mittlerweile ist er Präsident und Sportdirektor in Personalunion.
Vier Trainer in einem Jahr
Zur Wochenmitte teilte er nach Auswertung der Hinrunde Karsten Hutwelker die Trennung mit. Damit bekommt die Mannschaft inzwischen den vierten Übungsleiter seit Jahresbeginn. Nach dem 1:3 am vergangenen Wochenende beim BFC Dynamo beträgt der Rückstand auf den Tabellenführer FSV Zwickau sieben Punkte. Eine Situation, die auch dem Investor nicht gefallen dürfte. Der MDR zitiert Lindemann mit der Klage über die aus seiner Sicht fehlende durchgängige Handschrift. "Wir sind weder eine Kämpfermannschaft noch ein Team, das mit feiner Klinge spielt - wir haben kein Gesicht."
In Jena erwarb Duchatelet Anfang 2014 für zwei Millionen Euro 49,98 Prozent der Stimmrechte an der FC Carl Zeiss Jena Fußball Spielbetriebs GmbH. Dem Belgier gehören über eine Firma eine ganze Reihe europäischer Klubs. Am prominentesten ist der belgische Vize-Meister Standard Lüttich, aber auch der englische Zweitligist Charlton Athletic und der spanische Zweitligist AD Alcorcón gehören zum "Portfolio". Sein Sohn Roderick ist Mehrheitsbesitzer und Vorstandsvorsitzender beim ungarischen Pokalsieger FC Ujpest aus Budapest.
Doch komplett frei für Investitionen ist das neue Kapital bei Carl Zeiss nicht. Vielmehr braucht der Klub, um in der vierten Liga unter Profibedingungen zu arbeiten, das Geld zum Teil für die laufenden Kosten. Dennoch sollen im Winter drei bis vier neue Spieler verpflichtet werden. Es könnte dabei durchaus sein, dass der eine oder andere Profi aus einem Verein des Duchatelet-Netzwerkes nach Thüringen kommt.
Fragezeichen hinter Stadionneubau

Erst vor 18 Monaten war die Saale ins Ernst-Abbe-Sportfeld geschwappt.
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Entscheidender dürfte dabei aber die Personalie des Trainers werden. Favorit soll derzeit Volkan Uluc sein. Er führte zuletzt den DDR-Rekordmeister BFC Dynamo zumindest zurück in die Regionalliga. Doch wer auch immer den Trainerposten übernimmt, er steht vor einer schwierigen Aufgabe. Das Umfeld in Jena gilt vor allem wegen der glorreichen Vergangenheit als kompliziert. Aus großer Tradition erwächst auch in Jena eine große Erwartungshaltung.
Zumindest in Sachen Infrastruktur will der Klub zurück in höhere Sphären. Die Jenaer Stadtführung um Oberbürgermeister Albrecht Schröter besuchte am vergangenen Wochenende eine von Duchatelet gebaute Arena im belgischen Sint-Truiden. Der Multifunktionsbau in Jena soll unter anderem auch ein Hotel und Tagungsräume beherbergen, der belgische Investor will sich mit sieben Millionen Euro beteiligen.
Das Thema Stadion ist bereits seit Jahren in der Debatte - und verzögert sich. Inzwischen steht beim Rivalen und Nachbarn Rot Weiß Erfurt der Termin für den Spatenstich längst fest. Ob sich der Bau in der geplanten Form in Jena aber überhaupt realisieren lässt, ist fraglich: Der geplante Standort liegt im Überschwemmungsgebiet der Saale im Jenaer Paradies-Park.
Quelle: ntv.de, jwu/sid