Fußball

Vor der Fußball-EM 2012 Chaos in der Ukraine

Der Fußball im EM-Gastgeberland Ukraine gerät immer mehr in eine bedrohliche Schieflage: Das Finanzloch für die Europameisterschaft 2012 wird größer und größer. Jetzt droht auch noch der nationalen Fußball-Liga wenige Tage vor dem Saisonstart nach internem Streit das Aus per Gerichtsbeschluss.

Es ist nicht so, dass sie in der Ukraine einen schlechten Fußball spielen. Und auch nicht, dass die Menschen sich nicht dafür begeistern. Hier feiern die Fans Schachtjor Donezk den Gewinn des Uefa-Pokals. Dennoch läuft nicht alles rund im Land des EM-Gastgebers 2012.

Es ist nicht so, dass sie in der Ukraine einen schlechten Fußball spielen. Und auch nicht, dass die Menschen sich nicht dafür begeistern. Hier feiern die Fans Schachtjor Donezk den Gewinn des Uefa-Pokals. Dennoch läuft nicht alles rund im Land des EM-Gastgebers 2012.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Rechtsform der höchsten Spielklasse widerspricht nach einem Urteil ukrainischen Gesetzen. 30 Tage gaben die Juristen in Kiew dem Fußball-Verband Zeit, die Statuten zu ändern, hatte die Zeitung "Komsomolskaja Prawda" unlängst berichtet. Laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sollen sogar alle Ergebnisse seit 1996 rückwirkend annulliert werden.

Der mächtige Industrielle und Club-Chef von Dnjepr Dnjepropetrowsk, Juri Kolomoisky, hatte gegen die aus seiner Sicht ungerechte Verteilung von TV- und Vermarktungsgeldern geklagt und Recht bekommen. Nun ist die Liga gespalten. Vier der 18 Clubs opponieren gegen die bisherigen Statuten. "Auf keinen Fall wird die Liga TV-Rechte oder Werbeeinnahmen von meiner Mannschaft bekommen", sagte Kolomoisky.

Euphorie ist verflogen

Der auch in der Europäischen Fußball-Union Uefa einflussreiche Verbandschef Grigori Surkis trotzt dem Chaos und geht davon aus, dass die Saison in der Premier Liga wie geplant am Samstag beginnen kann. Das Duell um den Supercup zwischen Dynamo Kiew und Worskla Poltawa (4:2 im Elfmeterschießen) konnte am vergangenen Wochenende jedenfalls stattfinden. Die Euphorie nach dem Gewinn des Uefa-Pokals durch Schachtjor Donezk im Mai (2:1 n.V. gegen Werder Bremen) ist aber - auch für die stockenden EM-Vorbereitungen - längst wieder verflogen.

Die Uefa hält sich angesichts der neuen schlechten Nachrichten aus der Ukraine bedeckt. "Wir haben Kenntnis von den Vorgängen, warten aber noch auf einen konkreten Bericht", hieß es in der Zentrale des Verbandes in Nyon. Im Prinzip sei die Uefa auch nicht zuständig, da die ukrainische Liga und nicht der Verband betroffen seien. Alle Klubs des Landes nähmen an den Qualifikationsrunden für Champions League (Schachtjor Donezk) und die Europa League (FC Metalist Charkow, Worskla Poltawa, Metalurg Donezk) teil.

An Geld mangelt es auch

Nun hat Staatspräsident Viktor Juschtschenko weitere Negativ-Neuigkeiten zum Stand der EM-Vorbereitungen verkündet. Trotz einer Geldspritze durch das Parlament in Kiew bestehen weiter Finanzprobleme. Erst fünf Prozent des geplanten Etats seien durch den Haushalt gedeckt, sagte Juschtschenko. Juschtschenko äußerte "große Unzufriedenheit" mit der Finanzierung der EURO, die die Ukraine mit Polen ausrichten soll. "Das Aufbringen der Mittel darf weder den Finanzmarkt des Landes destabilisieren, noch die nationale Währung schwächen", warnte das Staatsoberhaupt. Trotz tatsächlicher Mängel gehen Beobachter in der Ukraine davon aus, dass Juschtschenko mit seiner Kritik besonders seine innenpolitische Rivalin, Regierungschefin Julia Timoschenko, schwächen will.

Die Uefa hatte wiederholt einen schnelleren Bau von Sportstätten, Straßen und Hotels bei beiden Veranstaltern angemahnt. Nur zwei der geplanten vier Spielorte wurden wegen der Defizite in den offiziellen Spielplan aufgenommen. Anfang Juli hatte UEFA-Präsident Michel Platini erstmals einen hinter den Kulissen schon lange diskutierten Notplan mit Deutschland als Ersatzausrichter für das Turnier 2012 öffentlich nicht mehr ausgeschlossen.

Quelle: ntv.de, Arne Richter und Wolfgang Jung, dpa

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