Kapverden schaffen Fußball-Wunder Chaos und Randale in Dakar
14.10.2012, 19:52 Uhr
"Essen, Getränke, alles was man werfen kann, flog auf den Platz": Die Spieler der Elfenbeinküste versuchen in Dakar, den Platz zu verlassen.
(Foto: dpa)
Das Qualifikationsmatch zum Afrika Cup zwischen Senegal und der Elfenbeinküste muss wegen schwerer Ausschreitungen abgebrochen werden. Medienberichten zufolge werden mindestens zehn Menschen verletzt. Tags darauf vollbringen die Kapverden ein kleines Fußball-Wunder.
Die Kapverden haben für eine Fußball-Sensation gesorgt. Die Nationalmannschaft des gerade einmal 500.000 Einwohner zählenden Atlantik-Archipels hat sich zum ersten Mal für die Endrunde des Afrika Cups qualifiziert. Der Außenseiter setzte sich völlig überraschend in der Playoff-Runde gegen den haushohen Favoriten und viermaligen Afrika-Meister Kamerun durch. Dem Insel-Team reichte in Jaunde eine 1:2-Niederlage, nachdem die Fußball-Zwerge das Hinspiel vor eigener Kulisse mit 2:0 gewonnen hatten.
Die Regierung der Kapverden in Praia hatte die Qualifikation bereits zur "nationalen Mission" erklärt. Und die Spieler, Blaue Haie genannt, spannten die Nerven der Politiker auch nicht zu sehr auf die Folter. Nach elf Minuten gingen die Gäste durch den 24-jährigen Héldon in Führung. Damit hätten die Kameruner um den zurückgekehrten Superstar Samuel Eto'o vier Tore erzielen müssen, um das Ticket für die Endrunde im Januar 2013 noch zu lösen. Gegen den 51. der Fifa-Weltrangliste reichte es aber nur noch für die Treffer von Achille Emana (22.) und Fabrice Olinga (90.).
Fahnen brennen, im Stadion herrscht Chaos
Allerdings überschatteten immer noch die Ereignisse von Dakar das afrikanische Fußball-Wochenende. Eng aneinandergedrängt hatten die Spieler der Elfenbeinküste hinter den Sicherheitsleuten Schutz gesucht. Fluchtartig hatten sie den Platz verlassen. Von den Rängen flogen Steine, Fahnen brannten. Im Stadion herrschte Chaos. Als Starfußballer Didier Drogba die Gäste mit zwei Toren in Führung schoss und den Senegalesen den Weg zur Endrunde 2013 de facto verbaute, kam es im Léopold-Sedar-Senghorzu-Stadion von Dakar zu den Ausschreitungen und dem Spielabbruch. Medienberichten zufolge wurden mindestens zehn Menschen verletzt. Darunter war offenbar auch Senegals Sportminister Hadji Malick Gakou.
"Essen, Getränke, alles was man werfen kann, flog auf den Platz, aus allen Richtungen", erzählte ein Augenzeuge der britischen BBC. Danach seien von den senegalesischen Fans Mülleimer und Flaggen in Brand gesteckt worden, sogar jene der eigenen Mannschaft. "Das war sehr verstörend", sagte der amerikanische Student Chris Fuglestad. Als die Lage eskalierte, flüchteten vor allem die gegnerischen Anhänger in den Innenbereich des Stadions, um dem wütenden Mob zu entkommen. "Wir fühlten uns im Stadion sicherer als draußen, daher haben wir dort gewartet." Die Polizei setzte gegen die Randalierer Tränengas ein, die Spieler beider Teams wurden abgeschirmt in die Katakomben geleitet. Kurz vor dem Abbruch der Partie, die am Grünen Tisch für die Elfenbeinküste gewertet werden dürfte, fuhren drei schwarze Geländewagen auf den Platz und brachten die Schiedsrichter in Sicherheit.
Das südafrikanische Fernsehen zeigte Bilder von blutenden Fans, die noch auf dem Platz behandelt wurden. Offizielle Angaben über die Verletzten lagen zunächst nicht vor. Wie lokale Medien berichteten, sei es nach der Räumung der Tribünen auch außerhalb des Stadions zu Zusammenstößen gekommen. Der Sport geriet angesichts der Gewalt in den Hintergrund. Als das Match in der 76. Minute abgebrochen wurden, hatten die Senegalesen durch den 0:2-Rückstand und nach der 2:4-Niederlage im Hinspiel nur noch theoretische Chancen auf die Teilnahme am Turnier im Januar 2013 in Südafrika. Stürmer Drogba sorgte in der zweiten Halbzeit mit einem Freistoßtor (51. Minute) und einem verwandelten Elfmeter (72.) für die Vorentscheidung zugunsten der Elfenbeinküste.
Die Qualifikation perfekt machte auch Titelverteidiger Sambia durch einen dramatischen Erfolg im Elfmeterschießen in Uganda. Erst nach 20 Schützen hatten sich die Gäste, die im Playoff-Rückspiel nach 120 Minuten 0:1 im Rückstand lagen, mit 9:8 durchgesetzt. Die Favoriten Nigeria (6:1 gegen Liberia), Tunesien (0:0 gegen Sierra Leone), Ghana (1:0 gegen Malawi) und Marokko (4:0 gegen Mosambik) lösten ebenfalls ihr Cup-Ticket.
Quelle: ntv.de, dpa