Fußball

Abramowitschs Sehnsucht gestillt Chelsea liegt Drogba zu Füßen

Am Ziel: Didier Drogba erfüllte Chelseas Besitzer Roman Abramowitsch den Traum vom Champions-League-Triumph.

Am Ziel: Didier Drogba erfüllte Chelseas Besitzer Roman Abramowitsch den Traum vom Champions-League-Triumph.

(Foto: dpa)

Nicht schön, aber unglaublich effizient: Der FC Chelsea setzt mit seinem Champions-League-Triumph ein Zeichen gegen den Jugendstil und erfüllt Klubbesitzer Roman Abramowitsch endlich seinen Milliardentraum. Trainer Roberto di Matteo macht sich binnen zwei Monaten unsterblich, muss aber dennoch um seinen Job bangen. Der wahre Held des wundersamen Fußballabends in München ist aber Didier Drogba.

Der Ivorer erzwang erst die Verlängerung und entschied dann das Elfmeterschießen.

Der Ivorer erzwang erst die Verlängerung und entschied dann das Elfmeterschießen.

(Foto: dpa)

In der Kabine tanzten sie um Mitternacht auf dem Tisch, im Luxushotel gegenüber dem Münchner Hofbräuhaus feierten Didier Drogba & Co den Champions-League-Triumph des FC Chelsea bis in die Morgenstunden. "Ich denke, dass wir ein großartiger Champion sind. Wir haben es verdient", betonte Matchwinner Drogba nach dem 4:3-Erfolg im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern München. Der 34 Jahre alte Ivorer, der noch keinen neuen Vertrag für die kommende Saison hat, wurde mit Lob überschüttet: "Ein Bravo dem unglaublichen Didier Drogba", twitterte sogar Fifa-Präsident Joseph Blatter.

Mit seinem Ausgleichstreffer durch einen brachialen Kopfball zwei Minuten vor Schluss und dem entscheidenden Elfmeter machte Drogba gleich mehrere Märchen wahr. Er selbst besiegte sein Finaltrauma, der FC Chelsea feierte angeführt von der alten Garde den größten Erfolg in der 107-jährigen Vereinsgeschichte, und Trainer Roberto di Matteo wurde binnen zwei Monaten vom Gehilfen zum Gekrönten.

Gealtert, aber eine Einheit

Der Interimscoach formte eine Einheit aus dem gealterten Starensemble des FC Chelsea, aus dem viele schon beim ebenfalls dramatischen Elfmeter-Finale vor vier Jahren gegen Manchester United dabei gewesen waren. Damals verlor Chelsea. Diesmal nutzten die Londoner auch im Finale ihre Möglichkeiten optimal. Nach dem FC Barcelona zermürbten sie auch den FC Bayern mit ihrer Defensivtaktik. "Der Fußball und das Leben sind manchmal unvorhersehbar und verrückt", sagte di Matteo, der erst am 4. März nach dem Rauswurf von André Villas-Boas vom Assistenz- zum Interimstrainer aufgestiegen war. Vor drei Monaten hätte das niemand vorhergesagt.

Er stärkte die alten Haudegen um Drogba, Kapitän John Terry, Frank Lampard und Ashley Cole. Der Plan ging auf, Chelsea wurde FA-Cupsieger und nun in München auch erstmals Gewinner der europäischen Königsklasse. Nicht schön, aber unglaublich effizient. "Man muss das Beste aus seinen Möglichkeiten machen", betonte di Matteo. Ein Fernseh-Interview brach er entgeistert und abrupt ab, als er auf den unschönen Stil seiner Mannschaft angesprochen wurde.

"Nicht in Mode, aber zweckmäßig"

Von schrecklich bis unansehnlich reichten die Attribute für Chelseas defensives Spielsystem. "Ein Team mit einem ranzigen Parfüm und einer 20 Jahre alten Spielart hat es so weit gebracht", befand das spanische Sportblatt "As". Dennoch solle man die Teams aufgrund ihrer Kapazität beurteilen, ihr Potenzial maximal auszunutzen. "Dieser Stil ist nicht in Mode, ist jedoch genau so zweckmäßig wie der Minimalismus der 90er Jahre."

Neben Drogba zeigte Keeper Petr Cech eine herausragende Leistung.

Neben Drogba zeigte Keeper Petr Cech eine herausragende Leistung.

(Foto: dpa)

Chelsea war da, wenn es drauf ankam. Die späte Führung durch Thomas Müller (83.) glich Drogba (88.) aus. In der Verlängerung wehrte Torwart Petr Cech den schwachen Foulelfmeter von Arjen Robben ab. Und im Elfmeterschießen ließen sich die "Blues" selbst vom verschossenen Auftakt-Elfer Juan Matas nicht aus der Fassung bringen.

Abramowitsch hat den heiligen Gral

Als Drogba dann den alles entscheidenden Elfmeter cool reinmachte, war auch für Clubbesitzer Roman Abramowitsch eine lange Wartezeit vorbei.  Abramowitsch hatte Tränen der Rührung in den Augen, als Chelseas Held Didier Drogba ihm den "heiligen Gral" in die Hände drückte. Nach all den Jahren, nach all den Millionen erfüllten "Didi", Elfmeter-Killer Petr Cech und Aushilfstrainer Roberto Di Matteo dem Milliardär mit dem Triumph von München endlich den größten Traum, in den er seit 2003 mehr als eine Milliarde Euro investiert hat.

"Ich glaube an Schicksal. Diese Story wurde schon vor langer Zeit geschrieben, wir wussten es nur nicht", sagte Drogba. "Der Besitzer hat an uns geglaubt, Hut ab vor ihm und den Spielern", betonte Terry, der wegen einer Roten Karte in München nicht spielen, die Trophäe aber in Empfang nehmen durfte. "Jetzt haben wir's geschafft. 'Robbie' hatte daran einen Riesenanteil. Wir hoffen, dass er den Job permanent ausüben darf", sagte Terry über den 41-jährigen Interimscoach di Matteo.

Ablösung als Champions-League-Sieger?

In die bisherigen Trainer hatte Abramowitsch nicht immer soviel Vertrauen: Di Matteo ist der achte Coach seit der Übernahme durch den Oligarchen. Ob zur neuen Spielzeit Nummer neun folgt, ist nach wie vor offen. Abramowitsch äußerte sich auch am Rande des Finales nicht, stattdessen schlenderte er am Sonntagmorgen leger mit T-Shirt und Chelsea-blau umrandeter Sonnenbrille noch kurz durch die Münchner City.

Die Mannschaft brach gegen Mittag mit Geleitschutz auf zum Flughafen, von dort ging es weiter nach London zur großen Parade in den Straßen der englischen Hauptstadt. Die Finalhelden fuhren dort in einem eigens hergerichteten Cabrio-Bus durch die Metropole und präsentierten den zehntausenden versammelten Fans die Trophäe. Und manch einem war Teil eins der Party schon anzumerken. "Wir hatten eine lange Nacht", gab Cech zu, der am Tag nach dem Triumph noch einen Grund zum Feiern hatte: Der Elfmeter-Killer wurde 30 Jahre alt. "Ich habe vor dem Spiel gesagt, dass ich keinen Kuchen haben will, wenn wir gewinnen", sagte er. Die Trophäe sei das beste Geschenk.

Quelle: ntv.de, Jens Marx, dpa

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