"Ich ertappe mich immer öfter" Christian Streich spricht über Abschied vom SC Freiburg
23.10.2023, 19:01 Uhr
Seit dem 2. Januar 2012 ist Streich Cheftrainer des SC Freiburg.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Seinen Vertrag beim SC Freiburg verlängert Christian Streich immer nur für ein Jahr, obwohl er schon seit 2012 im Amt ist. In einem Interview spricht der 58-Jährige über seinen nahenden Abschied, weil die Energie schwinde. Einen Vereinswechsel schließt Streich für sich aus.
Trainer Christian Streich sieht das Ende seiner Amtszeit beim Fußball-Bundesligisten SC Freiburg schon bald kommen. "Ich spüre, dass ich älter werde. Die Kraft schwindet, es ist nun mal absehbar. Ich ertappe mich immer öfter bei dem Gedanken: Was kommt noch an Energie bei den Spielern an?", sagte der 58-Jährige dem Magazin "11 Freunde": "Und wenn ich feststelle, dass es nicht mehr reicht und es einen Jüngeren braucht, um an die Spieler ranzukommen, höre ich auf."
Mit seinen gesellschaftspolitischen Ansichten will Streich aber auch am Ende seiner Laufbahn nicht hinterm Berg halten. "Wenn mich jemand nach meiner Meinung zur AfD oder zur NPD fragt, gebe ich ihm auch gern eine Antwort", sagte der Coach: "Weil ich es als meine Verpflichtung als öffentliche Person sehe, auf die Gefahren hinzuweisen, die von solchen Parteien und ihren Politikern ausgehen."
Der dienstälteste Trainer der Bundesliga, der seit fast zwölf Jahren im Amt ist, hat auch keine Ambitionen auf einen Job bei einem anderen Klub. "Für mich ist das keine Option mehr", erklärte Streich, der seinen Vertrag bei den Breisgauern seit langer Zeit immer nur um ein Jahr verlängert.
Streich guckt in der Tabelle nur nach unten
Am vergangenen Wochenende hatten die Freiburger nach zuletzt zwei Pflichtspielniederlagen wieder einen Erfolg erkämpft, der Blick von Streich ging aber nicht in Richtung der Europapokal-Plätze. "Wir sind überglücklich, aber einfach weil wir jetzt 13 Punkte haben", sagte der Coach nach dem hart erkämpften 2:1 (2:1)-Heimerfolg gegen den VfL Bochum. "Wohin wir schauen, ist ja klar. Hochschauen brauchen wir nicht, das kommt von allein, wenn du gewinnst. Der einzige Blick für uns und viele andere Mannschaften auch ist rückwärts und Abstand halten, damit man Ruhe hat. Das haben wir geschafft."
In den vergangenen beiden Spielzeiten stand der Sport-Club einmal im Finale des DFB-Pokals, einmal im Halbfinale und qualifizierte sich zweimal für die Europa League. Dennoch schlägt Streich, der 2015 mit den Freiburgern in die 2. Bundesliga abgestiegen und 2016 den direkten Wiederaufstieg geschafft hatte, auch weiterhin zurückhaltende Töne an.
Auch seine Spieler wollen von einer vermeintlichen Favoritenrolle im Europa-League-Spiel beim FK TSC Backa Topola in Serbien am Donnerstag (18.45 Uhr/live bei RTL+ und im Liveticker bei ntv.de) nichts wissen. "Viele denken wahrscheinlich: Oh, Topola, wie spielen die überhaupt Fußball? Ich würde aber nicht sagen, dass wir der Favorit sind. Jedes Spiel in der Europa League ist für die ein Segen, die werden motiviert und engagiert sein gegen uns. Da müssen wir die Kräfte bündeln", sagte Vincenzo Grifo, der gegen Bochum per Strafstoß den Siegtreffer erzielt hatte.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa