Fußball

Die "Legende" verlässt Freiburg Christian Streich weint und umarmt einen "Flitzer"

Christian Streich umarmt einen Fan, der ihm ganz nah sein wollte.

Christian Streich umarmt einen Fan, der ihm ganz nah sein wollte.

(Foto: IMAGO/Sportfoto Rudel)

Der SC Freiburg lässt seinen Kulttrainer Christian Streich nach dem letzten Heimspiel hochleben - und der wirkt fast peinlich gerührt. Seit 2012 sorgte er selbst für ganz viele schöne Momente, Streich hat in ganz Fußball-Deutschland Herzen mit seiner besonderen Art erobert.

Als der emotionale Feiertag in Freiburg seinen Höhepunkt erreichte, bewies Christian Streich mal wieder seine menschliche Größe. Auf der Ehrenrunde wollte ihm ein aufs Feld stürmender Fan ganz nahe sein, wurde aber dabei von einem Ordner rüde abgegrätscht. Streich half dem in Tränen aufgelösten jungen Anhänger liebevoll auf, lag sich sekundenlang mit ihm in den Armen. Diese Szene war aber nur ein Highlight einer emotionalen Abschiedsparty - auch wenn Streich all die Plakate, Geschenke, Gesänge und T-Shirts nicht überbewerten wollte.

"Die Leute haben freundlicherweise applaudiert und ich habe ihnen applaudiert, weil sie auch toll sind", sagte Streich nach dem 1:1 (1:1) gegen den 1. FC Heidenheim in gewohnter Bescheidenheit: "Ich möchte mich einfach nur herzlich bedanken für alles." Den Abend seines 195. Bundesliga-Heimspiels ließ er im Kreise seiner Liebsten ausklingen. "Meine Schwester und meine Eltern sind da, dann essen wir was und trinken ein Glas Wein zusammen", erzählte er: "Schön im Garten."

"Niemals geht man so ganz. Danke für alles!"

Seit 2012 sorgte er selbst für ganz viele schöne Momente, Streich hat in ganz Fußball-Deutschland Herzen erobert. Selbst Heidenheimer Spieler und Fans huldigten ihm mit Standing Ovations. Die Freiburger Anhänger bejubelten ihren Kulttrainer ohnehin lautstark als "besten Mann" und zogen von ihrer "Legende" vor der Kurve eine überlebensgroße Pappfigur hoch. Die Spieler trugen Shirts mit der Aufschrift: "Niemals geht man so ganz. Danke für alles!"

Nach einer kurzen Ansprache stand Streich mit Tränen in den Augen vor seiner Kurve und verbeugte sich. Unter den Klängen der Rolling Stones drehte er seine Ehrenrunde. Die Fans klatschten begeistert, die La-Ola ging durchs Stadion. Ein Dank für "all die Jahre voller Leidenschaft, Haltung und Demut" stand auf einem riesigen Banner. Kommende Woche bei Union Berlin sagt der Coach dann nach zwölfeinhalb Jahren als Cheftrainer und 29 Jahren im Klub endgültig Adieu.

"Er ist ein Stück weit außergewöhnlich, hat eine andere Art", schwärmte Vincenzo Grifo: "Er ist nicht nur Trainer, er interessiert sich auch für den Menschen. Fußball ist ein hartes Geschäft, aber er kennt jeden Spieler auch privat. Man hat viele tolle Gespräche mit ihm, so baust du ein großes Vertrauen auf."

"Es ist ein Witz"

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Streich sei "ein außergewöhnliches Gesamtpaket", betonte Sportvorstand Jochen Saier. Streichs besondere Qualität sei "die Kombination aus Sachlichkeit, Empathie und Menschsein. Trotzdem hat er auch die Schärfe und Klarheit im richtigen Moment in der Kabine". Man könne "nicht genug wertschätzen, was er für diesen Verein geleistet hat, auch für uns als Mannschaft", ergänzte Kapitän Christian Günter: "Wir hätten ihm gerne einen Sieg geschenkt, weil wir wissen, dass es für ihn das Schönste gewesen wäre."

Denn Streich wäre nicht Streich, hätte er seinen Abschied nach dem durch die Treffer von Ritsu Doan (29.) und Nicolas Sessa (38.) entstandenen Remis vollends genießen können. "Es ist ein Witz", betonte er: "Ich fahre mit dem Gefühl heim, dass wir wieder zwei Punkte verloren haben." Am Samstag will er zum Abschluss die letzte Ausfahrt nach Europa nutzen.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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