Fußball

WM? Dabeisein für alle! Cowboy Infantino melkt den Fußball

Läuft für ihn: Gianni Infantino.

Läuft für ihn: Gianni Infantino.

(Foto: imago/HochZwei/Syndication)

Hm, kurz überlegen. Mehr Mannschaften spielen mehr Geld ein. Dann lass uns einfach 48 Teams zur Fußball-WM einladen. Gianni Infantinos Rechnung ist so einfach wie skrupellos. Sinnvoll ist das nicht. Aber lukrativ.

Wer sich fragt, ob eine Fußball-Weltmeisterschaft mit 48 Mannschaften sinnvoll ist, dem sei gesagt: Nein, ist sie nicht. Aber in neun Jahren, 2026, ist es so weit. Das hat die Fifa nun beschlossen. Damit ist es dem Weltverband erfolgreich gelungen, das sportliche Niveau der einzigen großen Veranstaltung, die er organisiert, bis zur Bedeutungslosigkeit zu verwässern. Aber warum macht die Fifa das? Weil sie es kann. Weil sie noch mehr Geld verdienen will. Weil sie sich in schlechter Tradition immer noch so organisiert, das ihr Präsident Gianni Infantino seine populistischen Vorschläge zur Erlangung und Erhaltung seiner Macht ohne großen Widerstand durchsetzen kann. Ist der Fußball noch zu retten? Es sieht nicht so aus.

Modus der Fußball-Mega-WM
  • Der neue Modus sieht eine Endrunde mit 48 Mannschaften vor.
  • Gespielt werden soll in 16 Gruppen mit je 3 Teams, nur die Gruppenletzten scheiden in der ersten Runde aus.
  • Ob Gruppenspiele bei Gleichstand durch ein Elfmeterschießen entschieden werden, ließ Fifa-Präsident Gianni Infantino offen.
  • Danach beginnt mit 32 Teams die K.o.-Runde - Sechzehntelfinale, Achtelfinale, Viertelfinale, Halbfinale, Finale.
  • Die nun 80 statt 64 Spiele werden in - wie bisher - 32 Tagen gespielt, was den abstellenden Vereinen entgegenkommt.
  • Laut Fifa bleibt zudem die Zahl der Ruhetage pro Mannschaft identisch.
  • Der veränderte Modus soll ab 2026 greifen.

Und nun? Warum hat sich der DFB nicht gegen die Mammut-WM gewehrt? Hatte nicht Präsident Reinhard Grindel zumindest für eine längere Beratungszeit plädiert? Brachte aber nichts. Die Deutschen sind gar nicht in dem Gremium, das nun diesen Wahnsinn beschlossen hat. Das Council der Fifa hat zurzeit 33 Mitglieder. Wolfgang Niersbach, der ehemalige Präsident des DFB, ist nach seiner Suspendierung und seinem Rücktritt nicht mehr dabei. Und Grindel ist noch nicht drin, er will sich erst im April in den Fifa-Rat wählen lassen. Zudem hätte ein deutsches Nein mutmaßlich wenig bewirkt, da jede Stimme gleich viel zählt, völlig egal, wie groß ein Verband ist. Und die kleineren Nationen finden das mit der Mega-WM prima. Nun steigen für sie die Chancen, am größten aller Fußballfeste teilzunehmen.

Gigantische Unterhaltungsindustrie

Genau damit hatte Infantino vor seiner Wahl vor knapp einem Jahr für sich geworben: Dabeisein für alle. Mehr WM, vor allen aber mehr Geld für jedermann. Statt wie bisher 1,6 Millionen Dollar, versprach er jedem der insgesamt 211 Mitgliedverbände nun alle vier Jahre fünf Millionen Dollar. Um aber zu halten, was er in Aussicht gestellt hatte, musste Infantino handeln. Derzeit beträgt der Umsatz des Weltverbandes 5,5 Milliarden Dollar. Das mit dem Gewinn funktioniert allerdings zurzeit nicht ganz so gut. Die Fifa muss ein Heer von Anwälten bezahlen, um sich gegen die globalen Korruptionsvorwürfe aus der Ära Joseph Blatter zu verteidigen. Die Justiz in den USA ermittelt munter weiter. Aus diesem Grund sind in jüngster Zeit mehrere Sponsoren abgesprungen.

Da das WM-Turnier die größte und im Grunde einzig ernstzunehmende Einnahmequelle des Verbandes ist, setzte Infantino, der Cowboy mit dem schwarzen Hut, genau dort an. Welche Kuh soll er auch sonst melken, wenn er nur eine im Stall hat? Da päppelt er sie lieber, auf dass sie gebe, was er sich erhofft. Indem er die Weichen gestellt hat, sein Versprechen Wirklichkeit werden zu lassen, sichert er seine Macht - mit Geld, auf Kosten des Sports.

Was passiert, wenn zu viele Teams bei einem Turnier teilnehmen, darüber haben die meisten bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Frankreich gestöhnt. Der Fußball, den die Zuschauer sehen, ist meist schlecht. Viele Spiele sind langweilig. Spieler klagen über die Belastung, auch Trainer warnen. Aber wen interessiert das schon? Profifußball ist immer weniger Sport und immer mehr Teil einer gigantischen, weltweiten Unterhaltungsindustrie. Insofern ist das, was die Fifa tut, nur konsequent. Sinnvoll ist eine WM mit 48 Mannschaften nicht. Aber sie ist äußerst lukrativ.

Quelle: ntv.de

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