Vor dem Spiel gegen Frankreich DFB-Elf will Gruppensieg
26.08.2009, 15:10 UhrIm Hotel ging Silvia Neid extra auf die Suche nach dem französischen Trainer-Kollegen Bruno Bini, um ihn zu begrüßen. "Ich wollte ihm 'Hallo' sagen, ich kenne ihn ja schon länger und finde, das gehört sich", sagt die DFB-Trainerin, deren Elf in der EM-Vorrunde wie der nächste Gegner Frankreich im "Scandic Rosendahl" von Tampere untergebracht ist.
Doch in den 90 Minuten auf dem Rasen am Donnerstag ab 16.30 Uhr ist es dann vorbei mit der Höflichkeit. "Die Französinnen mögen es nicht, wenn man sie direkt und aggressiv attackiert, ihnen keinen Raum gibt für Kombinationen. Aber wenn man sie spielen lässt, sind sie mit ihrer guten Technik sehr gefährlich", erläutert Neid die Strategie im zweiten Gruppenspiel, mit dem der Titelverteidiger den Viertelfinaleinzug perfekt machen will.
Nach dem 4:0-Auftaktsieg kann der sechsmalige Europameister mit einem Erfolg über Frankreich den Gruppensieg einfahren, wenn Island anschließend in Lahti gegen Norwegen nicht gewinnt. Als Erster der Gruppe B träfe Deutschland im Viertelfinale am 4. September in Lahti auf den Zweiten der Gruppe C - England, Italien, Russland oder Schweden. Doch soweit denkt im deutschen Team noch niemand. Denn Frankreich zählt längst zur Creme de la Creme des europäischen Frauenfußballs.
Der Weltrangisten-Achte um Spielmacherin Camille Abily, die jetzt für Los Angeles Sol in der neuen amerikanischen Profiliga kickt, gilt als unberechenbar. An guten Tagen kann Frankreich jedes Team der Welt schlagen, an schlechten aber auch bitter enttäuschen. Beim 3:1 gegen Außenseiter Island tat sich Binis Equipe schwer und drehte die Partie nach 0:1-Rückstand erst dank zweier Elfmetertore.
Krahn: "Nicht leichter als gegen Norwegen"
Neid hat sich mit ihrem Trainerstab intensiv mit den Französinnen beschäftigt. "Frankreich ist trotz des holprigen Starts einer der Turnierfavoriten. Da sind ganz andere Tugenden gefragt als gegen die Norwegerinnen, die robuster sind und mehr mit langen Bällen operieren", erläuterte die 45- Jährige. "Es wird sicher nicht leichter als gegen Norwegen, aber die Trainer werden uns taktisch wieder gut einstellen", betonte Innenverteidigerin Annike Krahn.
Um dem Gegner keine Hinweise zu liefern, macht Neid um die Aufstellung wie immer ein Geheimnis. Grund etwas zu ändern, hat Neid nicht. "Wenn wir Wechsel vornehmen, dann nicht, weil eine enttäuscht hätte. Aber wir wollen noch etwas länger im Turnier bleiben. Deshalb müssen wir schon überlegen, ob wir mit derselben Elf anfangen. Es war ja gerade für unsere Mittelfeldspielerinnen gegen Norwegen sehr anstrengend, weil sie viel laufen mussten", sagte Neid, die die Qual der Wahl hat.
Die erste Option ist die Hereinnahme der aggressiven Zweikämpferin Simone Laudehr für Kim Kulig. Die 19-jährige Hamburgerin lieferte zwar ein tolles EM-Debüt ab, ist aber noch jung und unerfahren - und eine Pause kann nicht schaden. Weltmeisterin Laudehr benötigt nach ihrer auskurierten Knieverletzung zudem Wettkampfpraxis. "Simone könnte gut zu Frankreich passen", deutete Neid an, und Laudehr selbst geht von ihrem Mitwirken aus: "Ich bin nach der Pause heiß und rechne damit, dass ich zum Einstaz komme. Vielleicht sogar von Beginn an."
Voraussichtliche Aufstellung
Deutschland: Angerer - Schmidt, Krahn, Hingst, Peter - Bresonik, Laudehr (Kulig) - Garefrekes, Prinz, Behringer – Grings
Fußball-Europameisterschaft, Frauen
Gruppe A
Sonntag, 23. August in Turku und Helsinki
Ukraine - Niederlande 0:2 (0:2)
Finnland - Dänemark 1:0 (0:0)
Mittwoch, 26. August in Helsinki
Ukraine - Dänemark 1:2 (0:0)
Niederlande - Finnland 1:2 (1:1)
Samstag, 29. August in Helsinki und Lahti
Finnland - Ukraine 16.30 Uhr
Dänemark - Niederlande 16.30 Uhr
1. Finnland | 2 | 3:1 | 6 |
2. Niederlande | 2 | 3:2 | 3 |
3. Dänemark | 2 | 2:2 | 3 |
4. Ukraine | 2 | 1:4 | 0 |
Gruppe B
Montag, 24. August in Tampere
Deutschland - Norwegen 4:0 (1:0)
Island - Frankreich 1:3 (1:1)
Donnerstag, 27. August in Tampere und Lahti
Frankreich - Deutschland 16.30 Uhr
Island - Norwegen 19 Uhr
Sonntag, 30. August in Helsinki und Tampere
Norwegen - Frankreich 15 Uhr
Deutschland - Island 15 Uhr
1. Deutschland | 1 | 4:0 | 3 |
2. Frankreich | 1 | 3:1 | 3 |
3. Island | 1 | 1:3 | 0 |
4. Norwegen | 1 | 0:4 | 0 |
Gruppe C
Dienstag, 25. August in Lahti und Turku
England - Italien 1:2 (1:0)
Schweden - Russland 3:0 (2:0)
Freitag, 28. August in Turku und Helsinki
Italien - Schweden 16.30 Uhr
England - Russland 19 Uhr
Montag, 31. August in Helsinki und Turku
Russland - Italien 18 Uhr
Schweden - England 18 Uhr
1. Schweden | 1 | 3:0 | 3 |
2. Italien | 1 | 2:1 | 3 |
3. England | 1 | 1:2 | 0 |
4. Russland | 1 | 0:3 | 0 |
Quelle: ntv.de, Ulli Brünger, dpa