Fußball

WM-Halbfinale gegen USA DFB-Frauen gegen Hope Solo

Hope Solo - gleichsam glamourös wie umstritten. Dass die US-Torfrau überhaupt mitspielen darf, ist nicht selbstverständlich. Viereinhalb Monate vor Beginn der WM in Kanada wurde die Nationaltorhüterin für einen Monat suspendiert.

Hope Solo - gleichsam glamourös wie umstritten. Dass die US-Torfrau überhaupt mitspielen darf, ist nicht selbstverständlich. Viereinhalb Monate vor Beginn der WM in Kanada wurde die Nationaltorhüterin für einen Monat suspendiert.

(Foto: USA Today Sports)

Olympiasiegerin, Welttorhüterin, Skandalnudel und seit 423 Minuten ohne Gegentor: Im ersten Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Kanada bekommen es die deutschen Spielerinnen mit Hope Solo aus den USA zu tun.

Es ist der vorgezogene Showdown bei der Frauen-WM in Kanada. Wenn die deutsche Frauen-Nationalmannschaft heute Nacht (01.00Uhr MESZ, in der ARD und auf Eurosport) im WM-Halbfinale auf das Team der USA trifft, dann stehen sich nicht nur zwei Frauenfußball-Supermächte gegenüber, sondern auch zwei ziemlich ungleiche Torhüterinnen. Auf der einen Seite steht mit Hope Solo eine gleichsam glamouröse wie umstrittene Skandalnudel im Tor der Amerikanerinnen. Auf der Gegenseite gilt Nadine Angerer als Elfmeter-Killerin und Vorzeigeprofi, die nicht so gern über ihre Rivalin spricht: "Sie ist eine super Torhüterin, aber was sie privat macht, interessiert mich nicht", sagt die Kapitänin der deutschen Fußballerinnen.

USA - Deutschland

Im Halbfinale der Frauen-WM in Montreal kommt es zum Kräftemessen der beiden höchstdekorierten Nationen im Frauenfußball. Es stehen sich der viermalige Olympiasieger USA gegen den zweimaligen Weltmeister Deutschland gegenüber. Die USA ist das einzige Team gegen das die DFB-Frauen eine negative Bilanz (1 Sieg, 2 Niederlagen) haben.

Solo, die beim viermaligen Olympiasieger USA im Tor steht, ist der große Rückhalt ihres Teams. Während des Turnier vereitelte die 33-Jährige schon elf Großchancen und kassierte erst ein Tor. Nur beim 3:1 im WM-Auftakt gegen Australien musste sie hinter sich greifen. In den folgenden 423 WM-Minuten hielt Solo ihren Kasten sauber. Das ist die längste Zu-Null-Strecke in der Geschichte des amerikanischen Frauenfußballs. "Sie ist wie eine Urgewalt auf dem Feld. Sie im Tor zu wissen, ist eine Motivation für uns alle. Wir sind glücklich, dass wir sie haben", sagt eine der Vorderfrauen Solos, Meghan Klingenberg.

Dabei hat Solo Glück, dass sie überhaupt bei der WM dabei ist. Angesichts ihrer zahlreichen privaten Eskapaden wäre sie sicher bei jedem anderen Verband auf Lebenszeit ausgeschlossen worden. In den vergangenen Jahren lieferte die dreifache Welttorhüterin weniger mit sportlichen Glanztaten für Schlagzeilen. Mit intimen Geständnissen, Zoff mit ihrem Ehemann und Nacktfotos landete sie regelmäßig in der Klatschpresse. Noch zu Jahresbeginn glich Solos Leben eher dem einer Kleinkriminellen denn dem einer der weltbesten Torhüterinnen. Wegen des Vorwurfs häuslicher Gewalt landete sie 2014 nach einem Familienstreit kurzzeitig sogar im Gefängnis. Vor WM-Beginn kamen brisante Details an die Öffentlichkeit, nach denen die dreimalige Olympiasiegerin nicht Opfer, sondern Hauptaggressor der Auseinandersetzung mit ihrer Halbschwester und deren Sohn gewesen sein soll.

WM-Krone fehlt Hope Solo noch

Der US-Verband und Nationaltrainerin Jill Ellis hielten trotzdem stets zu ihr - bis Ehemann Jerramy Stevens während eines Trainingslagers mit Solo auf dem Beifahrersitz wegen Trunkenheit am Steuer eines US-Teamvans festgenommen wurde. Solo wurde für 30 Tage gesperrt, denn das US-Team konnte auf dem Weg zum ersehnten dritten WM-Titel keinerlei Ablenkung gebrauchen, und kehrte danach geläutert in den Kader zurück. Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt, doch der Imageschaden war gewaltig. Sponsoren ließen sie fallen. Bei den Soccer-Fans in den Staaten gingen ihre Sympathiewerte in den Keller.

Auf der Gegenseite gilt Nadine Angerer als Vorzeigeprofi. Die 36-Jährige ist zwar mitunter ein eigenwilliger Freigeist, sorgt aber in erster Linie als Elfmeter-Killerin und als gereifte, humorvolle Führungsfigur einer jungen deutschen Mannschaft für Aufsehen. Ihre wilden Zeiten hat Angerer in jungen Jahren durchlebt. Da brachte sie es fertig, Einladungen zu DFB-Lehrgängen zu verpassen, weil sie wochenlang ihre Post nicht öffnete und lieber das Leben in der Münchner Großstadt genoss. Die für den Boulevard interessanteste Äußerung zum Privatleben der Weltfußballerin erschien in ihrer Autobiographie: "Mit einer Mitspielerin war ich nie zusammen."

Montreal wird das letzte Aufeinandertreffen der beiden Top-Torhüterinnen sein. Denn nach der WM ist Schluss für Angerer. Und für Solo ist es die letzte Chance auf den ganz großen Titel. Sie ist Olympiasiegerin, Welttorhüterin, Werbemillionärin, Fernsehtänzerin  - nur den WM-Pokal konnte sie in ihrer schillernden Karriere noch nie in die Luft recken.

So läuft die Frauen-WM
ACHTELFINALEVIERTELFINALE
Samstag, 20. JuniFreitag, 26. Juni
Deutschland -Schweden4:1 (2:0)Deutschland -Frankreich5:4 (0:1)
Sonntag, 21. JuniSamstag, 27. Juni
China -Kamerun1:0 (1:0)China -USA1:0 (0:0)
Brasilien -Australien0:1 (0:0)Australien -Japan0:1 (0:0)
Frankreich -Südkorea3:0 (2:0)Sonntag, 28. Juni
Montag, 22. JuniEngland -Kanada2:1 (2:1)
Kanada -Schweiz1:0 (0:0)   
Norwegen -England1:2 (0:0)HALBFINALE
Dienstag, 23. JuniMittwoch, 1. Juli
USA -Kolumbien2:0 (0:0)USA -Deutschland01.00 Uhr,
Montréal
Mittwoch, 24. JuniDonnerstag, 2. Juli
Japan -Niederlande2:1 (1:0)Japan - England01.00 Uhr,
Edmonton
      
SPIEL UM PLATZ 3FINALE
Samstag, 4. Juli, ab 22.00 Uhr in EdmontonMontag, 6. Juli, ab 01.00 Uhr in Vancouver

 

Quelle: ntv.de, mit sid

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