Glücklich im Halbfinale, von Selbstkritik keine Spur DFB-Frauen wollen Außenseiter sein
22.07.2013, 14:24 Uhr
"Die Schweden haben mehr Druck als wir": Lena Goeßling.
(Foto: dpa)
Nach dem Zittersieg gegen Italien stehen deutschen Fußballerinnen im Halbfinale der EM. Doch statt über Fehler zu sprechen, freuen sich Team und Trainerin Silvia Neid darüber, nun gegen Gastgeber Schweden nur Außenseiter zu sein.
Die gute Nachricht zuerst: Deutschlands Fußballerinnen stehen im Halbfinale. Immerhin hat das Team von Silvia Neid dem Druck standgehalten und verhindert, bei einer Europameisterschaft schlechter abzuschneiden als je zuvor. Die erste schlechte Nachricht aber ist: Gut gespielt haben sie trotzdem nicht. Die zweite: Nun geht es am Mittwoch ab 20.30 Uhr in Göteborg gegen Gastgeber Schweden. Will die DFB-Elf dort bestehen, muss sie sich enorm steigern. Und die dritte schlechte Nachricht: Die Spielerinnen und die Bundestrainerin machten nicht den Eindruck, als sei das ein Problem. Von Selbstkritik keine Spur.
Silvia Neid hatte beim 1:0 im Viertelfinale gegen Italien "ein super Spiel mit viel Leidenschaft" gesehen. "Jetzt gehören wir mit der jungen Mannschaft wieder zu den besten Vier in Europa, klasse! Das macht mich stolz und glücklich." Mittelfeldspielerin Nadin Keßler konstatierte: "Wir haben gezeigt, was wir können." Und Angreiferin Anja Mittag befand: "Gegen Schweden im Halbfinale zu spielen, ist richtig cool." Hauptsache gewonnen.
Dabei wäre dazu durchaus Anlass gewesen nach einer Partie, die zwar in Ordnung war, weil die Spielerinnen sich erfolgreich bemühten und kämpften - aber mehr auch nicht. Simone Laudehr überragte willensstark und aggressiv. Und das, obwohl sie nicht auf ihrer Position im defensiven Mittelfeld spielte, sondern auf der linken Außenbahn. Von dort aus gelang ihr, nach einem Eckball und mit etwas Glück, nach 26 Minuten das Siegtor.
Dankbar in der Rolle des Außenseiters
Ansonsten aber offenbarte die DFB-Elf das Manko, das sich auch schon bei der Niederlage gegen Norwegen im abschließenden Gruppensiel gezeigt hatte: Die Abwehr agiert solide, aber es hapert beim Spielaufbau. Ein paar wenige gute Kombinationen gegen Ende der Begegnung täuschen nicht darüber hinweg, dass das Team Probleme hat, einen defensiven Gegner mit spielerischen Mitteln zu besiegen. Die Matchwinnerin brachte es hinterher ganz gut auf den Punkt: "Wir wussten, dass wir heute nur als Mannschaft bestehen können. Eine Spielerin hat heute für die andere Fehler ausgebügelt."
Ansonsten aber richten sich alle dankbar in der Rolle des Außenseiters ein. Kapitänin Nadine Angerer freut sich "total auf das Spiel gegen den Gastgeber vor ausverkauftem Haus. Da sind wir keine Favoriten". Lena Goeßling ist sich sicher: "Die Schweden haben mehr Druck als wir." Auch Silvia Neid sieht die Bürde beim Gegner: "Die Schwedinnen haben eine ganz starke Mannschaft, sie sind der absolute Top-Favorit bei diesem Turnier." Allerdings hat das nach mäßiger Vorrunde und dem Zittersieg gegen Italien im Viertelfinale mit Tiefstapelei wenig zu tun. Sondern damit, dass die Schwedinnen bei diesem Turnier den klar besseren Eindruck hinterlassen haben.
Sie erlaubten sich nur in ihrem Auftaktmatch, als sie beim 1:1 gegen Dänemark zwei Elfmeter verschossen, einen kleinen Durchhänger. Danach lief es rund. Mit dem 4:0 im Viertelfinale gegen Island erzielte das Team von Trainerin Pia Sundhage schon 13 Turniertore, fünf davon allein Starstürmerin Lotta Schelin von Olympique Lyon als Führende der Torschützinnenliste. Die DFB-Frauen kommen auf vier Tore insgesamt. Schelin kennt auch die Bundestrainerin, sie sei eine absolute Topspielerin. Und auch die zweite schwedische Angreiferin sei gut, "diese Asalanta, oder wie die heißt", wie Silvia Neid bei der Pressekonferenz nach der Partie gegen Italien sagte." Sie meinte Kosovare Asllani.
Quelle: ntv.de, mit dpa/sid