Nachfolger von Toni Kroos? DFB-Kandidat Stiller erlöst VfB Stuttgart vom großen Druck
28.08.2024, 06:59 Uhr
Party-Schwaben.
(Foto: IMAGO/osnapix)
Beim VfB Stuttgart ist das Lächeln zurück. Der souveräne 5:0 (3:0)-Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Preußen Münster vertreibt die Sorge vor wachsender Verunsicherung. Zum Matchwinner wird Angelo Stiller, der offenbar vor seinem DFB-Debüt steht.
Im DFL-Supercup verdient sich der VfB Stuttgart viel Lob. Auch wenn das Spiel gegen Bayer Leverkusen knapp im Elfmeterschießen verloren geht. Nach dem Bundesliga-Auftakt beim SC Freiburg wenige Tage später steht dann plötzlich vieles infrage, das Spiel geht mit 1:3 verloren. Torwart Alexander Nübel wundert sich danach über das Spiel seiner Mannschaft. Ein Weckruf, der offenbar Gehör gefunden hat. Im DFB-Pokal an diesem Dienstagabend sind die Stuttgarter hellwach und lassen das kritische Gerede verstummen, bevor es laut ausgesprochen wird.
Ja, der Gegner ist "nur" Preußen Münster, ein Fußball-Zweitligist, der zu dieser Saison erst aufgestiegen war. Aber in der hitzigen Atmosphäre im Preußenstadion an der Hammer Straße 302 muss man erst mal bestehen. Auch als Vizemeister. Zumal der euphorische Trainer der Münsteraner, Sascha Hildmann, angekündigt hatte, dass seine Spieler vor der besonderen Kulisse über sich hinauswachsen würden. Doch dazu kam es nicht.
Bereits nach sieben Minuten war der Favorit in Führung gegangen. Der potenzielle Nationalspieler Angelo Stiller hatte getroffen. Zur Pause stand es nach weiteren Toren von Ermedin Demirovic (15.), Pascal Stenzel (35.) schon 3:0. Nick Woltemade (72.) und Atakan Karazor (80., Handelfmeter) besserten die Laune der Schwaben danach noch weiter auf, die sich schließlich über ein höchst souveränes 5:0 freuen durften. Das ist ein in allen Belangen unmissverständliches Statement gewesen, dass die Dinge doch nicht so schräg liegen, wie befürchtet.
"Es war Druck drauf heute"
Trainer Hoeneß baute sein Team nach der Liga-Pleite deutlich um. Es begann unter anderem wieder der zuletzt angeschlagene Nationalspieler Maximilian Mittelstädt als Linksverteidiger, EM-Teilnehmer Deniz Undav saß wie angekündigt zunächst auf der Bank. Für ihn startete Neuzugang Woltemade. Mittelstädt triebt das Spiel immer wieder couragiert an. Und Woltemade sammelte ein paar Argumente für mehr Einsatzzeiten. Auch wenn die in Konkurrenz mit Undav sowie den anderen Neuzugängen Demirovic und El Bilal Touré schwer zu verdienen sind.
"Es war Druck drauf heute", bekannte Trainer Sebastian Hoeneß und machte damit keinen Hehl daraus, dass er sich den Saisonstart selbst anders gewünscht hatte. "Bei uns haben sich viele neue Dinge ergeben im Sommer. Dafür brauchen wir Zeit und erfolgreiche Spiele. Solche Siege wie heute helfen sicher." Tatsächlich hatte der Klub in dieser Transferperiode einen hohen Preis für den überraschenden Erfolg aus der Vorsaison bezahlt, die man ja vor dem FC Bayern beendet hatte. Unter anderem Superstürmer Serhou Guirassy und DFB-Verteidiger Waldemar Anton waren zum BVB weitergezogen, der Rekordmeister aus München hatte sich Hiroko Ito geschnappt.
"Wir wollen die richtigen Schlüsse aus dem Spiel in Freiburg ziehen. Das ist uns nun gelungen. Das ist aber nicht selbstverständlich bei einem Aufsteiger in die 2. Liga mit großer Euphorie", befand Hoeneß, der sich besonders auf Stiller verlassen konnte. Den Spieler formt er bereits bei der dritten gemeinsamen Station, nach dem FC Bayern und der TSG Hoffenheim. Und in dieser Saison könnte der 23-Jährige so richtig ins Rampenlicht treten. Nicht nur als Schlüsselspieler im Verein, sondern auch als neuer Mann im DFB-Team. Dort gibt es nach den Rücktritten von Toni Kroos und İlkay Gündoğan noch unbesetzte Plätze.
"Joar, lassen wir uns überraschen"
Nach einem Ausflug in die Innenverteidigung gegen Freiburg, der großen Personalnot der Stuttgarter war das geschuldet, durfte Stiller im Pokal wieder auf seiner Lieblingsposition spielen. "Es macht einfach Spaß, weil es meine Position ist", sagte Stiller, der als "Man of the Match" ausgezeichnet worden war. Zum Thema DFB-Team und erstmalige Nominierung gab er sich dagegen verhalten: "Joar, lassen wir uns überraschen", sagte er, ließ aber im Interview ein vielsagendes Lächeln folgen. Trainer Hoeneß wusste jedenfalls nichts von einer Berufung durch Bundestrainer Julian Nagelsmann für die anstehenden Länderspiele gegen Ungarn (7. September) und in den Niederlanden (11. September). "Und wenn ich es wüsste, würde ich vielleicht auch nichts sagen", meinte Hoeneß. Beim VfB Stuttgart ist das Lächeln zurück.
Die Stuttgarter Fans sorgten unterdessen für einen kurzen Moment gemeinsamer Andacht. In Gedenken an die am vergangenen Samstag verstorbene Trainerikone Christoph Daum präsentierte der Gästeblock ein Banner mit der Aufschrift "Ruhe in Frieden, Meistertrainer Daum!" - auch die Gastgeber spendeten daraufhin Applaus. Daum war 1992 mit dem VfB Meister geworden.
Quelle: ntv.de, tno