U21 enttäuscht bei der EM DFB-Team baut auf Worthülsen und Wunder
26.06.2023, 11:19 Uhr
Schafft das Kollektiv das Wunder? Die DFB-Junioren haben nur noch geringe Chancen auf den EM-Verbleib.
(Foto: dpa)
Als Titelverteidiger mit großen Ambitionen in die EM gestartet, landen die DFB-Junioren unsanft. Das Aus ist wahrscheinlich, ein Verbleib im Turnier wäre ein Wunder. Trainer Antonio Di Salvo setzt auf Durchhalteparolen, während Angelo Stiller dem Gegner das Fußballspielen abspricht.
Ein DFB-Team fliegt als Titelverteidiger in der Vorrunde raus - ein inzwischen leidlich bekanntes Problem der deutschen Fußballer. Diesmal könnte es den U21-Junioren von Trainer Antonio Di Salvo so ergehen. Noch ist es ein Drohszenario, doch nach dem mauen zweiten Gruppenspiel mit der 1:2-Niederlage gegen Tschechien ein realistisches.
Die Ernüchterung ist riesig, auch wenn das Team aufgrund der Altersstufe, vieler Ausfälle und einiger ins A-Team hochgezogener Spieler nicht das alte ist. Der DFB war hoffnungsvoll zur EM in Rumänien und Georgien angetreten - und nun hilft nur noch ein kleines Fußball-Wunder, um sich aus fast aussichtsloser Lage irgendwie ins Viertelfinale durchzuwurschteln. "Ich glaube fest daran, mit Überzeugung. Jedes Spiel beginnt von vorne, im Fußball ist alles möglich", sagte Di Salvo nach dem bitteren 1:2 im zweiten Gruppenspiel gegen Tschechien. Die Durchhalteparolen reihten sich aneinander.
Olympia-Quali in Gefahr
Durch die Niederlage sind das Minimalziel Halbfinale und die damit verbundene Olympia-Qualifikation in weite Ferne gerückt. Ein Sieg gegen das favorisierte England am Mittwoch (18 Uhr/Sat.1 und im ntv.de-Liveticker) reicht alleine nicht für den Viertelfinal-Einzug. "Wir müssen gewinnen und Israel muss gewinnen. Das ist die einfache Formel", sagte Angelo Stiller, der gegen die Tschechen den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgt hatte. Doch selbst das könnte zu wenig sein, auch die Tordifferenz spielt eine Rolle. Israel muss im Parallelspiel gegen Tschechien gewinnen, gleichzeitig muss die Tordifferenz der Israelis anschließend schlechter sein als die der deutschen Mannschaft - oder das DFB-Team muss bei gleicher Tordifferenz zumindest mehr Tore erzielt haben. Oder, wenn auch diese Werte identisch sind, in der Fairplay-Wertung die bessere Bilanz aufweisen.
Ob beim alles entscheidenden Spiel Torjäger Youssoufa Moukoko mitwirken kann, der in der Auftaktpartie gegen Israel blass blieb und sich verletzte, ist weiterhin fraglich. "Wir haben einen Ultraschall gemacht, auf dem man auch sieht, dass er muskuläre Probleme hat", sagte Di Salvo. Nach der Partie gegen Tschechien erklärte er dessen Fehlen: "Die Schmerzen waren noch zu groß. Wir werden von Tag zu Tag schauen." Am Montagmorgen konnte er im Training immerhin schon wieder aufs Tor schießen. Zusätzlich droht gegen England auch der Ausfall von Stiller, der das Feld nach dem Abpfiff gegen Tschechien humpelnd verließ: "Ich mache jetzt einen Ultraschall und hoffe, dass es nix Schlimmes ist", sagte Stiller.
Trainer Di Salvo: "Ich bin ratlos"
Immerhin ist England mit sechs Punkten als Gruppensieger schon durch. "Das ist kein Nachteil, aber auch kein Vorteil", sagte Stiller mit Blick auf eine mögliche Rotation beim Gegner: "Jeder von denen hat Qualität, egal, wer auf dem Platz steht."
Genau diese Qualität fehlt dem deutschen Team, das gegen die beiden nominell schwächsten Teams des Turniers nicht gewinnen konnte. "Ich bin ratlos. An der Effizienz können wir wenig ändern. Es liegt dann am Spieler, ob er den Ball zu 100 Prozent über die Linie bringen will", sagte Stiller: "Da muss jeder Einzelne über sich nachdenken." Ratlos wirkte auch Di Salvo: "Wir haben nicht unsere besten Leistungen gezeigt - konstant über 90 Minuten und in beiden Spielen. Das ist schon eine schwere Situation für uns." Gegen die Tschechen habe seine Mannschaft vor allem "kein Tempo und keine Dynamik" erzeugen können. Auffällig war die Ideenlosigkeit des DFB-Teams. Trotz viel Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte, trotz 35 Flanken, trotz optischer Überlegenheit in der zweiten Halbzeit, verlor die Elf von Di Salvo.
Stiller schimpft auf Gegner
Statt selbstkritisch auf die eigenen Fehler zu schauen, schimpfte Stiller auf den Gegner: "Tschechien schießt nicht oft auf das Tor. Sie haben einen Konter, den sie gut ausspielen, aber sonst nicht wirklich was vom Spiel." Der Hoffenheimer haderte: "Sie haben sich hinten reingebunkert. Das war ja kein Fußball, was die da machen wollten."
Das tschechische Kollektiv war damit allerdings erfolgreich gegen ein deutsches Team, das zu jeder Gelegenheit den Teamgeist betont, auf dem Platz aber augenscheinlich nicht den absoluten Willen bewies. Die deutsche Auswahl habe "genug Widerstände gehabt in den letzten Wochen, die Mannschaft ist füreinander da und hält zusammen", sagte Di Salvo auch diesmal. Der 44-Jährige wartet noch auf seinen ersten EM-Sieg als Cheftrainer. Mit seiner Aussage spielte er auch auf den Rassismus-Eklat gegen Moukoko und Jessic Ngankam an, den das Team und der Verband mit deutlichen Worten gekontert hatten.
Di Salvo bemängelte jedoch die fehlenden Auswirkungen des Teamgeistes auf das Spiel: "Aber das müssen wir auch mal auf dem Platz in Form von Ergebnissen sehen." Dafür könnte es nun aber schon zu spät sein - und der Traum von Olympia am Mittwoch endgültig platzen.
Quelle: ntv.de, ara/sid