Fußball

Wettskandal: Rätsel um Referee DFB weiß mehr als er sagt

Der Fall Thorben Siewer wird immer rätselhafter. Der Deutsche Fußball-Bund hatte den Schiedsrichter gesperrt, da sein Name angeblich in den Akten der Staatsanwaltschaft Bochum zu möglichen Spielmanipulationen auftauchen soll. Nur: Niemand vom DFB hat bisher die Akten gesehen, wie ein Sprecher gegenüber n-tv.de bestätigte.

Woher weiß der Verband dann, dass der Name des Schiedsrichters aus Drolshagen in den Akten vermerkt ist?

Woher weiß der Verband dann, dass der Name des Schiedsrichters aus Drolshagen in den Akten vermerkt ist?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Der DFB hatte bislang noch keine Akteneinsicht, ist aber zuversichtlich, dass dies zeitnah geschehen wird", sagte DFB-Sprecher Stephan Brause gegenüber n-tv.de. Mittlerweile liegen die Akten den beiden Dachverbänden DFB und DFL vor. Doch woher wusste der Verband bereits am vergangenen Freitag, dass der Name des 22 Jahre alten Schiedsrichters aus Drolshagen im Sauerland in den Akten vermerkt ist? "Sie können sich sicher sein, dass der DFB mehr weiß, als er bislang – um die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht zu behindern - geäußert hat. Daher wissen wir sehr genau, dass der Schiedsrichter namentlich in den Akten auftaucht, allerdings nicht, in welchem Kontext."

DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte betont, für Siewer gelte die Unschuldsvermutung. Er gehe davon aus, dass "Siewer eher Opfer als Täter im Betrugsskandal ist". Warum hat der Verband den Namen des Schiedsrichters am vergangenen Freitag dennoch veröffentlicht? Er habe das zum Wohle Siewers getan, "um den Schiedsrichter unter anderem vor medialen Spekulationen um seine Person zu schützen, die es nach uns vorliegenden Informationen sicher gegeben hätte".

"Die Karriere von Thorben Siewer ist gefährdet"

Unter dem Schutz des DFB: Thorben Siewer.

Unter dem Schutz des DFB: Thorben Siewer.

(Foto: AP)

Siewer war am vergangenen Freitag als Assistent für die Samstagspartie der 3. Liga zwischen dem VfL Osnabrück und Wacker Burghausen ersetzt worden. "Schutzsperre" heißt das, und folgt man der Argumentation des Verbandes, klingt diese Bezeichnung logisch. Die Sperre bleibt bestehen, "bis der DFB Akteneinsicht bekommen und sich Klarheit verschaffen hat, in welchem Kontext der Schiedsrichter auftaucht". Dass der junge Mann nun am Pranger steht, ist für den Verband kein Problem. Stephan Brause: "Natürlich wird Herr Siewer seine Karriere beim DFB fortsetzen können. Noch einmal sei darauf hingewiesen, dass der DFB bislang zu keinem Zeitpunkt und in keiner Aussage ein Verdachtsmoment gegen den Schiedsrichter geäußert hat, sondern als Schutzmaßnahme aufgrund vorliegender Informationen eine Umbesetzung vorgenommen hat."

Nur: Andreas Hebbeker, Vorsitzender des Fußball-Kreises Olpe, zu dem auch Drolshagen gehört, sieht die Sache völlig anders: "Nach meinen Informationen steht der Name Siewer nicht in diesen Ermittlungsakten" . Der Jurist aus Olpe hatte seinen Unmut über das Vorgehen des Verbandes mitgeteilt. Daraufhin meldete sich Zwanziger telefonisch. "Das ist nicht selbstverständlich, dass Herr Zwanziger anruft”, sagte Hebbeker der "Westdeutschen Allgemeinen".

Geeinigt haben sich Zwanziger und Hebbeker aber nicht. Und so bleibt der Kreisvorsitzende dabei: "Ich halte das DFB-Vorgehen für unsensibel. Die Karriere von Thorben Siewer ist gefährdet. Der Verband hätte sich vor ihn stellen müssen.”

Quelle: ntv.de

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