Kjaers Kopfball hinter der Linie DFL schenkt Dzeko ein Tor
01.11.2010, 13:58 UhrVfL-Neuzugang Kjaer köpft bei Wolfsburgs 2:0 gegen Stuttgart sein erstes Bundesligator, doch Schiedsrichter Wingenbach gibt Dzeko als Torschützen an. Von den Fernsehbildern lässt sich auch die DFL nicht beeindrucken. Damit kommt Dzeko auf sieben Saisontore.
Simon Kjaer traf, doch das Tor bekam Edin Dzeko geschenkt. Bei dieser kuriosen Entscheidung blieb auch die Deutsche Fußball Liga wie zuvor bereits die Tordiebe Markus Wingenbach und Mark Borsch nach intensiven Beratungen unmittelbar nach dem 2:0 (1:0) des VfL Wolfsburg über den VfB Stuttgart. Obwohl der dänische Innenverteidiger am Samstag nach sechs Minuten eindeutig das 1:0 geköpft hatte, gab Schiedsrichter Wingenbach nach Rücksprache mit Linienrichter Borsch Edin Dzeko als Torschützen an.
"Aus unserer Wahrnehmung war der erste Ball nicht im Tor. Es blieben Restzweifel, deshalb haben wir zunächst weiterspielen lassen", hatte der Unparteiische aus Diez anderthalb Stunden nach dem Fußball-Bundesligaspiel erklärt. Wingenbachs Pfiff war ausgeblieben, als Kjærs Kopfball von der Unterkante der Latte hinter die Torlinie sprang. Erst als Dzeko den Abpraller ins Netz bugsierte, zählte der Treffer. "Da werden wir sicher noch drüber sprechen. Ich hoffe, es ist mein Tor", hatte Zwölf-Millionen-Euro-Neuzugang Kjaer direkt nach dem Spiel vergeblich auf sein vermeintliches Premierentor gehofft.
DFL bestätigt Tatsachenentscheidung
Die eindeutigen TV-Bilder stimmten weder die Schiedsrichter noch die DFL um. Wingenbach stand zu seiner Entscheidung, trug Dzeko als Torschützen in den Spielbericht ein und verhalf dem Bosnier zum Doppelpack. "Ich glaube, dass der Ball schon vorher drin war, aber zur Sicherheit habe ich ihn auch noch reingemacht", sagte Dzeko, der auch für die Entscheidung (76.) gesorgt hatte.
Die DFL bestätigte die Tatsachenentscheidung Wingenbachs nach einer Beratung. Torschützenkönig Dzeko kommt damit nach zehn Spielen offiziell auf sieben Treffer. Die DFL-Entscheidung ist nicht unerheblich, da Dzeko ein Kandidat für den erneuten Gewinn der Torjägerkanone ist. "Für Edin wäre das schon wichtig", hatte VfL- Manager Dieter Hoeneß daher bereits am Samstag betont.
Hoeneß plädiert erneut für Hilfsmittel
Die kuriose Situation nahm Hoeneß zum Anlass für ein erneutes Plädoyer zur Einführung technischer Hilfsmittel: "Ich war immer schon dafür. Ob der Ball im Tor war oder nicht - das ist das Elementarste, was ein Schiedsrichter zu entscheiden hat." Ins selbe Horn stieß Trainer Steve McClaren. "Ich bin ein Befürworter von Hilfsmitteln. Da ich Engländer bin, können Sie das sicher verstehen, wenn Sie an die WM denken", sagte Englands Ex-Nationalcoach mit einem gequälten Lächeln. Im WM-Achtelfinale zwischen Deutschland und England (4:1) hatte Schiedsrichter Jorge Larrionda ein klares Tor des Engländers Frank Lampard in einer ähnlichen Situation nicht gegeben.
Zwar hatte Wingenbachs Entscheidung für den VfL keine negativen Folgen, doch der klare Treffer hätte ohne Dzekos Nachsetzen nicht gezählt. "Das wäre natürlich bitter gewesen", sagte Hoeneß. So aber können er und vor allem der nach zuvor zwei Niederlagen bereits kritisierte McClaren am kommenden Samstag gelassener nach Frankfurt fahren. Mit 13 Punkten ist der VW-Club zwar immer noch nur Zwölfter, hat aber nur noch drei Zähler Rückstand auf die Europapokalplätze.
Für die Schwaben war die erste Niederlage unter Neu-Coach Jens Keller dagegen ein herber Dämpfer. Mit nur sieben Zählern aus zehn Spielen bleibt der VfB als Tabellen-16. nur knapp vor den direkten Abstiegsplätzen. "Die Enttäuschung ist unheimlich groß", sagte Keller, der für die Partie beim FC Getafe in der Europa League am Donnerstag in Madrid auf die Rückkehr einiger der sieben am Samstag verletzt fehlenden Profis hofft.
Quelle: ntv.de, Carsten Lappe, dpa