Leise Töne vom Lautsprecher Daum als Außenseiter in Hannover
16.02.2012, 12:22 Uhr
"Nicht nur für mich ist Hannover 96 der Favorit": Christoph Daum.
(Foto: dpa)
Zumindest für ein Spiel kehrt Christoph Daum auf den Bundesliga-Rasen zurück. Der Trainer des FC Brügge sieht sein Team als Außenseiter im Europaligaspiel bei Hannover 96. Nach dem Desaster in Frankfurt arbeitet der Trainer nun in Flandern. Und das durchaus erfolgreich.
Als Meister des Understatements ist Christoph Daum nicht bekannt. Doch der ehemalige Lautsprecher der Fußball-Bundesliga überraschte bei seiner Rückkehr nach Deutschland mit ungewohnt leisen Tönen. "Nicht nur für mich ist Hannover 96 der Favorit. Wir müssen ein oder zwei Gänge hochschalten, um bestehen zu können. Die Bundesliga hat eine höhere Intensität und stellt ein anderes Kaliber dar", erklärte der Trainer des FC Brügge vor dem Europaligaspiel bei den Niedersachsen heute ab 21 Uhr.
Hannover: Zieler - Cherundolo, Pogatetz, Haggui, Schulz - Pinto, Stindl - Schlaudraff, Pander (Rausch) - Diouf, Abdellaoue. - Trainer: Slomka
Brügge: Kujovic - Hoefkens, Donk, Figueras, Stenman - Zimling, van Acker, Vazquez - Meunier, Akpala, Refaelov. - Trainer: Daum
Schiedsrichter: Manuel de Sousa (Portugal)
Konzentriert und ausführlich beantwortete Daum nach seiner Ankunft in Hannover die Fragen der Journalisten. Seine Strategie, das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen und den Gegner starkzureden, verblüffte. Das wiederum freute den 58-Jährigen in seiner roten Trainingsjacke. "96 hat ein eingespieltes Team und hat sich in der Winterpause verstärkt. Wir haben dagegen unseren besten Spieler verkauft. Und der zweitbeste Spieler ist verletzt." Sein Erscheinen löste ein großes überregionales Interesse und Freude bei den Gastgebern aus. "Ich freue mich auf meine erste Begegnung mit Christoph Daum", sagte Mirko Slomka, sein Kollege aus Hannover. Gleiches gilt für Manager Jörg Schmadtke, der als Spieler bei Bayer Leverkusen unter Daum trainiert hat. "Es war damals sehr interessant, unter ihm zu arbeiten."
Die Strahlkraft des früheren Stuttgarter Meistertrainers Daum hat durch das Bundesliga-Engagement bei Eintracht Frankfurt aber erheblich gelitten. Nach sieben sieglosen Partien stieg er im Mai 2011 sang- und klanglos mit den Hessen ab und quittierte nach 54 Tagen von sich aus den Dienst. Bei seinem Neuanfang im vergangenen November in Flandern knüpfte Daum aber an erfolgreiche Trainerzeiten an.
"Das ist eine Partie auf Augenhöhe"
Derzeit liegt der gebürtige Zwickauer mit seinem Klub auf Platz zwei in der belgischen Jupiler League. Obwohl Brügge in der Winterpause in Dirar Nabil aus finanziellen Gründen einen wichtigen Stürmer verlor und für den Wechsel nach Monaco rund 7,5 Millionen Euro kassierte, reist das Team mit dem Selbstvertrauen von vier Siegen in Serie gegen Lokeren (3:0), Mons (2:0), Beerschot (5:1) und Gent (3:1) nach Hannover.
Kein Wunder, dass Slomka die Favoritenrolle ablehnt und von einem 50:50-Spiel spricht. "Das ist eine Partie auf Augenhöhe", erklärte Slomka. Ähnlich wie Daum legt er viel Wert auf Disziplin. Das bekam unter der Woche Edelreservist Altin Lala zu spüren. Der Albaner motzte im Training den Co-Trainer an und wurde bis Montag vom Mannschaftstraining suspendiert. In die engere Wahl für das Brügge-Spiel wäre Lala ohnehin nicht gekommen. Hannover 96 tritt bis auf Christian Schulz in Bestbesetzung an, Brügge muss Torwart Bojan Jorgacevic ersetzen. Daum hatte den Serben nach der Sonntag-Partie in Gent noch als wertvollsten Spieler gelobt. Doch weil Jorgacevic nicht für die Europa League gemeldet ist, wird wohl Vladan Kujovic zwischen die Pfosten rücken. Der dänische Mittelfeldspieler Niki Zimling, der wegen Komplikationen bei der Schwangerschaft seiner Frau zu Hause geblieben war, soll schnellstmöglich nachreisen.
Quelle: ntv.de, Peter Hübner, dpa