Boss sorgt sich um den Fußball Dem FC Bayern drohen gewaltige Einbußen
11.10.2020, 11:34 Uhr
"Ich weiß nicht, wie lange der Fußball das aushält."
(Foto: Roland Weihrauch/dpa/Archivbild)
Rund 100 Millionen Euro weniger: Auch der FC Bayern wird in der Coronakrise wegen der ausbleibenden Einnahmen bei Heimspielen wohl deutliche und schmerzhafte Verluste machen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sieht die Zukunft des Fußballs insgesamt gefährdet.
Karl-Heinz Rummenigge warnt schon seit Wochen, jetzt ist er erstmals deutlich geworden. "Ich schließe nicht aus", sagte er, "dass wir zum ersten Mal in meinen 19 Jahren als Vorstandsvorsitzender Verlust machen." Verlust? Der große und reiche FC Bayern München? Ja! Auch der Branchenprimus ist durch die Coronakrise schwer mitgenommen worden. Die Gehälter würden wieder "normal" bezahlt, berichtete Rummenigge in der "Bild am Sonntag", betonte aber: "Wir werden in diesem Geschäftsjahr kämpfen müssen." Das gilt allerdings noch mehr für andere Bundesligisten, glaubt Rummenigge. Schon jetzt seien in Deutschland Gerüchten zufolge "einige Klubs insolvenzgefährdet".
Sollte die soeben begonnene Saison aufgrund einer zweiten Welle sogar abgebrochen werden müssen, würden dies "mehrere Bundesligisten nicht überleben", prophezeite der Münchner Vorstandschef und betonte: "Mehrere!" Er könne sich "nicht vorstellen", ergänzte er skeptisch, "dass die Bundesliga in der jetzigen Form dann noch in der Zukunft weiterbestehen könnte".
Die Gewinnwarnung von Rummenigge für die FC Bayern München AG kommt indes nicht überraschend - auch ihr fehlen die Einnahmen aus den Spielen in der Allianz Arena. Vereinspräsident Herbert Hainer rechnete bereits vor Tagen vor, dass "uns pro Heimspiel vier Millionen bei Ticketing und Catering fehlen". Keine Zuschauer heiße ja auch: "Deutlich weniger Merchandising-Umsätze, weil die Leute keine Trikots kaufen, wenn sie nicht ins Stadion gehen dürfen. Wenn wir alles zusammenrechnen, fehlen uns Pi mal Daumen 100 Millionen." Rummenigge bestätigte diese Zahl.
"Es ist alles sehr traurig"
Im Geschäftsjahr 2018/2019 erwirtschaftete der Gesamtkonzern bei einem Umsatz von 750,4 Millionen Euro einen Rekord-Gewinn von 52,5 Millionen Euro. Die Coronakrise hat alles verändert, auch für die Münchner: Groß investiert wurde in diesem Sommer nur in Leroy Sané (50 Millionen Euro Ablöse), für die weiteren sechs Zugänge Marc Roca, Bouna Sarr, Eric Maxim Choupo-Moting, Douglas Costa, Alexander Nübel und Tanguy Nianzou zahlten sie zusammen nicht einmal 20 Millionen Euro. Und David Alaba haben sie unverblümt gesagt: Du verlangst zu viel Geld.
Doch der Champions-League-Sieger ist nicht alleine mit seinen Problemen. In seinem auf der Homepage veröffentlichten Geschäftsbericht geht Borussia Dortmund wenig überraschend davon aus, "dass die Ergebnisentwicklung in der Saison 2020/21 stark beeinträchtigt" von den Auswirkungen der Pandemie werde. Aufgrund der "hohen Planungsunsicherheit" in sämtlichen Erlösbereichen kalkuliert der BVB einen Jahresfehlbetrag von 70 bis 75 Millionen Euro ein. Zuletzt hatte der schwarz-gelbe Konzern ein Minus von "nur" knapp 44 Millionen Euro angegeben.
Nach Aussage von Rummenigge verliere "in ganz Europa jeder Klub zwischen 50 und in der Spitze 200 Millionen Euro in einer Saison, die er ohne Zuschauer spielen muss". Und wie lange ein Fußball-Klub dies aushalte, "das kann man sich an fünf Fingern abzählen". Rummenigge blickt deshalb wenig zuversichtlich nach vorne: "Die Zukunft des Fußballs steht wirklich auf tönernen Füßen. Ich weiß nicht, wie lange der Fußball das aushält. Es ist alles sehr traurig."
Quelle: ntv.de, Thomas Häberlein & Marco Mader, sid