Fußball

Duell der Ernüchterten in Mainz Der BVB kämpft gegen die Krise

Im letzten Jahr die Trainer-Überflieger der Bundesliga, in diesem Jahr mit ihren Teams nur Mittelmaß: BVB-Coach Jürgen Klopp und der Mainzer Thomas Tuchel.

Im letzten Jahr die Trainer-Überflieger der Bundesliga, in diesem Jahr mit ihren Teams nur Mittelmaß: BVB-Coach Jürgen Klopp und der Mainzer Thomas Tuchel.

(Foto: dpa)

Vor einem Jahr kämpften der FSV Mainz und Borussia Dortmund um Platz eins in der Fußball-Bundesliga. Nun treffen sich die gestürzten Überflieger in der "Tiefgarage" der Liga. Die Mainzer sehnen sich nach dem Spaßfußball aus der Vorsaison, Meister Dortmund nach der spielerischen Dominanz. Eine weitere Niederlage kann sich keiner erlauben.

Es gibt sie noch, die Momente, in denen Jürgen Klopp derart herzhaft lacht, als schraube Borussia Dortmund immer noch seine Gegner auseinander wie im berauschenden Frühjahr. Am Donnerstag war so einer, nachdem der Trainer aufgefordert worden war, "über Mainz 04" zu sprechen. Sonst jedoch erlebt man Jürgen Klopp derzeit häufig mürrisch. Irgendwie läuft es nicht mehr, und niemand weiß genau, warum.

"Treffen in der Tiefgarage", so abschätzig hat das Fachmagazin "Kicker" seine Vorschau auf das Duell des BVB bei Mainz 05 betitelt. Und es bot sich auch an, denn im Vorjahr war es ein Duell um den ersten Platz. Diesmal wird es ab 15.30 Uhr (im n-tv.de Liveticker) wird es ein Duell der Ernüchterten, jedoch nur scheinbar auf Augenhöhe. "Man darf jetzt nicht den Fehler machen, einen Porsche und einen Golf als gleichwertige Autos zu erachten, nur weil sie gerade mal die gleichen Rundenzeiten fahren", sagt der Mainzer Trainer Thomas Tuchel.

Kater nach dem Meisterrausch

Ratloser Meistertrainer: Jürgen Klopp verzweifelt an den Konzentrationsschwächen seines Teams.

Ratloser Meistertrainer: Jürgen Klopp verzweifelt an den Konzentrationsschwächen seines Teams.

(Foto: dpa)

Damit hat er perfekt beschrieben, dass der Kater in Mainz weniger schmerzt als in Dortmund. In Mainz ist es nur die Rückkehr in die Normalität, beim BVB dagegen das Ende eines meisterlichen Rausches. "Wir haben natürlich nicht das Gefühl, bisher eine Weltklasse-Saison gespielt zu haben", sagt Klopp. Gerne spricht er momentan von der Gier nach Siegen und maximaler Leidenschaft - sie scheinen zwischen Mai und September verloren gegangen zu sein.

"Vom Pech verfolgt?" Bei dieser Frage lacht Klopp nicht, er wird ernst. "Ganz im Gegenteil. Wir haben uns das selbst eingebrockt" - bloß keine Ausrede für Unkonzentriertheiten liefern. Das späte 1:2 bei Hannover war nochmal ein Tiefschlag, der es einem Trainer vergrätzen kann, Trainer zu sein. 1:0 nach 86 Minuten, alles gut. 1:2 nach 90, alles schlecht - Klopp hofft, es habe "vielleicht" einen Lerneffekt fürs Leben aus diesen Minuten gegeben: "Den Beweis, wie wir damit umgehen, müssen wir in Mainz erbringen."

Bender fehlt, Barrios dabei

Fehlen wird erneut Mittelfeldabräumer Sven Bender. Der Stammspieler, der schon beim 1:2 in Hannover gefehlt hatte, steht wegen eines leichten Muskelfaserrisses im Hüftbereich weiterhin nicht zur Verfügung. Für ihn soll BVB-Kapitän Sebastian Kehl nach abgelaufener Sperre voraussichtlich neben Neuzugang Ilkay Gündogan im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen.

Zurück aus dem Lazarett: BVB-Torjäger Lucas Barrios steht erstmals in dieser Saison im Kader.

Zurück aus dem Lazarett: BVB-Torjäger Lucas Barrios steht erstmals in dieser Saison im Kader.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erstmals in dieser Saison beorderte Trainer Jürgen Klopp Torjäger Lucas Barrios in den Kader. Der gefährlichste Angreifer des deutschen Meisters hatte sich bei der Copa América im Trikot von Paraguay eine schwere Muskelverletzung zugezogen und seitdem pausiert. Der Fixpunkt im BVB-Angriff wird schmerzlich vermisst. Robert Lewandowski kann die Barrios-Rolle als Anspielstation, Ballverteiler und Torjäger nur unzureichend ausfüllen. Nun könnte Barrios sein Comeback feiern - in Mainz.

Sehnsucht nach Spaßfußball

Dort wird alles getan, um wieder an den Spaßfußball der Vorsaison anzuknüpfen, es ist die Unbeschwertheit, die beim FSV plötzlich fehlt. Tuchel nimmt es mit Humor, obwohl er Niederlagen ebenso hasst wie der frühere Mainzer Klopp. Auf der Mitgliederversammlung hat Tuchel jüngst gesagt, er müsse bei den Anwesenden um Entschuldigung bitten. Als alle erwarteten, Tuchel würde nun sein Haupt senken und die vermeintliche Krise auseinanderpflücken, sagte er: "Es tut mir leid, dass ich nicht standesgemäß angezogen bin."

Dies wiederum war ein Moment, in dem augenscheinlich wurde, welche Ähnlichkeit Klopp und Tuchel verbindet. Humorvoll, verbindlich, mit vollem Einsatz, aber manchmal auch patzig, wie beim legendären Rededuell nach dem 1:1 in Dortmund im März. "Scheißegal, beschämend", solche Vokabeln flogen damals durch das TV-Studio. Größte Unterhaltung, nachdem Mainz in letzter Minute den Ausgleich erzielt hatte, während ein BVB-Spieler am Boden lag.

Nicht ausgeschlossen, dass es am Samstag eine Fortsetzung gibt. Genügend sportlicher Zündstoff ist jedenfalls vorhanden: Der Verlierer steckt in einer handfesten Krise.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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