VfB tritt auf der Stelle Der Betze bebt wieder
14.11.2010, 12:27 UhrDer Betzenberg in Kaiserslautern erlebt wieder einmal eine ganz besondere Partie. Der FCK dreht gegen Stuttgart noch einen 0:3-Rückstand und rettet einen Punkt. Sportlich treten beide Teams nach dem 3:3 auf der Stelle.

Gute Unterhaltug: Stuttgart führt in Kaiserslautern bereits mit 3:0. Und dann das.
(Foto: dapd)
Der Betzenberg bebte wie in seinen besten Zeiten. Sechs Treffer, eine dramatische Aufholjagd, unzählige kritische Entscheidungen und eine lange Nachspielzeit - alles was Deutschlands höchsten Fußball-Berg zu einem der geschichtsträchtigsten Stadien der Bundesliga gemacht hat, vereinte sich am Samstag im dramatischen 3:3 (0:2) des 1. FC Kaiserslautern gegen den VfB Stuttgart. Selbst VfB-Sportdirektor Fredi Bobic konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er auf das Spiel zurückblickte. "Das war wieder das typische Betzenberg-Feeling", fasste Bobic die turbulenten 94 Minuten zusammen.
Als keiner mehr auch nur einen Cent auf die Gastgeber gesetzt hätte, schrien, trampelten und klatschten die Anhänger ihren FCK zurück ins Spiel. 0:3 hatte das Team von Trainer Marco Kurz zurückgelegen, nachdem Christian Gentner einen Strafstoß für die Gäste verwandelt hatte (50. Minute). Doch mit den Einwechslungen der beiden Offensivspieler Ilian Micanski und Ivo Ilicevic korrigierte Kurz nicht nur seine zuvor zögerliche Taktik mit nur einer Spitze. Der Lauterer Trainer sorgte damit auch für einen Ruck bei den Fans, die ihre Schockstarre ablegten und die Roten Teufel wieder nach vorne peitschten.
"Stimmung wieder überragend"
"Ein großes Kompliment an unsere Anhänger. Sie haben uns gepusht, das war Betzenberg pur", sagte Kurz. Zunächst sorgten seine beiden Joker Micanski (58.) und Ilicevic (76.) für den Anschluss, dann gelang Mathias Abel per Hinterkopf der nicht mehr für möglich gehaltene Ausgleich (78.). "Der Betze hat wieder gelebt, die Stimmung war wieder überragend", sagte Abel, der sich nach drei Kreuzbandrissen wieder zurückgekämpft hat und damit die in der Pfalz so beliebte Mentalität ganz besonders verkörpert.
Unzählige Aufholjagden hat das Fritz-Walter-Stadion bereits erlebt, mit dem 7:4 nach 1:4 gegen den FC Bayern München 1973 als Höhepunkt. Doch auch das packende Südwest-Duell vom Samstag wird in die Vereinschronik der Pfälzer eingehen, auch wenn das Remis sportlich beiden Teams nicht weiter half. "Es war wichtig, dass wir nicht verlieren, weil wir so immerhin am VfB dran bleiben", sagte der Ex-Stuttgarter Christian Tiffert, der alle drei Treffer seines Teams vorbereitete, dennoch zufrieden.
"Das ist der Wahnsinn hier"
Der Mittelfeldspieler war auch an einer der vielen kritischen Szenen beteiligt, als er in der 31. Minute im VfB-Strafraum zu Boden ging. Doch wie in fast allen Situationen lag Schiedsrichter Babak Rafati (Hannover) auch in diesem Moment richtig und entschied nicht auf Elfmeter. Während der Betzenberg noch vor Entrüstung tobte, schloss Nationalspieler Cacau den Konter zum 2:0 ab (32.), nachdem Arthur Boka die Schwaben in Führung gebracht hatte (19.).
Doch die deutliche Führung reichte den Stuttgartern nicht zum ersten Auswärtssieg der Saison. "Wir haben uns nach dem 0:3 zu dumm angestellt. Das zeigt, dass wir doch noch nicht so weit und so gefestigt sind, wie wir dachten", sagte Gentner.
Auch Bobic sieht auf seine Mannschaft noch viel Arbeit zukommen. "Der Weg aus dem Tabellenkeller wird steinig, das wussten wir. 60 Minuten war das von uns aber eine richtig gute Leistung", sagte der frühere Torjäger, der als Spieler selbst so manchen Fußball-Krimi auf dem Betzenberg miterlebt hatte. "Das ist der Wahnsinn hier, aber so macht Fußball auch Spaß", sagte Bobic. Jeder der 46.904 Zuschauer hätte diese Aussage am Samstag unterschrieben.
Quelle: ntv.de, Lars Reinefeld, dpa