Tripleträume und sprudelnde Millionen Der FC Bayern sieht rosarot
04.04.2012, 16:06 Uhr
In München herrscht derzeit der Aggregatzustand hemmungslose Euphorie vor.
(Foto: dpa)
Ein Titel, zwei - oder sogar drei? Nach dem lockeren Spaziergang ins Halbfinale der Champions League träumt der FC Bayern vom Triumph in allen drei Wettbewerben. Präsident Uli Hoeneß wichtet schon einmal, welcher Titel für ihn am wichtigsten wäre. Bundestrainer Joachim Löw hofft auf den ganz großen Coup für den deutschen Fußball.

So leicht wie gegen Marseille wird es für die Bayern in der Champions League jetzt nicht mehr.
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Das Ziel der "Road to Munich" ist für die Bayern endlich sichtbar, der Traum vom Triple lebt. Im Überschwang des souveränen Halbfinal-Einzugs der Münchner gab Uli Hoeneß gar schon mal einen kleinen Einblick in seine persönliche Trophäen-Rangliste. "Der Titel in der Champions League wäre mir natürlich lieber als die Meisterschaft", gestand der Präsident, "aber er ist halt schwieriger zu erreichen als die deutsche Meisterschaft. Insofern müssen wir uns weiterhin sehr auf die Meisterschaft konzentrieren, trotzdem die Champions League nicht aus den Augen verlieren." Auch Bundestrainer Joachim Löw hofft auf einen Coup des Rekordmeisters am 19. Mai. Schon eine Final-Teilnahme wäre für den deutschen Fußball "extrem wichtig".
Am Endspielort stimmten die Fans nach dem 2:0 im Rückspiel gegen Marseille schon Feier-Gesänge an. Die Bayern-Stars um den bis 2016 an den Verein gebundenen Mario Gomez jubelten dagegen vor der Fankurve noch zurückhaltend. "Die Freude ist natürlich groß, aber es wurde heute nicht so gezeigt, weil wir in Marseille schon 2:0 gewonnen hatten", meinte Manuel Neuer inmitten der Münchner Vielspielwochen. Ob die Bayern wirklich bis zum Ende des Spieljahres dabei sind, entscheidet nun der programmierte Europapokal-Klassiker mit Real Madrid. Die Basis gegen den früheren Jupp-Heynckes-Club soll am 17. April zu Hause gelegt werden, am 25. April im Bernabéu-Stadion dann das Final-Ticket gebucht werden. An dem Ort, an dem die Münchner im Mai 2010 das Endspiel gegen Inter Mailand verloren. Trainer der Italiener damals: Reals aktueller Coach José Mourinho.
Königliche Höhepunkte
Tore: 1:0 Olic (13.), 2:0 Olic (37.)
München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Timoschtschuk, Luiz Gustavo - Thomas Müller (39. Rafinha), Toni Kroos (67. Pranjic), Ribery - Olic (75. Gomez)
Marseille: Mandanda - Azpilicueta, Fanni, Nkoulou, Morel (46. Amalfitano) - Mbia, Cheyrou - Ayew - Valbuena, Remy (63. Kabore), Brandao (74. Gignac)
Referee: Moen (Norwegen) Zuschauer: 66.000 (ausv.)
Schüsse: 17:9 Ecken: 9:2 Ballbesitz: 49:51
Die Partie im Liveticker von n-tv.de nachlesen!
"Spiele gegen Real Madrid sind immer der Höhepunkt der Karriere eines Spielers und insofern freuen wir uns sehr auf diese Begegnung", betonte Hoeneß. Zuversicht vor dem Duell mit den erst ab 20.45 Uhr (im n-tv.de Liveticker) im Viertelfinal-Rückspiel gegen Nikosia (Hinspiel 3:0) aufgelaufenen Spaniern sollte die Bilanz machen: Die in Madrid als "Bestia negra" (schwarze Bestie) gefürchteten Münchnern gingen in 18 Duellen zehnmal als Sieger vom Platz. In vier bisherigen Halbfinal-Duellen kamen die Bayern dreimal weiter - und zumindest nach Ansicht von Diego Maradona werden das die Münchner auch wieder tun. "Der FC Bayern wird Madrid ausschalten", twitterte der einstige Weltstar.
Um die Bilanz wirklich auszubauen müssen die Münchner "natürlich zwei Sahnetage erwischen", wie Neuer vor dem Duell gegen die DFB-Kollegen Sami Khedira und Mesut Özil betonte. "Man freut sich, sie nicht nur in der Nationalmannschaft mal zu sehen, sondern auch gegen sie zu spielen." Wenn die Bayern aber Defensiv-Lücken wie am Dienstag in der ersten Hälfte gegen Olympique aufweisen, werden Özil, Kaka, Cristiano Ronaldo & Co. Danke sagen. Allein in 30 Liga-Spielen glückten dem Tabellenführer der Primera División 100 Tore. Aber auch die Offensive der Bayern um den am Dienstag herausragenden Franck Ribéry und den geschonten Arjen Robben kann sich sehen lassen. Und jetzt fängt auch noch der gegen Marseille zweifache Torschütze Ivica Olic wie in der Final-Saison 2010 zu treffen an.
Topleistung gegen ein Topteam
"Wir wissen alle, dass Real eine europäische Topmannschaft ist und wir wollen beweisen, dass wir das ebenfalls sind", betonte Toni Kroos. "Das sind die Spiele, zu denen wir hin wollten. Jetzt sind wir da und jetzt werden wir uns da messen müssen." Wie die ebenfalls mit Gelb vorbelasteten Jerome Boateng, Luiz Gustavo und Thomas Müller handelte er sich keine weitere Verwarnung ein. Neu hinzugekommen in diese Gruppe ist David Alaba. Bei einer Gelben Karte im Hinspiel gegen die "Königlichen" steht eine Zwangspause für das Rückspiel des offiziell mit "Road to Munich" überschriebenen Weges an. Weitere 5,6 Millionen Euro an Prämien würde der Final-Einzug bringen, jetzt haben die Münchner alles in allem schon 50 Millionen in der Königsklassen-Saison verdient.
Erst einmal aber gilt nun alle Konzentration der Bundesliga. Im Programm mit Champions League und dem Liga-Gipfel gegen Dortmund wirkt der FC Augsburg am Samstag wie eine Aufgabe, die man im Vorbeigehen erledigen kann. "Vor Augsburg habe ich mehr Angst, weil ich hoffe, dass die Spieler das ernst nehmen werden", betonte Hoeneß. In den "bayerischen Wochen", so Karl-Heinz Rummenigge, seien gute Nerven gefragt. "Und die haben wir, glaube ich", sagte der Vorstandschef.
Neben der Psyche wird auch die Kraft im Duell mit Madrid und dem Liga-Schlager gegen Dortmund am 11. April eine große Rolle spielen. "Trainer Jupp Heynckes macht das fantastisch mit der Rotiererei", lobte Hoeneß nach dem achten Spiel in 25 Tagen. "Aber gegen Real Madrid wird natürlich nicht rotiert, da muss die beste Mannschaft spielen." Wie wohl auch gegen Borussia Dortmund am 11. April.
Quelle: ntv.de, dpa