Fußball

Champions League, und keiner weiß warum Der Fußballgott rettet Schalke

Pure Erleichterung - die Schalker Spieler nach dem Sieg.

Pure Erleichterung - die Schalker Spieler nach dem Sieg.

(Foto: imago sportfotodienst)

Geld allein macht nicht glücklich: Schalke spielt sich mit einer erbarmenswürdigen Leistung und Glück in die Millionen-Maschine Champions League. Doch die Probleme bleiben - der Trainer wackelt, der Kader braucht Verstärkung.

Geschafft - Trainer Jens Keller und sein Kapitän Benedikt Höwedes.

Geschafft - Trainer Jens Keller und sein Kapitän Benedikt Höwedes.

(Foto: imago sportfotodienst)

Der Fußballgott hatte lange keinen guten Stand auf Schalke. Er war unerwünscht, eine Persona non grata, wurde gar verleugnet - seit der legendären Minuten-Meisterschaft 2001, als der damalige Manager Rudi Assauer greinte: "Ich glaube nicht mehr an den Fußballgott." Es ist Zeit für eine Rehabilitation.

Man kann den Schalker Einzug in die Gruppenphase der Champions League mit Glück erklären. Aber das wäre zu profan. Es war eher so: Der Fußballgott hat die Sache erleichtert, geschafft haben es die Schalker dann selbst. "Mit Hängen und Würgen", wie Matchwinner Julian Draxler nach dem 3:2-Sieg gegen Paok Saloniki sagte, und damit die Leistung seiner Mannschaft noch beschönigte.

Das milde Urteil gönnten sich die Sieger vielleicht auch zu Recht. "Bei aller Kritik: Wir haben in Unterzahl noch zwei Tore gemacht", sagte Sportdirektor Horst Heldt. Das muss man den Schalkern lassen, sie trafen zur rechten Zeit. Kurz nach dem Platzverweis für Jones machte Draxler in der 67. Minute das 2:1, er war es auch, der kurz vor Schluss mit einer Energieleistung das 3:2 von Szalai vorbereitete. Dazwischen aber wankte Schalke und fing sich das 2:2, ein weiteres Gegentor und damit das Ausscheiden lag in der Luft. Fehlpässe, Stoppfehler, Abstimmungsprobleme – so, wie sich Schalke über weite Strecken präsentierte, ist es schlicht unfassbar, dass dieses Team zu den besten Europas gehören soll.

Der Hexenkessel ist leer

Der dürftige Auftritt der Schalker passte zur Umgebung. Ein Hauch von UI-Cup wehte durch das Toumba-Stadion, nur rund 150 Fans der Knappen und die Delegationen der Klubs saßen auf der Tribüne. Nicht auszudenken, welchen Lärm fast 30.000 griechische Fans gemacht hätten. Es fügte sich für die Schalker, dass die Uefa Paok Saloniki mit drei Geisterspielen bestraft hatte, weil die Anhänger im vergangenen Jahr in der Europa League randalierten.

Nicht auszudenken auch, wäre das Team von Trainer Jens Keller auf einen besseren Gegner getroffen. Auf Metalist Charkow etwa, den vor Oligarchen-Millionen strotzenden Vizemeister der Ukraine, der den Knappen ursprünglich zugelost worden war. Charkow führt derzeit die ukrainische Liga an, mit einer Torbilanz von 16:4 und sechs Siegen aus sieben Spielen. Es fügte sich für die Schalker, dass die Uefa die Ukrainer kurz vor den Spielen von allen Wettbewerben suspendierte. Kurz darauf bestimmte die Uefa, zu deren Sponsoren übrigens der russische Ölkonzern Gazprom gehört, den neuen Gegner für Schalke, auf dessen Trikot übrigens der Schriftzug von Gazprom prangt.

Große Aufgaben in der Bundesliga

Den Schalkern kann das jetzt egal sein, sie haben das erste große Saisonziel erreicht, die goldenen Tröge der Champions League. Einen Teil der garantierten 20 Millionen Euro Einnahmen wird Sportdirektor Horst Heldt auf den Transfermarkt tragen, offenbar ist Schalke stark an Dennis Aogo vom HSV interessiert. Angeblich wurden Heldt auch Ronaldinho und Samuel Eto'o angeboten – wie das eben so ist, wenn ein Verein zu viel Geld kommt.

Es könnte aber bald noch ein großer Posten das Schalker Konto belasten: eine Abfindung für Trainer Jens Keller. Seit seinem ersten Tag als Trainer im Dezember 2012 wirkt er nur wie eine geduldete Zwischenlösung. "Der Sieg gibt dem Team Auftrieb", sagte Keller nach dem Spiel gegen Saloniki. Das mag er wirklich glauben, auf einen Aufschwung in der Liga deutet aber nichts hin.

Am Samstag kommen die noch ungeschlagenen Leverkusener in die Arena auf Schalke. Stürmer Adam Szalai wird verletzt fehlen, er hat sich vermutlich einen Kahnbeinbruch zugezogen. Auch Kapitän Benedikt Höwedes kann nicht mitwirken, er ist gesperrt. Am folgenden Spieltag reisen die Schalker zu den starken Mainzern, und dann kommen die Bayern. Ob dann noch viel vom "Auftrieb" übrig ist? Die Schalker sollten dem Fußballgott vorsichtshalber einen Tempel bauen.

Quelle: ntv.de

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