Fußball

Keeper-Ikone Uli Stein wird 70 Der Mann, der Kaiser Franz zum "Suppenkasper" machte

Uli Stein (r.) und der von ihm als "Suppenkasper" verhöhnte Beckenbauer (M., stehend).

Uli Stein (r.) und der von ihm als "Suppenkasper" verhöhnte Beckenbauer (M., stehend).

(Foto: picture alliance / Pressefoto Rudel)

Uli Stein feiert diese Woche seinen 70. Geburtstag. Der Torhüter überzeugte auf dem Platz mit sportlicher Klasse, leistete sich aber auch einige Skandale. Eine unbedachte Äußerung brachte den Europapokalsieger von 1983 um den Weltmeister-Titel 1990.

HSV-Idol, Torwart-Rebell - und unbequemer Lautsprecher: Uli Stein hat in seinem Leben schon so einige Schlagzeilen produziert. Doch der ewig streitbare Querkopf steht dazu. Reue im gehobenen Alter? Fehlanzeige! "Ich würde alles nochmal genauso machen. Fast alles", sagte er dem "Kicker" rückblickend. Am morgigen Mittwoch wird der Typ mit Ecken und Kanten im engeren Familienkreis seinen 70. Geburtstag feiern.

Vom Fußball hat er längst nicht genug. Mit seiner Meinung hält Stein nicht hinter dem Berg, seine große Liebe Hamburger SV kriegt gerne mal eine volle Breitseite ab. Und auch vom aktiven Sport kann er nicht lassen: Erst vor wenigen Wochen streifte der extrovertierte Ex-Keeper noch einmal die Handschuhe über. Bei einem Benefizspiel im westfälischen Lippstadt flog er "wie in alten Zeiten" durchs Tor.

Seine sportliche Qualität war stets unumstritten. Der gebürtige Hamburger spielte zwischen 1980 und 1987 sowie in der Saison 1994/95 für den HSV, erlebte die ganz großen Zeiten des Klubs. Stein gewann mit den Hanseaten 1983 den Europapokal der Landesmeister, wurde zweimal deutscher Meister (1982 und 1983) und holte den DFB-Pokal (1987) - Erfolge, von denen die Hamburger heute allenfalls träumen.

DFB stellte sich gegen Stein-Comeback

Ein Leisetreter war Stein dabei allerdings nie. Legendär und unvergessen ist die "Suppenkasper-Affäre" bei der Weltmeisterschaft 1986. "Ich war in der Form meines Lebens, habe das alles nicht verstanden", erklärte Stein im Nachgang. Weil ihm Toni Schumacher im Tor vorgezogen wurde, verspottete Stein beim Mittagessen im Kollegenkreis den damaligen Teamchef Franz Beckenbauer in Anlehnung an einen Werbespot des Kaisers als "Suppenkasper".

Durch die Indiskretion eines Mitspielers landete der Vorfall bei den Oberen - Stein wurde vom damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger und auf Initiative von Beckenbauer nach Hause geschickt. Es war das unrühmliche Ende seiner Karriere in der Nationalmannschaft. Eine Rückholaktion durch Beckenbauer scheiterte vor der WM 1990 am Veto der DFB-Granden.

Als Stein die "Kobra" ausknockte

Für einen beispiellosen Eklat sorgte Stein mit seinem Faustschlag gegen Jürgen "Kobra" Wegmann im Finale des Supercups 1987. Als der Bayern-Stürmer Stein an jenem Abend des 28. Julis 1987 zum zweiten Mal überwunden hatte, knockte der Torhüter ihn kurzerhand aus und kassierte dafür die Rote Karte. Es war der Anfang vom Ende seiner ersten HSV-Zeit.

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Bis zum Ende seiner langen Karriere bestritt der sechsmalige Nationalspieler für den HSV, Eintracht Frankfurt und Arminia Bielefeld 512 Bundesliga-Spiele und belegt damit immer noch Platz zehn in der Liste der Rekordspieler. Mit 42 Jahren machte er sein letztes Erstligaspiel und ist damit bis heute der zweitälteste Bundesligaspieler nach Klaus Fichtel.

Nach dem Karriereende arbeitete er unter Chefcoach Berti Vogts unter anderem als Torwarttrainer für Nigeria und Aserbaidschan. In der Bundesliga bekam er zum eigenen Bedauern keinen Job mehr. "In den Vereinen sind keine Leute gefragt, die eine eigene Meinung haben. Die werden nicht gesucht", haderte Stein. Er vermisst in der heutigen Fußballbranche echte Kerle. Kerle wie ihn.

Quelle: ntv.de, sue/sid

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