Fußball

Courtois' bizarrer Kampf Der fliegende Superheld von Real Madrid

Thibaut Courtois war der Finalheld von Madrid.

Thibaut Courtois war der Finalheld von Madrid.

(Foto: dpa)

Der FC Liverpool drängt im Finale der Champions League auf das Tor von Real Madrid - doch dort finden die Reds in Thibaut Courtois ihren Meister. Der Keeper von Real Madrid ist der Matchwinner. Angestachelt wurde er übrigens vom Kampf nach Anerkennung.

Der "heilige" Titan Thibaut Courtois spielte auf dem Feld mit seinen kleinen Kindern Adriana und Nicolas, immer wieder küsste er den legendären Pokal, eine Sache wurmte den Torhüter von Real Madrid aber doch. "Es tut mir nur leid um meinen Bruder, der morgen heiratet - und ich kann nicht dabei sein", sagte der Held des Champions-League-Endspiels und schickte freundliche Grüße in seine belgische Heimat. Die verpasste Hochzeit war indes für Courtois der einzige Makel an einem ansonsten perfekten Wochenende.

"Das ist das beste Gefühl meines Lebens, abgesehen von der Geburt meiner Kinder. Darum bin ich auch sofort zu meiner Familie gelaufen. Sie wissen, was ich in den all den Jahren geopfert habe", sagte der 30-Jährige, der die Stürmer des FC Liverpool beim 1:0 (0:0) in Paris mit seinen Glanzparaden reihenweise zur Verzweiflung gebracht hatte. Mit der Hand, der Faust, dem Fuß. Die spanische Zeitung "Marca" schrieb am Tag danach vom "Wunder des heiligen Courtois", aus dessen Händen man "einen Guss herstellen und sie in einem Museum ausstellen" sollte. Die "AS" nannte den zum besten Spieler des Finals gekürten Torhüter schlicht "die belgische Wand".

Carlos Prophezeihung

"Ich habe bei der ersten Parade gefühlt, dass heute keiner gegen mich trifft", sagte der fliegende Torwart, der 2014 mit Atlético Madrid das Finale gegen Real verloren hatte und 2018 nach vier Real-Titeln in fünf Jahren zu den Königlichen gekommen war. "Ich habe ihm gesagt, du wirst das Finale für uns gewinnen - und das hat er getan", sagte Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti nach dem Spiel. Was für eine Prophezeiung.

Als Jürgen Klopp, der Trainer der unterlegenen Engländer, nach den Gründen für die Niederlage seines Teams gefragt wurde, wurde es fürchterlich banal. An der einfachsten Sache der (Fußball)-Welt habe es gelegen. "Sie haben ein Tor geschossen, wir nicht." Wenn der Torwart des Gegners "Man of the Match" ist, dann "weißt du, dass irgendwas scheiße gelaufen ist". Statt Torjubel der eigenen Mannschaft wurde Klopp beeindruckter Zeuge einer Masterclass in Torverhinderungen. Was für eine Heldengeschichte.

"Gezeigt, wer der König von Europa ist"

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Courtois war immer da, wenn er gebraucht wurde. Neunmal musste er eingreifen, neunmal parierte er. Manchmal prächtig. In der ersten Halbzeit lenkte er etwa einen Schuss von Sadio Mané an den Pfosten, nach der Pause war er gleich mehrfach gegen Mo Salah zur Stelle, wehrte mit brillantem Stellungsspiel und noch stärkeren Reflexen ab. Courtois verspürt nach dem Triumph auch eine Genugtuung. "Ich habe viele gesehen, die mich kritisiert haben, aber heute haben wir wieder gezeigt, wer der König von Europa ist", sagte er. "Heute konnte mir niemand den Wunsch nehmen, die Champions League zu gewinnen. Ich wollte unbedingt gewinnen." Er holte erstmals in den Titel in der Königsklasse. "Ich fühle mich dieses Jahr sehr gut, wir haben gute Arbeit geleistet."

Geholfen hat dem Schlussmann eine unfreiwillige Motivation durch ein englisches Magazin. "Die haben mich im März nicht in der Liste der besten Torhüter aufgeführt. Ich sage nicht, dass ich die Nummer eins bin, aber in die Top Ten hätte ich nach so einer Saison schon gehört. Ich erhalte in England nicht den Respekt, den ich verdiene", sagte Courtois, der von 2011 bis 2018 beim FC Chelsea gespielt hatte. Das sollte sich nun ändern - abgesehen vielleicht von den vielen Liverpool-Fans im eigenen Freundeskreis. "Die haben mir vor dem Spiel gesagt, dass ich heute gedemütigt werde", sagte Courtois: "Ich denke, das Gegenteil war der Fall."

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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