"Dumme" Passivität kostet Sieg Der gar nicht schlechte Trend frustriert Hertha
17.09.2022, 10:29 Uhr
Bis spät in die Nachspielzeit lag Hertha in Mainz in Führung.
(Foto: IMAGO/Matthias Koch)
Fünf Punkte aus den jüngsten drei Spielen, eigentlich keine schlechte Bilanz. Trotzdem hadert Hertha BSC nach dem Remis beim FSV Mainz 05. Nicht nur, aber auch wegen des späten Ausgleichs. Den die Berliner allerdings nicht als Rückschlag verstehen wollen.
Sandro Schwarz trottete mit grimmiger Miene durch sein einstiges Wohnzimmer. Für die vielen Umarmungen mit alten Freunden musste sich der Coach von Hertha BSC schon ein Lächeln abquälen. Der Stachel nach dem Last-Minute-Schock saß tief. "Extrem bitter, das fühlt sich brutal an", haderte der 43-Jährige nach dem 1:1 (1:0) bei seinem Ex-Klub FSV Mainz 05.
Dass sein Team dabei den zarten Aufwärtstrend der Vorwochen bestätigte, stimmte ihn allerdings milde. "Die Art, wie wir Fußball spielen wollen, sieht man. Das ist wichtig", sagte Schwarz: "Aber klar hätten wir gerne das eine oder andere Ergebnis mehr geholt." Statt im gesicherten Tabellenmittelfeld zu stehen, gehen die Berliner nach dem späten Ausgleich von Anthony Caci (90.+4) als Kellerkind in die Länderspielpause.
"Es ist natürlich zu wenig", sagte Kapitän Marvin Plattenhardt zur Bilanz von sechs Punkten aus sieben Spielen. Momentan würden "viele Kleinigkeiten" gegen die Hertha laufen. "Trotzdem müssen wir positiv nach vorne schauen - hilft alles nichts." Das sah der zur Halbzeit verletzt ausgewechselte Marc Oliver Kempf ähnlich.
"Mit Sandro haben sie eine klare Linie"
"Es tut weh, aber man kann es nicht als Rückschlag werten", betonte der Abwehrchef: "Es wird der nächste Step sein, dass wir in einer solchen Situation, wenn wir mit einem Tor führen, das dann über die Zeit bringen." Der späte Ausgleich in Mainz hatte sich nicht unbedingt angedeutet, auch wenn die Hauptstädter mit der verdienten Führung von Lucas Tousart (30.) im Rücken im zweiten Durchgang nachgelassen hatten.
Die Schwarz-Elf beschränkte sich aufs Verteidigen, ließ bis auf den Lucky Punch in letzter Minute aber nahezu nichts zu. Die Passivität sei "dumm" gewesen, haderte Mittelfeldspieler Jean-Paul Boetius: "Es fühlt sich an wie eine Niederlage." Man habe das Spiel der Rheinhessen mit vielen unkontrollierten langen Bällen einfach mitgespielt und die eigene Taktik vernachlässigt.
Doch bei aller Selbstkritik sammelte die Hertha aus den letzten drei Spielen beachtliche fünf Punkte. "Das ist eine andere Mannschaft als letztes Jahr. Mit Sandro haben sie eine klare Linie", lobte der gegnerische Trainer Bo Svensson. Neben einer klaren Linie bringen die Berliner nun auch eine andere Mentalität sowie einen deutlich ausgeprägteren Kampfgeist als in der Vorsaison auf den Platz.
"Das Kollektiv ist wichtig", betonte Kempf: "Man sieht, dass wir zusammenwachsen und auf dem Platz immer mehr eine Einheit bilden." Spielerische Elemente und zählbare Erfolge kämen dann mit der Zeit zwangsläufig hinterher.
Quelle: ntv.de, tsi/sid