Länderspiel-Klassiker in Dortmund Deutschland ist Italiens Vorbild
09.02.2011, 10:10 Uhr
Wie ein Punktspiel: Joachim Löw lässt die beste verfügbare Formation auflaufen.
(Foto: dapd)
Im Jahr 1995 hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das letzte Mal den Klassiker gegen die Squadra Azzurra gewonnen. Da hat der 18-jährige Mario Götze wohl noch am Schnuller genuckelt. Und nur einmal hat die DFB-Elf in ihrer Geschichte in Dortmund verloren - im WM-Halbfinale 2006, gegen Italien. Heute will Bundestrainer Joachim Löw die Revanche.
Ganz egal wann, wo und warum: Das Schöne an einem Fußballspiel zwischen Deutschland und Italien ist, dass es ein Klassiker ist. Immer, auch wenn die beiden Mannschaften sich nur zu Testzwecken treffen, so wie heute ab 20.45 Uhr im Dortmunder Westfalenstadion. Denn Italien war viermal, Deutschland immerhin dreimal Weltmeister, beide halten sich für große Fußballnationen und haben schon ganz oft, also genau 29 Mal seit 1923, gegeneinander gespielt.
Die Italiener haben dabei nicht nur häufiger, sondern vor allem auch die wichtigen Spiele gewonnen. Stets bei Weltmeisterschaften: das legendäre Halbfinale 1970 in Mexiko (4:3 n.V.), das Endspiel 1982 in Spanien (3:1) und natürlich 2006 in Dortmund, wieder das Halbfinale (2:0 n.V.). Klassiker eben. Und Klassiker klingt gut. Dachte sich auch Joachim Löw und lud zur aktuellen Auflage gleich fünf Spieler vom designierten Meister aus Dortmund nach Dortmund ein. Damit die jungen Leute mal sehen, wie es bei einem Klassiker so zugeht. Erfahrungen kann man nur selbst machen, das ist im Fußball wie im richtigen Leben.
Spaß am "Jugend forscht"-Projekt
Aber, darauf legt Löw wert: "Wir sind nicht dem Jugendwahn verfallen." Das hat der Bundestrainer auf der Pressekonferenz vor der Partie extra noch einmal gesagt. Und schnell zum wiederholten Mal hinterhergeschoben, dass "immer noch in erster Linie die Qualität" zähle. Aber Spaß hat Löw an seinem "Jugend forscht"-Projekt schon. Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika hat er gezeigt, dass er aus den besten Fußballern des Landes ein gutes Team formen kann. Und weil die meisten der Besten nun einmal jung sind, ist die Mannschaft, die bei der WM Platz drei erreichte, ein Versprechen auf die Zukunft. Was den Bundestrainer nicht davon abhält, weiter zu forschen.
Womit wir wieder bei den fünf jungen Dortmundern sind. Die spielen eben nicht nur mit, weil sie jung sind. Auch nicht, weil der Bundestrainer dem Heimpublikum eine Freude machen will. Sondern weil der 23-jährige Marcel Schmelzer, Mats Hummels (22), Kevin Großkreutz (22), Sven Bender (21) und das 18-jährige Nesthäkchen Mario Götze schlichtweg gut sind. Also auch gut genug für einen Klassiker. "Die beste Situation für einen Trainer ist doch, wenn es Spieler gibt, die jetzt schon auf Khedira, Özil, Podolski oder Badstuber Druck machen."
Sieben wackere Veteranen - immerhin
Nur zu Erinnerung: Mesut Özil, den sie bei Real Madrid als neuen Zinedine Zidane feiern, ist 22 Jahre alt. Ein Jahr jünger als sein Vereinskollege Sami Khedira und ein Jahr älter als Holger Badstuber vom FC Bayern München. Da gehört einer wie Lukas Podolski mit seinen 25 Jahren schon zu den Etablierten. Er ist neben Philipp Lahm, Per Mertesacker, Arne Friedrich, Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger einer von immerhin sechs Spielern, die dabei waren, als eine deutsche Nationalmannschaft zum bisher letzten Mal gegen Italien spielte - und in Dortmund das Halbfinale der WM nach Verlängerung unglücklich und verdient zugleich verlor.
Bis auf Friedrich werden fünf der Veteranen heute wohl von Beginn an auf dem Platz stehen. Ein Indiz dafür, dass der Umbruch der Mannschaft doch nicht ganz so radikal ist, wie es bisweilen scheinen mag. Einerseits. Andererseits ist Löw einfach schon einen großen Schritt weiter als der Gegner aus Italien und dessen Trainer Cesare Prandelli. Der freut sich, dass der 33 Jahre alte Torwart Gianluigi Buffon, genesen von einem Bandscheibenvorfall, wieder mitspielt.
Italiens Coach lässt nichts unversucht
So sind mit Buffon und dem im Halbfinale gesperrten Daniele de Rossi, 27 Jahre alt, zumindest zwei Weltmeister von 2006 noch dabei. Prandelli hat das Team nach dem WM-Desaster in Südafrika übernommen , um mit jungen Spielern einen Neuanfang zu wagen. Die deutsche Mannschaft ist sogar ein Vorbild. Ihre Verjüngung und ihr kontinuierlicher Weg in die Spitze seien ein gutes Beispiel, sagt er.
Er selbst lässt nichts unversucht und hat seit seinem Amtsantritt in Sommer 48 Spieler nominiert, davon 22 Neulinge. Heute soll der gebürtige Brasilianer Thiago Motta sein Debüt in der Squadra Azzurra feiern. Zumindest der Start in die Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ist Prandelli und seiner Mannschaft mit zehn Punkten aus vier Spielen einigermaßen geglückt. Löw und Deutschland haben zwölf Zähler geholt.
Ansonsten sagt Prandelli: "Ich erwarte ein schweres Spiel." Auch das klingt nach Klassiker.
Quelle: ntv.de