Werder gegen Hertha BSC Die Angst vorm Mittelmaß
05.02.2010, 17:17 UhrFünf Niederlagen nacheinander, doch bei Werder Bremen wird gefeiert. Eingezwängt zwischen Senatsempfang am Donnerstag und Jubiläumsball am Samstag will der deutsche Pokalsieger aber heute pünktlich zum 111. Geburtstag des Traditionsvereins die sportliche Talfahrt stoppen.

Abwärtstrend stoppen - aber wie? Thomas Schaaf und Klaus Allofs.
(Foto: APN)
Bei Werder Bremen grassiert vor dem Duell gegen den Tabellenletzten Hertha BSC heute ab 20.30 Uhr die Angst vor der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Ausgerechnet zum 111-jährigen Bestehen steckt der Fußball-Bundesligist in einer schweren Krise. Nach fünf Niederlagen in Serie und insgesamt sieben Punktspielen ohne Erfolg ist Werder gegen die scheinbar abgeschlagene Hertha zum Siegen verdammt. Wie in der vergangenen Saison droht den Hanseaten ein frühzeitiger Absturz in das Liga-Mittelmaß.
Und wie im Vorjahr stellt sich der Klubchef frühzeitig hinter Thomas Schaaf. "Bei uns steht der Trainer überhaupt nicht zur Diskussion", sagte Allofs unmissverständlich. Erst Mitte Dezember 2009 hatte der DFB-Pokalsieger den Vertrag mit dem dienstältesten Bundesliga-Coach vorzeitig bis 2012 verlängert. Vorausgegangen war eine Serie von 23 Pflichtspielen ohne Niederlage. "Jetzt soll alles anders sein. Das machen wir nicht mit", versicherte Allofs. Der Negativtrend erfüllt ihn jedoch mit Sorge: "Wir müssen grundlegend anders spielen, wir können nicht derart offensiv denken und uns dann so die Tore einfangen."
Platz fünf in weiter Ferne
Die Verunsicherung in der Mannschaft ist spürbar. Der fünfte Rang, der für die Qualifikation zur Europa League berechtigt, ist in weite Ferne gerückt. "Keiner belächelt die Situation und geht sie locker an", bekannte auch Schaaf. Mit neuem Personal und möglicherweise einer Systemänderung soll gegen Hertha die Wende zum Guten gelingen. Für die zuletzte indisponierten Tim Borowski und Winter-Neuzugang Aymen Abdennour rücken wohl Peter Niemeyer und Petri Pasanen ins Team. Zudem denkt Schaaf über ein kompakteres System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern nach, um in der Jubiläums-Woche die Trendwende mit einem Sieg einzuleiten.
Neben der sportlichen Krise drückt ein Schicksalschlag im Hause Allofs auf das Werder-Gemüt. Nach dem Tod seiner Lebensgefährtin hat der Klubchef in dieser Woche alle offiziellen Termine abgesagt. Allofs wird weder bei den Feiern noch beim Spiel heute anwesend sein. Dennoch soll das Klub-Jubiläum gebührend begangen werden. Spätestens zum traditionellen Ball "Grüne-Weiße Nacht" am Samstag soll wieder Feierlaune herrschen. Schon heute ist zum Spiel gegen den Hauptstadt-Club ein festlicher Rahmen bereitet.
Hertha will das Jubiläum verderben
Die Fans haben eine spezielle Choreographie vorbereitet, Vertreter von 111 Fanclubs stehen beim Einlaufen Spalier und die Spieler laufen in Jubiläumstrikots auf. Bereits am Donnerstag stand der lange geplante Empfang im Rathaus auf dem Programm, bei dem neben Schaaf auch Werders Ex-Coach Otto Rehhagel die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde.
Die Hertha will den Bremern das Jubiläum allerdings gründlich verderben und endlich den Anschluss im Kampf um den Klassenverbleib schaffen. "Viel wird nicht mehr von ihnen erwartet, umso befreiter können sie aufspielen", warnte Schaaf vor dem Schlusslicht, das sich nach der Winterpause deutlich kompakter präsentiert. Als einzige Bundesliga-Mannschaft ist die Hertha in der Rückrunde noch ohne Gegentor. Gäste-Coach Friedhelm Funkel wird voraussichtlich wieder auf den zuletzt angeschlagenen Fabian Lustenberger zurückgreifen können. Dann muss für ihn Patrick Ebert weichen.
Werder Bremen – Hertha BSC, heute 20.30 Uhr
Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Naldo, Pasanen - Niemeyer, Frings - Marin, Özil, Hunt - Pizarro
Berlin: Drobny - Piszczek, Friedrich, von Bergen, Kobiaschwili - Kringe - Lustenberger, Cicero - Raffael - Gekas, Ramos
Quelle: ntv.de, dpa/sid