Lyon sorgt für "Gerechtigkeit" Die Welt lacht über Man City und Guardiola
16.08.2020, 12:14 Uhr
Pep Guardiola und sein Manchester City müssen sich nach dem Aus in der Champions League gegen Olympique Lyon viel anhören.
(Foto: REUTERS)
Manchester City fliegt als haushoher Favorit gegen Lyon aus der Champions League - auch, weil Pep Guardiola sich vercoacht. Die Presse prügelt auf den Trainer ein, das Internet lacht über die Milliarden-Mannschaft. Für Fehlschütze Raheem Sterling gibt es auch aufmunternde Worte.
Der Gewinner stand eigentlich schon direkt nach der Auslosung fest: Es gab keinen größeren Favoriten in den Paarungen des Viertelfinales der Champions League als Manchester City (schließlich hatte sich bei Paris St. Germain Megastar Kylian Mbappé verletzt). Die mit dem historisch nie überbotenen Berg Geld zusammengestellte Fußballmannschaft (Citys Marktwert liegt bei etwa einer Milliarde Euro), die den frisch gebackenen spanischen Meister Real Madrid dominant aus dem Turnier gekegelt hatte, trat an gegen Olympique Lyon. Den siebten der französischen Ligue 1 mit einem Marktwert von 333 Millionen Euro. Der 28 Punkte Rückstand auf PSG hatte. Der sich mit Mauerfußball gerade so gegen ein ganz schwaches Juventus Turin im Achtelfinale durchgemogelt hatte. David gegen Goliath war ein Witz im Vergleich zu diesem Viertelfinale. Was sollte da nur schiefgehen?
Nun, diese Frage stellte man sich in Manchester in den vergangenen Jahren vor K.o.-Spielen in der Champions League häufig. Aber stets gab's das frühe Aus in der Königsklasse: Seit Pep Guardiolas Übernahme flog das Scheich-Team spätestens im Viertelfinale (2016/17 war es das Achtelfinale gegen AS Monaco) raus. Auch diesmal performte City wieder mal unter den eigenen Möglichkeiten und abermals vercoachte Guardiola sich mit einer bisher ungetesteten Aufstellung.
"Der Albtraum des Katalanen beginnt"
Die englische Presse ging deshalb hart mit dem Ausnahme-Coach ins Gericht. "Guardiola muss sich nun mit einem weiteren Misserfolg in der Champions League beschäftigen - und der Katalane muss den größten Teil der Schuld auf sich nehmen", schrieb der "Mirror". "Dem City-Coach wurde oft vorgeworfen, sich in den letzten Phasen der Champions League zu verzetteln. Es sollte jetzt also niemanden überraschen, dass er wieder daneben gelegen hat, indem er auf eine Aufstellung setzte, die er vorher noch nie gewählt hatte." Die BBC meinte gar Guardiola hätte eine "einmalige" Chance gehabt, "aber er hat sie verschwendet". Und der "Guardian" fragte zum abermaligen Versagen des Trainers einfach nur: "Wie oft, Pep, wie oft?"
Die spanische Presse hielt sich ebenso wenig zurück: "Ein weiterer Sturz auf die Nase von Pep in der Champions League: Fast 800 Millionen Investitionen, um das Halbfinale mit City nicht zu betreten", schrieb die Zeitung "Marca". "Der Trainer, der es gewohnt war, im Ruhm der Champions League zu baden, sammelt jetzt Niederlagen." Von einem "neuen monumentalen Scheitern" schreibt gar die spanische Zeitung "As": "Guardiola segelt wie Barcelona ruhig in der ruhigen See der nationalen Ligen. Wenn das stürmische Wasser der Champions League eintrifft, beginnt der Albtraum des Katalanen."
Und auch Rio Ferdinand, ehemaliger Profi bei Manchester United und nun TV-Experte im englischen Fernsehen, war der Meinung, Guardiola müsse nun sich, seine Taktik und Teamauswahl überdenken. Ferdinand schoss sich besonders auf die Positionierung der Verteidigungslinie ein: "Die hohe Linie war ein Selbstmord, sie war der Beginn des Sturzes." Guardiola hätte da mit "Unentschlossenheit und Naivität" gehandelt. Tatsächlich begannen Citys Probleme dieses Jahr stets, wenn sie den Ball nicht mehr in den eigenen Reihen hatten. Defensive Aussetzer hatten immer wieder zu Gegentoren und Niederlagen geführt - auch gegen weitaus schlechtere Teams als Lyon. Besonders bei schnellen Kontern hatte sich die Anfälligkeit gezeigt. Und so war es auch diesmal bei 0:1, als Olympique bei einem Gegenstoß mit einem langen Ball die komplette City-Mannschaft überspielte. Und beim 1:2, als die Franzosen einen Ball im Mittelfeld abfingen und die Engländer weit aufgerückt waren.
"Cas bestätigt: ManCity ist im Halbfinale!"
Das Internet schaut auf das Ausscheiden Manchesters derweil mit viel Galgenhumor. "Olympique Lyon hat mehr geschafft als der Internationale Sportgerichtshof", schreibt der Komiker Fabian Köster. Er spielt darauf an, dass City trotz mehrfacher Verstöße gegen das Financial Fairplay dieses Jahr zunächst zwar für die kommenden Königsklassen-Saisons gesperrt, dann aber vom Internationalen Sportsgerichtshof Cas wieder freigesprochen wurde. Andere Twitter-User teilen den Sarkasmus: "Cas bestätigt: ManCity ist im Halbfinale! Lyon hätte wegen der Verstöße gegen das Financial Fairplay im Viertelfinale nicht antreten dürfen!" Ein weiterer fragt: "Hat Abu Dhabi noch Zeit zu fordern, dass das Champions-League-Finale am Cas gespielt wird?"
Wegen der üblen Demontage Barcelonas durch den FC Bayern witzelt das Netz aber auch in eine andere Richtung. Nach dem Motto: Bloß nicht gegen die Über-Bayern spielen und eine Klatsche kassieren. "200er IQ von Pep, Lyon ins Halbfinale gegen Bayern zu lassen und noch rechtzeitig auszuscheiden", schreibt der bekannte Webvideoproduzent Dominik Neumayer. "ManCity zu Lyon: 'Nein, wir möchten nicht gegen Bayern spielen. Macht ihr mal'", schreibt ein anderer.
Und natürlich bekamen auch Fehlschütze Raheem Sterling und Keeper Ederson, der beim Tor zum 1:3 patzte, ordentlich Spott ab. "Ederson und Sterling hatten anscheinend Tipico Scheine laufen", schrieb ein Twitter-User. Zu Sterlings Schuss übers Tor schrieb ein anderer: "Community: 'Fifa ist nicht realistisch.' Sterling: 'EA Sports, halte mal mein Bier.'" Es gab allerdings auch aufmunternde Worte für den Angreifer, der dieses Jahr in 52 Spielen an 41 Toren beteiligt war. "Kopf hoch", twitterte die englische Sport-Website "sporf.com".
Quelle: ntv.de