"Trikot wiegt paar Kilo mehr" Die bitteren Tränen des Barça-Stars
18.02.2022, 10:05 Uhr
Ferran Torres schießt für den FC Barcelona ein klubhistorisches Tor, nach dem Europa-League-Spiel gegen den SSC Neapel spricht darüber aber kaum jemand. Weil der Stürmer sich mit zahlreichen vergebenen Großchancen selbst sehr, sehr traurig macht.
Nein, wie einer, der gerader Klubgeschichte geschrieben hat, sah Ferran Torres am späten Donnerstagabend nicht aus: Als der rumänische Schiedsrichter Itsvan Kovacs die erste Europa-League-Partie in der langen und ruhmreichen Geschichte des FC Barcelona abpfiff, konnte Stürmer Ferran Torres seine Tränen nicht zurückhalten. Der Stürmer hatte gegen den SSC Neapel per Elfmeter das erste Tor seines Klubs im ungewohnten Wettbewerb erzielt, zahlreiche vergebene hochkarätige Chancen setzten dem 21-Jährigen aber arg zu. Am Ende musste der unglückliche Torschütze von Teamkollegen und Gegenspielern getröstet werden, bevor er in die Kabine schlich.
Mindestens viermal hätte der spanische Nationalstürmer noch treffen können, mindestens zweimal hätte er noch treffen müssen. Es blieb aber bei dem einen Tor für die Geschichtsbücher. "Eine Nacht zum Vergessen" attestierte die Fachzeitung "Marca" dem Winterneuzugang, der für kolportierte 55 Millionen Euro zuzüglich Boni von Manchester City zu den klammen Katalanen gewechselt war. Das 1:1 bedeutet eine komplizierte Ausgangsposition fürs Rückspiel in den Playoffs für den Wettbewerb, in dem es für den FC Barcelona um Prestige und natürlich sehr viel Geld geht. Und eine Chance auf einen unbezahlbar wertvollen Platz in der Champions League in der kommenden Saison.
Trainer Xavi räumte seine Unzufriedenheit mit dem Ergebnis ein, für das Ferran Torres in mehrfacher Hinsicht federführend verantwortlich war. "Ich denke, das Einzige, was uns gefehlt hat, war, die Chancen zu verwerten. Wir waren gut im Pressing. Nachdem wir in Rückstand geraten waren, haben wir 20 Chancen herausgespielt, von denen sechs oder sieben sehr klar waren", sagte die Klublegende. "Das Ergebnis sollte ein Sieg sein, und zwar fairerweise mit mindestens zwei Toren Vorsprung. Wir haben gut gespielt, aber wir treten in der Europa League an. Hier geht es nicht um Gefühle, sondern um Ergebnisse, und das Spiel war hervorragend."
"Barça-Trikot wiegt ein paar Kilo mehr"
Torres, der sein erstes Tor für den FC Barcelona zuletzt schon im Pokal erzielt hatte, in drei Ligaspielen aber torlos blieb, werden sie nun wieder aufbauen. Xavi ist überzeugt, der frustrierende Abend werde seinen Spieler "nicht beeinträchtigen. Ich kümmere mich um ihn, der Stab tut das auch. Er ist sehr stark und hat einen hohen Anspruch an sich selbst." Schon in der Umkleide habe man einen großen Vergleich angestellt, so Xavi. Denn das mit dem Unglück im Abschluss wäre auch bei Luis Suárez vorgekommen, der in seiner Zeit bei den Katalanen auch immer mal wieder phasenweise "Probleme hatte, ein Tor zu erzielen. Das Barcelona-Trikot wiegt eben ein paar Kilo mehr. Aber ich bin froh, Torres in der Mannschaft zu haben, und er wird uns viel Freude bereiten." Das Trikot wird schwerer, sagt Xavi über seinen Stürmer, in dessen Vertrag bis 2027 sie eine festgeschriebene Ablösesumme von einer Milliarde Euro verankerten.
Luis Suárez ist der dritterfolgreichste Torjäger der Klubgeschichte, eine gewaltige Referenz für Ferran Torres. Dass man den Uruguayer vor der letzten Saison für bescheidene sechs Millionen Euro an Atlético Madrid abgegeben hatte, wird als einer der größeren Fehler in der an Fehlern nicht eben armen Vereinshistorie besprochen. Denn prompt schoss der 34-Jährige seinen neuen Klub mit 21 Treffern zur ersten Meisterschaft nach sieben Jahren. Ferran Torres, 13 Jahre jünger, ist auch schon englischer und spanischer Pokalsieger. Doch nach seinem Wechsel vom FC Valencia, bei dessen Sieg in der Copa del Rey 2019 er keine nennenswerte Rolle spielte, zu Manchester City, konnte er sich unter Pep Guardiola nie nachhaltig als Stammkraft etablieren.
Sein Trainer macht sich nun aber keine Sorgen um den für einen historischen Moment unglücklichen Suárez-Nachfolger: "Wenn er die Chance hat, wird er auch wieder ein Tor schießen. Er kann noch sein ganzes Leben lang Tore schießen und das wird er auch. Im Training ist er einer derjenigen, die am meisten Tore schießen. Er hat unser absolutes Vertrauen. Er muss es einfach hinter sich lassen." Schon in einer Woche steht das Rückspiel in Neapel an.
Quelle: ntv.de, ter