Hoffenheim könnte bluten Die goldene Ananas ist Millionen wert
10.05.2014, 10:24 Uhr
Für Dino Hamburger SV geht es am letzten Bundesliga-Spieltag um den Relegationsplatz - und um bis zu zwei Millionen Euro mehr an Fernsehgeldern.
(Foto: dpa)
Kampf um die Europapokalplätze oben, Abstiegskampf unten - und sonst nur Langeweile am letzten Bundesliga-Spieltag? Weit gefehlt. Sportlich geht es zwar für viele Klubs um nichts mehr. Finanziell stehen aber noch Millionen auf dem Spiel.
Die Einschätzung von Rainer Holzschuh ist eindeutig. 1:1 tippt der n-tv Experte bei der Partie Hannover 96 gegen SC Freiburg ein schiedlich-friedliches Unentschieden zum Saisonausklang. Seine Begründung: "Da geht's um praktisch nichts mehr." Sportlich mag das stimmen. Ob Freiburg die Saison auf dem aktuellen Rang 14 beendet oder an Hannover 96 vorbei noch auf Rang 11 springt, dürfte für die vereinsinterne Bewertung der Spielzeit zweitrangig sein. Das Ziel war der Klassenerhalt, und das ist vorzeitig erreicht. Ähnlich sieht es nach der missratenen Hinrunde bei Hannover 96 aus.
Ein bedeutungsloses Spiel um die berühmte goldene Ananas ist das Duell trotzdem nicht, denn es könnte beiden Vereinen noch Millionen einbringen - oder sie Millionen kosten. Die aktuelle Endplatzierung in der Bundesliga-Tabelle ist zwar nicht gleichbedeutend mit der Fernsehgeld-Tabelle, hat aber großen Einfluss auf sie (Berechnung siehe Infobox). Die Fernsehgeld-Tabelle bestimmt den Verteilungsschlüssel, nach dem die TV-Gelder an die insgesamt 36 Erst- und Zweitligavereine ausgeschüttet werden.
Das Fernseh-Ranking ergibt sich seit dieser Saison aus den Endplatzierungen der vergangenen fünf Spielzeiten (vorher vier) eines Vereins in der 1. und 2. Liga. Platz 1 in der 1. Liga bringt 36 Punkte, Platz 18 in der 2. Liga 1 Zähler. Aktuellere Ergebnisse werden höher gewichtet als ältere. Dazu wird die Endplatzierung der laufenden Saison mit dem Faktor 5 multipliziert, die der Vorsaison mit dem Faktor 4, die der drittletzten Saison mit 3, die der viertletzten mit 2 und die der fünftletzten mit 1. Die Addition aller fünf gewichteten Spielzeiten ergibt die Gesamtpunktzahl, nach der die TV-Einnahmen der laufenden Saison verteilt werden.
Laut der Deutschen Fußball-Liga (DFL) werden in der Saison 2013/14 national 560 Millionen Euro an Fernsehgeldern auf die Profivereine verteilt. Davon entfallen 80 Prozent auf die 18 Erstligisten, also 448 Millionen Euro. Der Erste der TV-Tabelle für die 1. Liga bekommt 33,185 Millionen Euro - doppelt so viel wie der Letzte. Die TV-Einnahmen sinken von Platz 1 zu Platz 18 linear. Daraus ergibt sich: Jeder gewonnene Platz im TV-Ranking ist in der 1. Fußball-Bundesliga 976.000 Euro wert. Damit kann der 34. Spieltag finanziell zum Millionenspiel werden.
Elf Vereine rechnen noch
Beispiel Freiburg: In der Bundesliga-Tabelle kann sich der SC nicht mehr verschlechtern, aber theoretisch noch um drei Plätze verbessern. In der TV-Geld-Tabelle sieht es anders aus: Im schlechtesten Fall rutscht der SC bei einer Niederlage noch um einen Platz ab. Das würde ein Minus von 976.000 Euro bedeuten (siehe Grafik). Die Freiburger haben bei einem Sieg über Hannover aber auch noch die Chance, im TV-Ranking zwei Plätze gut zu machen. Das würde Zusatzeinnahmen von 1,952 Millionen Euro bedeuten. Bei Hannover verhält es sich umgekehrt: Die Niedersachsen könnten knapp zwei Millionen Euro verlieren (-2 Plätze) und eine Million gewinnen (+1 Platz).
Ähnliche Rechenspiele dürften vor dem 34. Spieltag die Buchhalter von 11 der 18 Vereine beschäftigt haben. Ihren Platz im TV-Ranking sicher haben nur die Top 5 sowie Hertha BSC und Eintracht Braunschweig auf den beiden letzten Plätzen. Braunschweig könnte durch einen Sieg in Hoffenheim noch das Wunder schaffen und Relegationsplatz 16 erobern, sofern Nürnberg und Hamburg mitspielen. Auf Braunschweigs Platzierung im TV-Ranking hätte das aber keinen Einfluss mehr.
Pech für die Braunschweiger ist zudem: Gegner Hoffenheim dürfte zwar sportlich nicht übermäßig motiviert in sein letztes Saisonspiel gehen, aber finanziell. Der TSG droht von allen Bundesligaklubs der größte Verlust. Im schlechtesten Fall könnten die Hoffenheimer im TV-Ranking noch auf Rang 15 abrutschen. Das entspräche einem Minus von 2,982 Millionen Euro.
Das größte Plus winkt Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg. Beide Vereine können noch bis zu drei Plätze gutmachen und sich damit maximal 2,982 Millionen Euro sichern. Angenehmer Nebeneffekt für den "Club": Für Nürnberg wäre dieser Last-Minute-Geldregen gleichbedeutend mit dem Sprung auf Relegationsrang 16. Aber: Dazu wird es nicht kommen. Das glaubt zumindest n-tv Experte Rainer Holzschuh, er geht von einem 1:4 der Nürnberger auf Schalke aus. Noch so eine eindeutige Sache.
Quelle: ntv.de