Fußball

Wigan Athletic im FA-Cup-Finale Die offene Rechnung des Präsidenten

"Ich habe immer noch die Abdrücke der Stollen in meinem Bein." Sagt Wigans Präsident Dave Whelan, hier mit Trainer Roberto Martinez.

"Ich habe immer noch die Abdrücke der Stollen in meinem Bein." Sagt Wigans Präsident Dave Whelan, hier mit Trainer Roberto Martinez.

(Foto: REUTERS)

FA-Cup-Finalist Wigan Athletic steht kurz vor dem Abstieg und spielt kommende Saison in der Fußball-Europliga - dank des Finalgegners Manchester City. Wigans Präsident Dave Whelan hat mit dem Pokalfinale noch eine Rechnung offen.

Beim Gedanken an das FA-Cup-Finale auf dem heiligen Rasen spürt Dave Whelan noch heute das Knacken von vor 53 Jahren. "Wenn ich in Wembley auf den Rasen schaue, weiß ich noch genau, wo ich mir das Bein gebrochen habe", sagt der Präsident von Wigan Athletic über sein Spiel des Schreckens. 1960, FA-Cup-Finale zwischen Whelans Blackburn Rovers und den Wolverhampton Wanderers. Ein brutales Foul beendet die hoffnungsvolle Karriere des heute 76-Jährigen, der sagt: "Ich habe immer noch die Abdrücke der Stollen in meinem Bein."

Heute ab 18 Uhr steht Dave Whelan wieder im FA-Cup-Finale, diesmal mit den "Latics" gegen Manchester City, und er wird wieder das Knacken spüren. Doch ein Sieg gegen das Starensemble würde dem Präsidenten späte Genugtuung verschaffen. Sorgenfrei wäre Whelan in diesem Fall jedoch nicht. Denn der Klub, den er 1995 in der vierten Liga übernahm und in die Premier League führte, spielt gegen den Abstieg. Wigan fehlen bei zwei ausstehenden Spielen drei Zähler auf den rettenden 17. Tabellenplatz. Da die Citizens als Champions-League-Teilnehmer feststehen, könnte Wigan in der kommenden Saison als Zweitligist in der Europaliga spielen.

Und die "Latics" könnten ohne Trainer dastehen. "Alles, was jetzt zählt, ist Wigan", sagt Roberto Martinez zwar. Der Spanier versucht, mit Gerüchten aufzuräumen, er stünde vor einem Wechsel zum FC Everton: "Es hat keinen Kontakt gegeben und das wäre auch Zeitverschwendung, weil die kommenden acht Tage die aufregendsten der Klubgeschichte werden" sagt Martinez. Er wird in Everton als Ersatz für den zu Manchester United abwandernden David Moyes gehandelt.

"Für ihn wollen wir diesen letzten Schritt machen"

Der Weg nach Wembley führte Wigan über die niederklassigen Gegner aus Bournemouth, Macclesfield und Huddersfield, es folgten Everton und der FC Millwall im Halbfinale. Insgesamt kassierte der Klub nur ein Gegentor. Das könnte sich nun ändern: Für das Finale gegen City droht fast die komplette Abwehrreihe auszufallen. Dazu herrscht Unklarheit auf der Torwartposition, der genesene Stammkeeper Ali al-Habsi drängt zurück ins Team. Für den entthronten Meister aus Manchester ist das Pokalfinale nach der misslungenen Titelverteidigung in der Liga und der verpatzten Champions League die letzte Chance auf einen versöhnlichen Saisonabschluss.

"Das ist der einzige Titel, der noch übrig ist. Wir wissen, dass es schwer wird, denn Wigan ist ein gutes Team", sagt Yaya Touré. Der ivorische Mittelfeldspieler sicherte City mit seinem Tor im Finale gegen Stoke City vor zwei Jahren den Titel. In dieser Saison räumte das Team von Manager Roberto Mancini zuerst Watford und Stoke aus dem Weg, es folgten Leeds United, der FC Barnsley und schließlich der FC Chelsea.

Nun also das Finale - gegen Wigan und Whelan. Der hat trotz aller körperlichen Schmerzen und seiner anschließenden Invalidität auch das Ergebnis des Finals von 1960 nie verwunden: "Als mir die Reporter im Krankenhaus erzählten, dass wir 0:3 verloren haben, kamen mir die Tränen." Die tragische Geschichte des Präsidenten ist auch in der Mannschaft bekannt. "Wir alle wissen, dass der Präsident in Wembley noch eine offene Rechnung zu begleichen hat", sagte Martinez der "Sun". "Für ihn wollen wir diesen letzten Schritt machen."

Quelle: ntv.de, Jörn Schweichler, sid

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