Liga ist gegen Bayern machtlos Diese Meisterschaft macht wirklich Angst
17.06.2020, 17:21 Uhr
Achter Titel in Folge: Kann die Bayern je wieder jemand aufhalten?
(Foto: Marvin Ibo Güngör/GES/POOL)
Sie haben es schon wieder getan - und wieder vorzeitig. Die Bayern gewinnen die Deutsche Fußballmeisterschaft. Und sie werden es wieder tun und keiner kann sie stoppen. Diesmal nicht - und auch künftig nicht? Hilfe! Die Saison ist ein Armutszeugnis und Weckruf für die Konkurrenz.
Der FC Bayern ist Meister. Und musste in der Saison einige Male nicht einmal an die Leistungsgrenzen gehen. Brauchte auch nicht unbedingt den viel zitierten Bayerndusel vergangener Jahre. Und wurde trotzdem wieder mit einem Rekord belohnt: Zum achten Mal in Folge Meister (aber nicht der Herzen). Es ist irgendwie beängstigend – und es könnte so weitergehen.
Wegen der Coronaregeln wird dieses Jahr nur im kleinen Kreis gefeiert. Aber auch ohne Virus wäre wohl kaum ein Fußballfan in Deutschland in Partylaune gekommen - die Anhänger des FC Bayern einmal ausgenommen. Denn diese eintönige Dominanz macht wenig Hoffnung auf einen schon so lange Zeit ersehnten Wechsel an der Bundesliga-Spitze.
"Mia san mia" ist wieder allgegenwärtig
Nur damit wir uns richtig verstehen: Die Bayern müssen sich dafür nicht entschuldigen. Im Gegenteil, sie haben wieder vieles richtig gemacht. "Mia san mia" ist wieder allgegenwärtig an der Säbener Straße und wird gemeinschaftlich gelebt. Keine Floskel wie zu Zeiten des FC Hollywood, als sich jeder einzelne im Klub wichtiger fühlte als die Gemeinschaft und das äußere Erscheinungsbild viele Angriffsflächen bot. Statt mit einer Zunge zu sprechen, plapperten damals viele an vielen Fronten. Dann hieß es "Feuer frei!" in den Medien. Das war immer Oscar-verdächtig, lenkte aber von den sportlichen Zielen ab.
Ein kleines aktuelles Störfeuer ist auch geklärt: Thomas Müller hat seine Aussagen zu Transfers und Gehaltsverzicht beim FC Bayern klargestellt: Es gebe keinen internen Streit darüber. Das hätte im Erfolgssystem des Vereins auch verwundert. "Unforced errors" gibt es zurzeit nicht beim Rekordmeister.
Die Bayern hatten und haben viele Neider in der Fußball-Republik. National war die Schadenfreude groß, wenn sie auf dem Rasen stolperten oder durch vereinsinternen Querelen in die öffentliche Mangel genommen wurden. Nur, wenn der FCB international Erfolg hatte, drückten viele deutsche Nicht-Bayern-Fans die Daumen. In der Liga aber kämpfen viele weiterhin vergeblich gegen den Branchenkrösus. Dortmund blies diesmal zum Generalangriff, schrieb sich zu Beginn der Saison das Titelziel auf die schwarz-gelben Fahnen und blätterte Millionen für Hummels, Brandt, Haaland und Co. hin - vergeblich.
Sollten den Borussen künftig Stars wie Sancho abspringen oder Leipzig ohne Knipser Werner auf die nächste Bayernjagd gehen müssen, dann dürfte es wieder nichts werden mit einer Bayern-Ablösung. Gleiches gilt auch für die wiedererstarkten Leverkusener im Falle eines vorzeitigen Havertz-Abflugs. Womöglich noch nach München?
Der FCB kann sich nur selbst schlagen
Während die Jäger auf und nachrüsten müssen, sind die Bayern derzeit personell
bestens besetzt. Qualitativ besser als die Konkurrenz, auch in der Breite. Selbst der 80-Millionen-Fehleinkauf Lucas Hernández, der ständig verletzt war, scheint kaum ins Gewicht zu fallen. Die Mischung aus alt und jung stimmt. Trainer Hansi Flick übernahm als Interimslösung und ist jetzt die Dauerlösung - ein Glücksgriff. Der Verein wird seriös geführt. Mit Vorstandsmitglied Oliver Kahn ist zudem jetzt noch mehr Siegermentalität im Klub.
Aber alles entscheidend für den kontinuierlichen Erfolg ist die wirtschaftliche Kraft und Basis im Verein. Denn mit Geld, viel Geld kann man die Besten einkaufen und auch halten - wie etwa Tormaschine Lewandowski. Im Geschäftsjahr 2018/19 lag der Umsatz der FC Bayern München AG bei 750,4 Millionen Euro (Vorsaison 657,4 Millionen). Der Gewinn betrug laut Vereinsangaben 52,5 Millionen Euro nach Steuern (Vorsaison 29,5 Millionen), was eine Gewinn-Steigerung von 78 Prozent bedeutet. Bayern München jagt also sportlich und wirtschaftlich einen Rekord nach dem anderen.
Das ist beeindruckend und erschreckend für die Konkurrenz - auch international: Früher schaute man ehrfürchtig auf Klubs wie Real Madrid, Barcelona oder Manchester United. Heute ist es eher umgekehrt. Während viele dieser Kultklubs überschuldet sind, haben die Münchner über Jahre vorbildlich gewirtschaftet.
Und nun greifen sie nach dem Triple. Meistertitel in der Tasche, DFB- Pokal im Visier und beste Chancen in der Königsklasse. Wenn das Finalturnier der Champions League ab August ausgespielt wird, gehören die Bayern zu den Topfavoriten. Kein Virus, kein Lockdown hat sie stoppen können. Der FCB kann sich nur selbst schlagen. So lautet die Warnung und gleichzeitig auch der Ansporn für die Konkurrenz.
Quelle: ntv.de