Ex-Bayern-Star war ausgerastet Donovan erkämpft Urteil gegen Homophobie
07.10.2020, 08:44 Uhr
Landon Donovan (hinten) reagierte mit seiner Mannschaft konsequent auf einen homophoben Vorfall.
(Foto: imago images / ZUMA Press)
In der zweiten nordamerikanischen Fußballliga sorgt ein ehemaliger Profi des FC Bayern mit seinem Team für ein bemerkenswertes Zeichen: Nach einer homophoben Attacke beenden sie das Spiel - und nehmen dafür das eigene Saisonende in Kauf. Die Aktion hat Konsequenzen.
Fußballprofi Junior Flemmings vom US-amerikanischen Zweitligaklub Phoenix Rising ist nach seinen homophoben Äußerungen im Spiel gegen San Diego Loyal für sechs Spiele gesperrt worden. Das teilte die United Soccer League am Dienstag mit. Flemmings habe gegenüber dem Loyal-Spieler Collin Martin "widerliche und beleidigende Sprache in Form homophober Verunglimpfungen" verwendet, hieß es.
Als er von der homophoben Beleidigung gehört habe, "bin ich ausgerastet", sagte der ehemalige Bayern-Stürmer Landon Donovan, Trainer der San Diego Loyal, aufgebracht unmittelbar nach dem Spiel. Zumal sich der Schiedsrichter machtlos gegeben habe. Er habe das verunglimpfende Wort zwar gehört, den Sinn aber nicht verstanden, soll er zu Protokoll gegeben haben. Donovan forderte daraufhin seinen Trainerkollegen Rick Schantz auf, den vermeintlichen Übeltäter Flemmings auszuwechseln. Vergeblich.
Die Spieler von San Diego waren danach geschlossen vom Platz gegangen und hatten damit einen Spielabbruch provoziert. Die erhoffte Playoff-Teilnahme war damit futsch - der Trainer aber trotzdem "unglaublich stolz auf diese Mannschaft und diesen Klub", sagte Donovan, der auch Vize-Präsident des Klubs ist. Und später: "Wir haben uns, unserer Gemeinde, den Spielern, dem Klub und der USL geschworen, dass wir nicht für Intoleranz, homophobe Beleidigungen und andere Dinge stehen wollen, die nicht zu unserem Spiel gehören."
Flemmings hatte vehement bestritten, Martin, der sich als homosexuell geoutet hatte, beleidigt zu haben. "Ich kenne Collin nicht persönlich, aber ich respektiere alle meine Gegner gleich, Collin eingeschlossen", sagte der Jamaikaner. Die USL war nach der Befragung von elf Zeugen - inklusive Donovan - zu einem anderen Ergebnis gekommen. Für Flemmings ist die Saison damit beendet, obwohl sich sein Team für die Playoffs qualifizieren konnte.
Zusätzlich zur Sperre für den Spieler wurde sein Klub zu einer Geldstrafe in nicht genannter Höhe verurteilt. Dazu verkündete die USL, dass als Reaktion auf den Vorfall alle Teams ab der kommenden Saison vom "Institute for Sport and Social Justice" geschult werden sollen, um rassistische und homophobe Ausfälle künftig zu vermeiden. Eine Maßnahme, die Donovan und sein Team mit ihrer Aktion erkämpft haben.
Quelle: ntv.de, ter/sid