Vereitelter Anschlag auf Fußballstadion Dortmund beschwört Normalität
01.04.2011, 10:55 UhrWährend die Polizei herauszufinden versucht, was hinter den mutmaßlichen Anschlägplänen auf das Dortmunder Westfalenstadion steckt, beschwören die Verantwortlichen des BVB und des Deutschen Fußball-Bundes die Normalität. Die Partie am Samstag gegen Hannover findet wie geplant statt.

Am Samstag geht es wieder um Fußball. Und mehr als 80.000 Fans werden im Dortmunder Westfalenstadion dabei sein.
(Foto: dpa)
Wenn am Samstagnachmittag die Bundesligamannschaft von Borussia Dortmund gegen die von Hannover 96 spielt, werden sich mehr als 80.000 Menschen nicht davon abhalten lassen, sich auf dem Weg in Deutschlands größtes Fußballstadion machen. Aber viele von ihnen werden das mit einem mulmigen Gefühl tun, auch wenn die Polizei "keine Gefährdung für die Besucher" sieht. Denn das Bundeskriminalamt hat am Donnerstag, drei Tage vor der Partie, möglicherweise einen Sprengstoffanschlag vereitelt. Und ermittelt nun, was dahintersteckt.
Viel wissen die Kriminalisten noch nicht. Es sei denn, sie wissen mehr, als sie der Öffentlichkeit sagen. Offizieller Stand der Dinge ist, dass sie am Dienstag in einem Kölner Hotel einen 25 Jahre alten Mann festgenommen haben, weil er in der in der Nähe des Westfalenstadions drei Sprengstoffsätze vergraben haben soll. Die "sprengstoffverdächtigen Gegenstände" habe das BKA "unschädlich gemacht bzw. gesichert". Der Mann habe die Polizei bereits im Februar per E-Mail selbst von seinen Anschlagsplänen unterrichtet. Mehr als 100 Polizisten haben in der Nacht zum heutigen Freitag das Gelände rings um das Stadion abgesucht. Die "Bild"-Zeitung zitiert einen Ermittler: "Wir wollten sichergehen, dass wir nichts übersehen. Wir wissen immer noch nicht genau, was der Verdächtige vorhatte.”
Rauball geht "vollkommen ohne Angst" ins Stadion
BKA-Präsident Jörg Ziercke geht davon aus, dass der mutmaßliche Täter die Behörden erpressen wollte. Der Mann habe mit den Sprengkörpern mit "hoher Wahrscheinlichkeit den weiteren Forderungen Nachdruck" verleihen wollen, sagte Ziercke in der ARD. Einen terroristischen Hintergrund schließt er aus. In der Mitteilung des deutschen Innenministeriums klingt das so: Es handele sich "offenbar um einen Einzeltäter mit allgemeinkriminellen Motiven. Eine Gefährdung Dritter hat nach bisherigen Erkenntnissen zu keinem Zeitpunkt bestanden". Unklar ist, ob der Mann seine Drohungen ernst gemeint hat. Bisher hat das BKA auch noch nichts darüber verlauten lassen, ob die Sprengsätze im Ernstfall funktioniert hätten.
Das wissen auch die Vereine und der Deutsche Fußball-Bund nicht – und beschwören die Normalität. Die Partie des BVB gegen Hannover findet wie geplant am Samstag ab 15.30 Uhr statt. Der DFB warnt vor Panikmache. Es bleibe grundsätzlich festzuhalten, "dass wir in den Bundesligastadien einen extrem hohen Sicherheitsstandard haben", erklärte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn. Und Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim kündigte an: "Nichtsdestotrotz haben wir aber in Zusammenarbeit mit der Polizei besprochen, die ohnehin schon recht hohen Sicherheitsvorkehrungen noch einmal zu erhöhen. Für den Fan wird aber im Stadion nichts ersichtlich anders sein, als es ohnehin schon war." Vereinschef und Ligapräsident Reinhard Rauball sagte den "Ruhr Nachrichten", er werde "vollkommen ohne Angst" ins Stadion gehen: "Ich hoffe, dass sich die Gemeinschaft der Vernünftigen nicht von einem Fehlgeleiteten die Freude verderben lässt."
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid