Gegenmittel gegen Herbsttief Dortmunder Torhelden Maxi Beier brummt tüchtig der Kopf
26.10.2025, 10:38 Uhr
Dortmund trifft und alle hauen Maxi Beier auf den Kopf. Nur Kölns Torhüter Schwäbe nicht. Der geht auf die Knie.
(Foto: IMAGO/HMB-Media)
Jahr für Jahr versinkt der Pottgigant Borussia Dortmund in tiefe Depressionen. Immer, wenn es draußen nicht mehr hell wird, stolpert der BVB in die Winterpause. Gegen diese chronische Krankheit findet Trainer Kovac in seinem ersten Herbst ein Gegenmittel. Das ist wichtig. Denn der November wird lang.
Borussia Dortmund rannte gegen den Stumpfsinn des Unentschiedens an. Angriff für Angriff. Ein Sieg gegen den stark in die Saison gestarteten Aufsteiger aus Köln war Pflicht. Ansonsten wäre bereits früh in der Saison der Anschluss nach ganz oben verpasst. Ein Rückstand von neun Punkten auf den FC Bayern, ein Rückstand von vier Punkten auf RB Leipzig, bei gerade acht gespielten Spielen.
Was immer aber auch der BVB machte, spätestens beim überragenden Kölner Torhüter Marwin Schwäbe war Endstation, meist jedoch bereits vorher. Dortmund kam nicht durch. Auch nach der Horror-Verletzung des Kölner Verteidigers Timo Hübers, nach der die Gäste aus der Domstadt nur noch mit zehn Mann weiterspielen konnten.
Der Darts-Fan Beier fand den Moment seines Treffers "geiler als einen Neundarter".
(Foto: IMAGO/HMB-Media)
Vor dem für den Klub in vielen Bereichen richtungsweisenden November stand der BVB vor einem herben Rückschlag. Doch sie rannten weiter voller Hoffnung an. Angriff für Angriff. Situation für Situation. Dafür wurden sie belohnt. Als Maxi Beier den Ball in der sechsten Minute der Nachspielzeit vor der Südtribüne doch noch im Tor unterbrachte, eskalierten Stadion und Mannschaft. Der BVB besiegte den 1. FC Köln mit 1:0 (0:0).
Wie einst Klopp in Köln
"Es gibt keinen schöneren Moment. Mir qualmt der Kopf. Mir haben die alle auf den Kopf gehauen", sagte Torschütze Maxi Beier. "Das sind Emotionen pur, die da rauskommen. Ich bin einfach gerannt, habe irgendwie gejubelt." Alle rannten irgendwohin, die meisten zu Maxi Beier, der sogar von Torhüter Gregor Kobel geherzt wurde. Das Dortmunder Westfalenstadion wackelte vor Freude. Die Jubelschreie aus dem Fußball-Tempel dürften noch in weit entfernten Vororten wie Kirchlinde oder Kurl zu hören gewesen sein.
Es war eine Szene, die entfernt an einen großen Dortmunder Sieg gegen Köln vor 15 Jahren erinnerte. Im Januar 2010 hatte Kevin Großkreutz in der 90. Minute in Köln das 3:2 für den BVB erzielt. Der auf die Tribüne verbannte Jürgen Klopp war vollkommen ausgerastet und hatte beim Jubeln auf der Balustrade ein, wie der damalige Trainer später bekannte, "peinliches Bild" abgegeben. Drei Punkte gab es trotzdem. Wie auch nun im Oktober 2025.
Adeyemis Unmut
"Wir haben bis zum Schluss dran geglaubt", sagte Verteidiger Waldemar Anton, der besonders in der ersten Halbzeit immer wieder vom Kölner Supertalent Said El Mala gefordert wurde. Der 19-jährige Angreifer des Effzehs blieb am Ende trotz zahlreicher Chancen ohne eigenen Treffer. Anders als eben Maxi Beier, der in der 68. Minute für Carney Chukwuemeka ins Spiel gekommen war.
Nicht mehr auf dem Platz war bei Beiers Treffer bereits Nationalspieler Karim Adeyemi. Der war in der 79. Minute von Niko Kovac vom Feld genommen worden und hatte seine Auswechslung mit einem kleinen Wutausbruch kommentiert. Leidtragender: Eine Trinkflasche. Adeyemi musste sich danach vom BVB-Trainer zurechtweisen lassen.
"Es ist relativ einfach", sagte Kovac. "Du kannst ja enttäuscht und sauer sein, aber wenn du 90 Minuten auf dem Platz stehen möchtest, dann wird dein Freund, dein Kollege nicht spielen. Wenn du das mit ihm ausmachen kannst, dann spielst du das nächste Mal 90 Minuten."
Drei schwere Auswärtsspiele folgen
In der Tat befindet sich Borussia Dortmund in diesen letzten Oktobertagen im Jahr 2025 in einer personell komfortablen Situation. Nur die Langzeitverletzten Emre Can und Julien Duranville fehlen dem Dortmunder Coach Kovac, der unter der Woche von der "Zeit" als der "smarte Autokrat, den der BVB brauchte" in den Himmel geschrieben wurde.
In der Tat ist es dem Berliner gelungen, den Klub zumindest sportlich zu befrieden und zu stabilisieren. Die letzten drei Niederlagen gab es gegen Barcelona (im April 2025), gegen Real Madrid (bei der Klub-WM im Juli 2025) und gegen den FC Bayern (in der Vorwoche).
Borussia Dortmund - 1. FC Köln
Highlights kurz und Highlights lang
Borussia Mönchengladbach - FC Bayern
Highlights kurz und Highlights lang
TSG Hoffenheim - 1. FC Heidenheim
Highlights kurz und Highlights lang
Eintracht Frankfurt - FC St. Pauli
Highlights kurz und Highlights lang
FC Augsburg - Rasenballsport Leipzig
Highlights kurz und Highlights lang
Hamburger SV - VfL Wolfsburg
Highlights kurz und Highlights lang
SV Werder Bremen - 1. FC Union Berlin
Dabei soll es für den in den vergangenen Jahren immer wieder an Herbstdepressionen erkrankten Bundesligisten bleiben. Einfacher werden die Aufgaben jedoch nicht. Bereits am kommenden Dienstag muss der BVB im DFB-Pokal zu Eintracht Frankfurt. Nach der anschließenden Reise zum FC Augsburg müssen sie sich in der Champions League auswärts dem Giganten Manchester City stellen.
Showdown Ende November
Auch dort wird getreu der Dortmunder Ikone Adi Preißler alle Theorie grau, wird das auf dem Platz entscheidend sein. Egal, wann das Entscheidende passiert. Egal, wie das Entscheidende passiert. Es sollte nur passieren. Es ist so: Die sportlichen Erfolge oder Misserfolge werden die Basis für die Stimmung auf der Ende November anstehenden Mitgliederversammlung des BVB bilden.
Dort will sich der derzeitige Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach dem gewonnenen Machtkampf mit dem derzeitigen Amtsinhaber Reinhold Lunow zum Präsidenten krönen lassen. Dieser Kampf hatte Dortmund in den Sommermonaten viel Kraft gekostet. Die Wunden sind längst nicht alle verheilt. Mit dem im Hintergrund schwellenden Missbrauchsskandal um einen ehemaligen Funktionär des Vereins und der fehlenden Aufarbeitung gibt es weitere Themen, die dazu geeignet sind, das Fundament des Vereins zumindest ein wenig zu erschüttern.
Eine sportlich stabile Phase dürfte da von großem Vorteil sein. Das hoffnungsvolle, am Ende erfolgreiche Anrennen gegen das Unentschieden, den tiefen Glauben an den Sieg hatte man zumindest in der Form in den vergangenen Jahren selten gesehen.
Quelle: ntv.de, sue