Kein Schriftstück über Fifa-Millionen Druck auf Uefa-Boss Platini wächst
11.10.2015, 22:30 Uhr
Michel Platini sagt, er habe mit Sepp Blatter eine mündliche Vereinbarung getroffen.
(Foto: AP)
Neun Jahre nach einer Beratertätigkeit von Michel Platini weist Fifa-Präsident Joseph Blatter den Millionen-Lohn des Uefa-Bosses an. Das klingt dubios und wird noch dubioser, weil es keinen schriftlichen Vertrag gibt - und es Schweizer Gesetzen widerspricht.
Uefa-Präsident Michel Platini besitzt offenbar keinen schriftlichen Vertrag über die zwei Millionen Schweizer Franken, die ihm 2011 vom Fußball-Weltverband Fifa gezahlt worden sind. Das berichtet der "Guardian" unter Berufung auf Ermittlerkreise. Sowohl die Schweizer Behörden als auch die Fifa-Ethikkommission untersuchen derzeit die Zahlungsvorgänge zwischen Platini und Fifa-Boss Sepp Blatter.
Der "Guardian" berichtet, Platini und Blatter hätten die Zahlung 2011 auf Grundlage einer Jahre zurückliegenden mündlichen Vereinbarung getätigt. Dabei soll es sich um eine Vergütung für eine Beratertätigkeit Platinis für die Fifa in den Jahren 1998 bis 2002 handeln. Seit die Ermittlungen der Schweizer Staatsanwaltschaft bekannt wurden, hat Michel Platini insgesamt vier Statements abgegeben. Eine detaillierte Erklärung ist Platini bislang schuldig geblieben.
Vertrag oder kein Vertrag?
In einem ersten öffentlichen Kommentar zu den Vorwürfen der Schweizer Behörden hatte Platini gesagt, die zwei Millionen Schweizer Franken seien "im Zusammenhang mit vertraglich geregelter Tätigkeit für die Fifa" geflossen, berichtet der "Guardian". In einem wenig später erschienenen Brief Platinis an die 54 Mitglieder der Uefa verzichtete der Uefa-Präsident dann auf die explizite Erwähnung des Vertrages. Stattdessen teilte er mit, die Zahlung stehe im Zusammenhang mit seinem "Vollzeitjob" bei der Fifa und man sei "sich damals über die Entlohnung einig gewesen".
Offenbar haben sowohl Blatter, als auch Platini der Schweizer Staatsanwaltschaft gegenüber angegeben, man habe sich mündlich auf die Summe von 500.000 Schweizer Franken pro Jahr geeinigt – für die Jahre 1998 bis 2002 also insgesamt zwei Millionen. Laut Platini sei der Grund für die verspätete Zahlung die "damalige finanzielle Lage" der Fifa gewesen. Demnach soll Blatter ihn zu Beginn seiner Tätigkeit bei der Fifa darüber informiert haben, dass man ihm das Gehalt nicht sofort zahlen könne.
Schweizer Gesetze: Verjährung
Selbst wenn die Umstände – und eine mündliche Absprache ist durchaus gesetzeskonform – zutreffen, und tatsächlich eine derartige Vereinbarung getroffen wurde, gibt es Probleme mit den Schweizer Gesetzen. Dort kann ein Arbeitnehmer nämlich nur fünf Jahre nach Beschäftigung Ansprüche auf ausstehende Gehälter geltend machen. Bei Platini floss das Geld allerdings neun Jahre später. Laut dem "Guardian" bildet eben diese Verjährung der Ansprüche Platinis den Kern der Untersuchungen durch die Schweizer Staatsanwaltschaft und die Ethikkommission.
Weder Michel Platini noch Sepp Blatter standen dem "Guardian" für eine Stellungnahme zur Verfügung. Über einen Uefa-Sprecher ließ Platini mitteilen: "Der Präsident kooperiert vollständig mit den zuständigen Ermittlern und möchte zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Kommentare abgeben."
Quelle: ntv.de, jgu