Mainz vs. Freiburg, Tuchel vs. Streich Duell der Temperamentsbolzen
26.02.2013, 12:28 Uhr
"Die wollen uns aus den Schuhen schießen. Wir müssen versuchen, die Schnürsenkel fest zu ziehen. " Sagt Freiburgs Trainer Christian Streich über die Mannschaft seines Kollegen Thomas Tuchel.
(Foto: picture alliance / dpa)
In der Bundesliga zählen sie zu den Überraschungsteams, nun wollen der FSV Mainz und der SC Freiburg ins Halbfinale des DFB-Pokals einziehen. Die Trainer Thomas Tuchel und Christian Streich stehen im Blickpunkt. Die Wogen haben sich aber etwas geglättet.
Es kann nur einen geben. Zumindest heute Abend, wenn getreu dem Highlander-Motto einer der beiden Kulttrainer auf dem vorläufigen Gipfel stehen wird. Thomas Tuchel oder Christian Streich? Der derzeit etwas vergrippte Coach des FSV Mainz 05 oder sein nicht minder aufbrausendes Pendant vom SC Freiburg? In den vergangenen beiden Duellen gab es jeweils ein Unentschieden zwischen den beiden Überraschungsteams der Bundesliga, bei denen der Trainer der Star ist.
FSV Mainz 05: Wetklo - Pospech, Svensson, Noveski, Junior Diaz - Baumgartlinger - Zimling, Caligiuri - Ivanschitz - Szalai, Parker. - Trainer: Tuchel
SC Freiburg: Baumann - Hedenstad, Ginter, Diagne (Krmas), Sorg - Schuster, Makiadi - Schmid, Caligiuri - Rosenthal, Kruse. - Trainer: Streich
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Der Freiburger Streich rechnet im Viertelfinale des DFB-Pokals (ab 19 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) beim Rivalen mit einer offensiven Taktik Tuchels. "Die wollen uns aus den Schuhen schießen. Wir müssen versuchen, die Schnürsenkel fest zu ziehen", sagte der 47-Jährige, der um die historische Gelegenheit für die Breisgauer weiß. Anders als sein Kapitän Julian Schuster. Der Mittelfeldspieler spricht von einer "riesigen Chance" für den Tabellenfünften, gegen den Achten etwas "Tolles zu erreichen". Und dann sagt Schuster: "Ich weiß nicht, wann der SC das letzte Mal im Halbfinale stand."
Streich wird ihn inzwischen aufgeklärt haben. Noch nie hat der SC Freiburg, der in diesem Wettbewerb zum elften Mal in Serie auswärts antreten muss, die Runde der letzten Vier erreicht. Nur der Freiburger FC schaffte es 1935 einmal ins Pokal-Halbfinale. Die Mainzer indes könnten zum zweiten Mal nach 2009 den Sprung in die Vorschlussrunde schaffen. Damals platzte der Endspiel- und Berlin-Traum im Spiel bei Bayer Leverkusen beim 1:4 nach Verlängerung. "Es wird ein harter Fight gegen sie. Aber wir müssen uns im Vergleich zum Wolfsburg-Spiel steigern, denn da hat nicht viel gepasst", sagte Offensivspieler Nicolai Müller mit Blick auf das enttäuschende Unentschieden gegen die Wölfe (1:1).
"Man hätte ihn womöglich zerrissen"
In dieser Partie fehlte den Mainzern, die wieder auf den zuletzt gesperrten Angreifer Shawn Parker zurückgreifen können, allerdings auch die gewohnte Unterstützung von Aktivposten Tuchel. Dem 39-Jährigen war seine Grippe deutlich anzumerken. Da nutzte auch der eigens vor der Trainerbank aufgestellte Heizstrahler wenig. Auf Betriebstemperatur will Tuchel aber im Prestigeduell mit Streich kommen.
Die Wogen zwischen den beiden Temperamentsbolzen haben sich ein wenig geglättet, nachdem es zum Saisonauftakt im August Zoff gegeben hatte. Damals hatte Streich seinen Kollegen Tuchel mit Gesten an der Seitenlinie provoziert. Eher unabsichtlich als gezielt. Im Kabinengang soll dann der Mainzer-Coach gesagt haben: "Warum kommst du zehnmal und zeigst mir die Faust? Irgendwann gebe ich dir nicht mehr die Hand." Im Rückspiel im Januar in Mainz herrschte allerdings Harmonie zwischen den beiden Trainern.
Streich ist sogar schon so berühmt, dass es auf Internet-Plattformen ein "Best of" der schrägsten Interviews mit dem etwas anderen Trainer zu sehen gibt. Der lokale Sender TV Südbaden und die "Badische Zeitung" widmen dem Sohn eines Metzgers sogar die Rubrik "Streich der Woche". Hinzu kommen die Lobeshymnen der Konkurrenz - wie die von Bayern-Coach Jupp Heynckes: "Der beste Mann in Freiburg sitzt auf der Bank". Sportdirektor Dirk Dufner hat auch eine Erklärung dafür, warum Streich zum Kulttrainer der Bundesliga avanciert ist. "Er war von Anfang an wahnsinnig konsequent und authentisch. Er hat gesagt: Ich mache das, aber ich bleibe, wie ich bin. Und wenn das so nicht funktioniert, dann lasse ich es ganz", sagte Dufner der "FAZ".
Er verwies in diesem Zusammenhang aber auf die Wichtigkeit des Erfolgs: "Wenn der gefehlt hätte, dann wäre die eine oder andere Eigenart von Christian Streich in der Öffentlichkeit anders begleitet worden", sagte der 45-Jährige: "Man hätte ihn womöglich zerrissen." Streich bangt noch um den Einsatz von Innenverteidiger Fallou Diagne (Knieprobleme) und hofft bei einem Sieg in Mainz auf ein Heimspiel im Halbfinale. Das letzte Pokalspiel vor heimischem Publikum bestritten die Breisgauer am 27. Januar 2009 - ausgerechnet gegen Mainz (1:3). Im Semifinale kassieren die Gastgeber 1,891 Millionen Euro, während die Gastvereine 1,684 Millionen Euro aus der zentralen Vermarktung einstreichen.
Quelle: ntv.de