Klopp freut sich wie Bolle Dusel-BVB bereitet das Traumfinale vor
16.04.2014, 03:14 Uhr
(Foto: imago/Eibner)
Es ist gut, es ist rasant, es ist knapp. Am Ende besiegt der BVB den VfL Wolfsburg und steht im Finale des DFB-Pokals. Dort erwartet nicht nur Jürgen Klopp den FC Bayern - und hofft, dass sie in Kaiserslautern schon schlafen.
Tore: 1:0 Mchitarjan (13.), 2:0 Lewandowski (43.)
Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Durm - Kehl - Mchitarjan (72. Kirch), Jojic, Großkreutz - Lewandowski (85. Aubameyang), Reus (90.+3 Schieber)
Wolfsburg: Grün - Träsch, Naldo, Knoche, Marcel Schäfer - Malanda (83. Daniel Caligiuri), Luiz Gustavo - De Bruyne, Arnold (63. Vieirinha), Perisic - Olic
Referee: Gräfe (Berlin) Zus.: 80.200 (av)
Nach 88. Minuten haben sie sich dann getraut. Zwei Tore Vorsprung so kurz vor Schluss - das muss doch reichen. "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin", schallte es aus dem südlichen Teil des mit 80.200 Zuschauern ausverkauften Dortmunder Westfalenstadions. Dort sind viele von denen zu Hause, die immer da sind, wenn der BVB spielt. 25.000 Menschen haben Platz auf de r größten Stehplatztribüne des Kontinents, die somit als Europas größte Ansammlung von Fußballexperten gelten darf. Angenommen, jeder dort hat, sagen wir, 100 Partien - das ist vielleicht sogar zu tief gegriffen, aber einfacher zu rechnen - in seinem Leben in Stadion gesehen. Dann ergibt das die Summe von 2.500.000 Spielen. Dabei hätte es dieses gewaltigen Erfahrungsschatzes gar nicht bedurft, um zu ahnen, dass dieses rasante Halbfinale im DFB-Pokal viel länger offen war, als das Ergebnis es letztlich ausdrückte.
Mit 2:0 hat die Dortmund an diesem extrem stimmungsvollen Dienstagabend den VfL Wolfsburg besiegt. Nachdem die schwarz-gelben Experten von der Süd vor dem Anpfiff erst die Vertragsverlängerung des verletzten Nationalspielers Ilkay Gündogan bejubelt und dann Tonnen von Konfetti und Luftschlangen auf den Rasen geworfen hatten, auf denen dann in der ersten Halbzeit vor allem die Dortmunder Angreifer mehrmals ausrutschten, zog Henrikh Mkhitaryan nach zwölf Minuten in der Art des Arjen Robben unfallfrei in die Mitte und schoss den Ball aus 16 Metern ins Tor. Robert Lewandowski legte kurz vor der Pause mit seinem 100. Treffer für den BVB nach, ein Ereignis, das er vorausgesehen und sich aufs T-Shirt unter seinem Trikot hatte drucken lassen. Sie und ihre Kollegen sorgten so dafür, dass die Borussia ihren Teil zu dem beitrug, was allgemein unter Traumfinale firmiert und am 17. Mai im Berliner Olympiastadion stattfinden soll. "Wir freuen uns alle wie Bolle", sagte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp.
Gegner ist dann der FC Bayern, der heute (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern spielt. Oder wie Klopp es in der ARD formulierte: "Das wäre wahrscheinlich die größte Sensation der …" - er sprach's nicht aus. "Ich möchte jetzt Lautern, die das vielleicht gerade noch gucken, hoffentlich liegen sie schon im Bett und schlafen, ruhen sich aus, nicht die Zuversicht nehmen. Aber da müsste schon viel zusammenkommen."
"Auf einer Felge ins Finale"
In Dortmund jedenfalls dürften nach diesem Kraftakt alle beruhigt geschlafen haben. "Das heute war auf einer Felge ins Finale", sagte Klopp, der seine Einschätzung, "ein brutal starkes Spiel von Wolfsburg" gesehen zu haben, nicht exklusiv hatte. "Wenn wir in die Verlängerung gemusst hätten, hätte ich Panikattacken bekommen." In der Tat machte die Mannschaft seines Kollegen Dieter Hecking dem BVB das Leben arg schwer und mühte sich bis zur letzten Minute - allein, sie trafen das Tor nicht. Spätestens nach dem Bernard Malanda-Adje, genannt Junior Malanda, eine Viertelstunde vor dem Ende der Partie den Ball aus vier Metern über das Dortmunder Tor schoss, schien besiegelt, dass die Gäste an diesem Abend nicht mehr treffen und der BVB in diesem Wettbewerb ohne Gegentor bleibt. Was Wolfsburgs Trainer um Fassung ringen ließ. "Ja, was sagt man, wenn man verloren hat?"
Im Grunde aber war Hecking gar nicht so unzufrieden, eigentlich sogar "mächtig stolz" auf seine Mannschaft. "Wir haben gesehen, dass wir dran sind, dass wir die Lücke schließen können." Bis auf die Kleinigkeit, dass seine Spieler eine Chance nach der anderen vergaben. "Die Kaltschnäuzigkeit der Dortmunder hat heute den Ausschlag gegeben, die hat uns gefehlt." Fehlte nur noch, dass einer sagt: "So ist Fußball." Sagte aber zum Glück keiner, dafür gab Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl zu, was eh alle gesehen hatten: "Das war ein hartes Stück Arbeit, phasenweise hatten wir ziemlich Dusel."
Nun aber fahren sie nach Berlin - wie vor zwei Jahren, als sie die Münchner Bayern im Endspiel mit 5:2 demütigten. Am Ende richtete Hecking, der ihnen doch so gerne den Spaß mit dem Traumfinale verdorben hätte, noch einen solidarischen Appell an die Dortmunder: "Zeigt den Bayern, dass die anderen da sind." Wenn jetzt nur nicht die Kaiserslauterer heute für eine der größten Sensationen der Fußballgeschichte sorgen.
Quelle: ntv.de