Marco Quotschallas spezielles Pokal-Rendezvous Ein "Wunderkind", der 1. FC Köln, ein Coup?
03.08.2013, 14:33 Uhr
2001 unterschrieb Marco Quotschalla (li.) beim 1. FC Köln einen Achtjahresvertrag. Heute, mit 25 Jahren, spielt er in der vierten Liga.
(Foto: imago sportfotodienst)
2001 unterschreibt Marco Quotschalla einen Acht-Jahres-Vertrag beim 1. FC Köln, der Zwölfjährige gilt als Fußball-Wunderkind. Nun spielt er im DFB-Pokal gegen den FC - mit Viertligist Eintracht Trier. Die große Karriere ist ausgeblieben. Quotschalla bleibt die Hoffnung.
2001 war Marco Quotschalla für einige Wochen ein nationales Thema. Als 12-Jähriger war er von Bayer Leverkusen zum 1. FC Köln gewechselt und hatte dort einen Acht-Jahres-Vertrag unterschrieben. Fortan war Quotschalla ein "Wunderkind", aber auch Mittelpunkt einer bundesweiten Diskussion. Von "Kinder-Handel" war damals die Rede. Die Fußball-Prominenz, Spielerberater, Politiker, Rechtsanwälte und Moralisten ließen sich zu dem Thema aus. Der Bubi Quotschalla, der als gebürtiger Kölner einfach nur bei "seinem" Verein Fußball spielen wollte, war plötzlich zum Politikum geworden

Die große Karriere von Marco Quotschalla besteht bislang aus 13 Erstligaminuten.
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"Der Wechsel damals war nicht unbedingt ein Fehler, aber der Rummel drum herum war einfach zu viel für einen 12-Jährigen", sagte er nun, 12 Jahre später, der "Bild"-Zeitung. Und ergänzte etwas wehmütig: "Wer weiß, wie es ohne das alles gelaufen wäre." Denn wenn Marco Quotschalla ab 20.30 Uhr (im n-tv.de Liveticker) mit dem Regionalligisten Eintracht Trier zum ersten Mal auf die 1. Mannschaft des 1. FC Köln trifft, tut er das quasi als Gescheiterter. Germania Dattelfeld, Bonner SC und Wuppertaler SV hießen seine Stationen, dazwischen bestritt er mal 13 Minuten Bundesliga für Alemannia Aachen und 45 Minuten im DFB-Pokal für Schalke 04. Ziemlich wenig für ein "Wunderkind".
Aufgegeben hat der Stürmer den Glauben an den Durchbruch in der Bundesliga nie. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt er: "Wer weiß, wohin der Weg noch geht." Er hatte auch wirklich viel Pech in seiner Karriere. Schon in Köln erlitt er früh zwei schwere Verletzungen, einige weitere folgten im Laufe der Karriere. Und als er in Aachen vor dem Durchbruch zu stehen schien, flog sein Förderer Michael Frontzeck raus.
Zu früh zuviel Rampenlicht
Das vielleicht größte Problem waren aber das Rampenlicht und die Erwartungshaltung. "Es war keine einfache Zeit", erzählte er später: "Ich musste mich früh der Öffentlichkeit stellen, was meine Mitspieler in dem Alter nicht mussten." Es sei eben sein Traum gewesen, "für den FC aufzulaufen. Aber der ganze Rummel war schon gewöhnungsbedürftig für ein Kind." Immerhin zog er eine wichtige Lehre: "Ich habe auch die Leute kennengelernt, die einem nur im Erfolgsfall auf die Schulter klopfen - und so meine Menschenkenntnis enorm verbessert."
Viele haben es nicht geschafft aus seiner damaligen Mannschaft. Aus der U17 waren es der heutige Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler (Hannover 96) und der immer noch beim Zweitligisten Köln spielende Adil Chihi. "Trotz Problemen war es damals ein schöner Abschnitt meiner Karriere", sagte Quotschalla, als ihm der "Trierer Volksfreund" vor dem Spiel am Wochenende das betreffende Mannschaftsbild aus der Saison 2004/05 vorlegte. Nach jener Spielzeit war Schluss beim FC, nach vier von acht geplanten Jahren. Der damalige U19-Trainer sortierte ihn aus. "Obwohl er mich kaum gesehen hat", berichtete Quotschalla.
"Das Kapitel ist abgehakt"
Der Name des Trainers: Frank Schaefer, heute Nachwuchskoordinator. Auch ihn wird Quotschalla wiedertreffen. Rachegelüste hat er nach eigener Auskunft nicht: "Das Kapitel ist abgehakt. Ich sehe das rein sportlich." Er hofft deshalb auf eine Sensation: "Es wäre schön, wenn ich meinem alten Jugendverein ein Bein stellen könnte. Wenn am Ende an der Anzeigentafel steht, dass wir gewonnen haben und ich vielleicht das entscheidende Tor geschossen habe, wäre das wunderschön."
Vielleicht schafft er es ja auch doch noch einmal irgendwann in die Bundesliga. Und falls nicht: Das Fachabitur hat das einstige "Wunderkind" zur Sicherheit gemacht.
Quelle: ntv.de, Holger Schmidt, sid