Deutsche Fußballerinnen bei der EM Ein verschworener Haufen
25.08.2009, 11:19 UhrDas Selbstbewusstsein ist groß, die Alternativen sind zahlreich und die Spielerinnen ein eingeschworener Haufen. Mit dem furiosen 4:0-Auftaktsieg gegen Ex-Weltmeister Norwegen hat Titelverteidiger Deutschland bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen in Finnland nicht nur einen guten Start erwischt, sondern auch ein Signal an die Konkurrenz gesetzt.

Gute Stimmung: Kim Kulig,Celia Okoyino da Mbabi, Fatmire Bajramaj und Anja Mittag, von links, feiern.
(Foto: AP)
"Ich glaube schon, dass wir uns mit diesem Erfolg viel Respekt verschafft haben", sagte Cheftrainerin Silvia Neid, warnte aber zugleich vor großer Euphorie. "Wir müssen uns auf jedes Spiel konzentrieren und vorbereiten. Wenn wir nun gegen Frankreich verlieren, sind wir die Favoritenrolle wieder los." Mit einem Sieg über die Französinnen (3:1 gegen Island) am Donnerstag ab 16.30 Uhr könnte der sechsmalige Europameister bereits am zweiten Spieltag der Gruppe B den Einzug ins Viertelfinale perfekt machen.
Die Aussichten sind rosig, denn in Weltmeisterin Simone Laudehr meldet sich eine weitere Alternative zurück. Die 23 Jahre alte Mittelfeldspielerin vom Uefa-Cup-Sieger FCR Duisburg gehört eigentlich zur Stammbesetzung. Gegen Norwegen kam sie nur deshalb nicht zum Einsatz, weil sie nach ihrer Bänderzerrung im Knie noch Trainingsrückstand aufwies. Die Verletzung hatte sie im letzten EM-Test gegen Russland erlitten. "Ihr fehlten noch einige Einheiten. Aber wir sind total froh, dass sie wieder fit ist", sagte Neid.
Kulig Spielerin des Spiels
Die Trainerin legte sich noch nicht fest, ob Laudehr gegen Frankreich von Beginn an spielt. Dann müsste die Hamburgerin Kim Kulig weichen, die ihre Sache im Mittelfeld neben Schlüsselspielerin Linda Bresonik sehr gut gemacht hatte. Die 19-jährige Kulig wurde von der Uefa-Kommission sogar zur Spielerin des Spiels gekürt. Kulig war nach ihrem EM-Debüt "schon überrascht" über die Wahl und gab die Komplimente ans Team weiter: "Man ist ja nie allein auf dem Platz und meine Mitspielerinnen machen es mir leicht."
Trotz ihrer guten Leistung könnte sich Kulig gegen Frankreich auf der Bank wiederfinden. "Mit Simone haben wir wieder eine Alternative mehr. Und vielleicht passt sie gut zu Frankreich", sagte die Trainerin und deutete einen Einsatz an. Gegen die technisch versierten und quirligen Französinnen sind andere Tugenden gefragt als gegen die robusten Norwegerinnen. So kann die zweikampfstarke Laudehr auf ihren ersten EM-Einsatz hoffen. Ansprüche stellt sie aber nicht.
Alle ziehen an einem Strang
Ohnehin vermittelt das DFB-Team den Eindruck eines verschworenen Haufens, in dem Neid und Missgunst keinen Platz haben. Alle ziehen an einem Strang. Das wurde deutlich, als Bresonik nach ihrem Führungstor per Elfmeter (33.) sofort Richtung Ersatzbank lief und die Kolleginnen umarmte. "Das war eine spontane Aktion. Aber es zeigt, dass wir alle ein Team sind", erklärte die Duisburgerin.
Nahtlos fügten sich die erst spät eingewechselten Celia Okoyino da Mbabi, Fatmire Bajramaj und Anja Mittag ins deutsche Spiel ein. Während Okoyino da Mbabi Pech mit einem Pfostenschuss (88.) hatte, sorgten Bajramaj (90./90.+4) und Mittag (90.+2) mit ihren Last- Minute-Treffern für den klaren Sieg. "Es ist ein Traum für jede Fußballerin, wenn man rein kommt und dann so ein Spiel abliefert", freute sich Bajramaj. Und auch ihre Potsdamer Kollegin Mittag genoss "das schöne Gefühl, zum Erfolg beigetragen zu haben".
Quelle: ntv.de, von Ulli Brünger, dpa