Streit ums Freistoßspray "Einfache Menschen" zwingen FIFA in die Knie
30.10.2021, 19:55 Uhr
Freistoßspray ist aus dem Weltfußball kaum mehr wegzudenken.
(Foto: imago/Schwörer Pressefoto)
Der Fußball-Weltverband ist eine sehr mächtige und ungeheuer reiche Institution. Mit diversen eigenen Rechtsorganen und einem Heer von Anwälten. Das schützt den Verband aber nicht davor, ein in den Milliardendimensionen des Fußballs vergleichsweise kleines Verfahren zu verlieren.
Der Fußball-Weltverband FIFA hat bei der Benutzung des Freistoßsprays gegen das Patentrecht verstoßen und einen Rechtsstreit gegen die Erfinder in Brasilien verloren. Die FIFA habe durch die kostenlose Nutzung des Produkts in flagranter böser Absicht gehandelt, entschied ein Zivilgericht des Bundesstaates Rio de Janeiro nach einer Mitteilung der Justiz. Das Gericht gab den Klägern demnach in ihrer Berufung gegen ein früheres Urteil recht und verurteilte die FIFA zur Zahlung von 50.000 Real (rund 7600 Euro) für moralischen Schaden sowie einen noch zu berechnenden Betrag für Sachschaden. Der Verband kann gegen das Urteil in Revision gehen.
Die beiden Erfinder - der Brasilianer Heine Allemagne und der Argentinier Pablo Silva - hatten der FIFA das Freistoßspray für die WM 2014 zur Verfügung gestellt, ohne sich mit ihr über den Kauf des Patents geeinigt zu haben. Die Kläger hätten angegeben, das Patent bereits vor 21 Jahren angemeldet zu haben, hieß es in der Mitteilung der Justiz von Rio de Janeiro vom Donnerstag. "Wir sind sehr glücklich, aber auch schockiert, dass zwei einfache Menschen wie wir einen Giganten wie die FIFA zu Fall gebracht haben", zitierte die "Gazzetta dello Sport" Allemagne und Silva. Die beiden hatten demnach eine Offerte der FIFA von 500 000 US-Dollar für das Patent abgelehnt. Nach der WM in Brasilien verwendete der Weltverband das Spray weiter, aber ohne Zustimmung.
Mit dem Spray wird der Abstand der Mauer bei Freistößen markiert. Silva und Allemagne haben das Produkt in fast 50 Ländern patentrechtlich schützen lassen. Nach Abschluss des Prozesses in Brasilien wollen sie auch in anderen Ländern klagen. Auch in Deutschland, wie Silva der "Süddeutschen Zeitung" sagte. Man könne sich nun absehbar schwere Geschütze leisten: "Bislang haben wir nur mit Zahnstochern kämpfen können."
Quelle: ntv.de, ter/dpa