Feldmann "nicht mehr willkommen" Eintracht rechnet mit Frankfurts Oberbürgermeister ab
23.05.2022, 18:55 Uhr
Kurz darauf schnappte sich Feldmann den Pokal, der bei Trainer Glasner und Eintracht-Kapitän Rode eigentlich bestens aufgehoben war.
(Foto: via REUTERS)
"Eitelkeit und Narzissmus" wirft Eintracht Frankfurt dem Oberbürgermeister Peter Feldmann vor, der bei der Europa-League-Siegesfeier eine unrühmliche Rolle spielt. Der Fußball-Bundesligist zieht daraus nun Konsequenzen und erklärt den Politiker gewissermaßen zur unerwünschten Person.
Peter Feldmanns Auftritt bei der Europa-League-Siegesfeier von Eintracht Frankfurt hat innerhalb kürzester Zeit Legendenstatus erreicht, Freunde hat sich der Oberbürgermeister der fünftgrößten Stadt Deutschlands damit aber eher keine gemacht. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Peter Feldmann bei unseren Spielen im Stadion noch willkommen ist", sagte Axel Hellmann als Vorstandssprecher der SGE in der "Bild" über den Verwaltungschef der Mainmetropole: "Zwischen Eintracht Frankfurt und ihm ist in Zukunft keine Basis mehr." Im ehemaligen Waldstadion sollte sich Feldmann nach diesen Äußerungen also besser nicht mehr blicken lassen, zumal auch viele Fans des Fußball-Bundesligisten wenig begeistert vom Verhalten des Oberbürgermeisters sein dürften.
Die sicherlich eindrücklichste Szene von Feldmanns missglücktem Auftritt war die, als er auf dem Weg zum Rathausbalkon des Frankfurter Römers wie selbstverständlich an Trainer Oliver Glasner und Mannschaftskapitän Sebastian Rode herantrat, um den beiden die Europa-League-Trophäe abzunehmen. Rodes fassungsloser Blick verbreitete sich umgehend, auch Glasner war die Verwunderung deutlich anzusehen. Eintracht-Vorstandssprecher Hellmann sagte "Bild" dazu: "Die Spieler und Trainer präsentieren den Pott den Menschen. Alles andere ist Eitelkeit und Narzissmus."
Ein deutlicher Vorwurf in Richtung des SPD-Politikers, der sich dem Bericht des Boulevardblatts nach aus den Umgangsformen speist, die Feldmann rund um den Finalerfolg der Eintracht gegen die Rangers aus Glasgow in Sevilla speist. 1:1 hatte es im Endspiel nach 90 und 120 Minuten gestanden, im Elfmeterschießen setzten sich die Hessen mit 5:4 durch und gewannen damit zum zweiten Mal nach dem UEFA-Cup 1980 einen Europapokal.
Falsch betonte Namen, Balkonverbot und Sexismus
Feldmann hatte im Vorfeld offenbar Druck ausgeübt, um zur offiziellen Eintracht-Delegation zu gehören, während der Klub als politische Vertreter aber lieber Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, den Grünen-Vorsitzenden Omid Nouripour und Mike Josef als Sportdezernent der Stadt Frankfurt eingeladen hatte. Laut "Bild" überlegte Feldmann deshalb sogar, eine Verfügung zu erlassen, um Josefs Platz einnehmen zu können. Bereits unmittelbar nach dem Halbfinal-Triumph gegen West Ham United soll der Oberbürgermeister noch im Stadion auf Vorstandssprecher Hellmann eingewirkt haben, weil er darauf bestehen würde, zum Endspiel nach Sevilla in der Eintracht-Delegation mitgenommen zu werden.
Vielleicht auch, weil ihm dieser Wunsch verwehrt wurde, drängte sich Feldmann dann eben auf der Siegesfeier in den Vordergrund. Mehrere Medien berichteten im Nachgang, auf seine Anweisung hin hätten SGE-Sportvorstand Markus Krösche und der Aufsichtsratsvorsitzende Philip Holzer nicht mit Mannschaft und Trainer auf den Römer-Balkon gedurft. Vor diesem Balkon und in der ganzen Stadt hatten rund 200.000 Menschen trotz zwischenzeitlicher Regenschauer stundenlang ausgeharrt, bis die Mannschaft aus Sevilla nach Frankfurt zurückgekehrt und per Autokorso zum Rathaus gekommen war.
Doch statt den Europapokal-Helden die Bühne zu überlassen, hielt Feldmann eine lange Rede, sprach darin die Namen mehrerer Eintracht-Profis falsch aus und "verdiente" sich so zahlreiche Pfiffe der Zuschauerinnen und Zuschauer. Kapitän Rode zeigte sich anschließend irritiert, sagte: "Ich habe es nicht ganz verstanden." Es sei zwar "toll, dass er uns eingeladen hat, aber es wäre vielleicht besser gewesen, wenn er sich etwas zurückgenommen hätte." Eine diplomatische Äußerung, verglichen zumindest mit dem, was Vorstandssprecher Hellmann verlauten ließ: "Ich würde mir wünschen, dass die Stadt in Zukunft besser repräsentiert ist."
Ein Wunsch, der angesichts der nun öffentlich gemachten sexistischen Äußerung Feldmanns und dessen ohnehin schon gut gefüllter Akte an Verfehlungen von immer mehr Menschen geteilt werden dürfte.
Quelle: ntv.de, tsi