Nach absurdem Platzverweis Empörter BVB will Einspruch prüfen
04.11.2021, 15:35 Uhr
Borussia Dortmund verliert ein enorm wichtiges Spiel - und Verteidiger Mats Hummels. Der Platzverweis für den Verteidiger sorgt beim Fußball-Bundesligisten beinahe für noch größeren Ärger. Die Entscheidung ist nicht mehr rückgängig zu machen, gegen eventuelle Folgen will der BVB jedoch vorgehen.
Die 29. Minute des Champions-League-Spiels zwischen Borussia Dortmund und Ajax Amsterdam (1:3) wird mindestens den BVB noch etwas beschäftigen: 0:0 hatte es gestanden, als Dortmunds Verteidiger Mats Hummels auf Ajax-Angreifer Antony traf. Auf den ersten Blick eine rüde Angelegenheit, Hummels grätschte mit hohem Tempo, das Bein in der Luft, Antony flog und machte aus dem Zweikampf ein Spektakel. Schiedsrichter Michael Oliver zückte die Rote Karte.
Doch auf den zweiten Blick wurde schnell klar: Die Berührung war eher symbolischer Natur. Antony, der in der Folge an allen drei Toren des niederländischen Meisters beteiligt war, hatte eine Schauspieleinlage abgeliefert. Um solche Dinge zu reparieren, gibt es auch in der Champions League den VAR, den Videoassistenten, der krasse Fehlentscheidungen in klar definierten Fällen korrigieren kann. Bei Platzverweisen beispielsweise. Alleine: Es kam nicht dazu und niemand kann so recht erklären, warum. Schiedsrichter Oliver verzichtete darauf, sich die Szene noch einmal anzusehen und sich und Borussia Dortmund vor Schaden zu bewahren.
"Er ist so ein erfahrener Schiedsrichter und hat die Möglichkeit, eine erste Wahrnehmung zu kontrollieren über Leute, die im Warmen sitzen", klagte der Coach bei DAZN. Wenig später legte er nach: "Wenn man in der heutigen Zeit die Möglichkeit hat, Fehler zu korrigieren, und wenn das aus unerklärlicher Art und Weise vertan wird, dann ist das für mich schwer nachvollziehbar. Dann läuft irgendwas falsch im Fußball."
"Muss noch lernen, Sportler zu werden"
Auch Hummels war mächtig geladen: "Wie man als Schiedsrichter auf Champions-League-Niveau auf diese Idee kommen kann. Das Spiel hat er heute entschieden. Ich glaube, er weiß es." Der 32 Jahre alte Routinier ärgerte sich nicht nur über den Unparteiischen, sondern auch über den gefoulten Antony. "Die Schauspielerei meines Gegenspielers sollte man nicht außer Acht lassen. Das ist grob unsportlich. Er kommt zu mir und sagt selbst, dass es keine Rote Karte war", verriet der Weltmeister von 2014. "Das ist eine Farce, das ist lächerlich. Er ist ein super Fußballer, jetzt muss er noch lernen, Sportler zu werden."
ntv-Schiedsrichterexperte Alex Feuerherdt ("Collinas Erben") geht weniger hart mit Oliver ins Gericht, Hummels sei "immerhin mit hohem Risiko und einigem Tempo in die Aktion gegangen. In Realgeschwindigkeit mag sich die Sache für den Schiedsrichter anders dargestellt haben", als sie bei genauerem Hinsehen abgelaufen war. Aus Sicht der Videoassistenten dagegen gebe es "keine guten Argumente für einen Feldverweis." Die Empfehlung an Oliver, sich die Situation noch einmal anzusehen, blieb jedoch aus.
Borussia Dortmund will sich den Platzverweis jedenfalls nicht gefallen lassen - und möchte gegen eine eventuelle Sperre vorgehen. "Das ist eine totale Ungerechtigkeit, wir fühlen uns durch den Spielausgang genug bestraft", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Wir appellieren an den Gerechtigkeitssinn der UEFA, ein Zeichen zu setzen und den Spieler nicht auch noch zu bestrafen." Sportdirektor Michael Zorc sprach von einer "mehr als offensichtlich und klar belegbar falschen Entscheidung, die unser Spiel kaputtgemacht hat". Die UEFA werbe "mit Respekt, aber das hat mit Respekt nichts zu tun. Oliver steht zehn Meter neben dem Bildschirm, das muss er sich anschauen. Mats Hummels grätscht ja 40 Zentimeter an Antony vorbei, der steigt ihm sogar noch auf den Fuß." Der BVB prüfe den Vorfall derzeit mit seinem Justiziar.
Hummels hatte schon am Abend quasi aufgegeben - und geht davon aus, seiner Mannschaft beim sportlich überlebenswichtigen Duell bei Sporting Lissabon nicht helfen zu können. "Nach menschlichem Ermessen sagst du, da hat der Schiedsrichter ins Klo gegriffen, aber wir wissen alle, dass du normalerweise gesperrt wirst. Ich rechne fest damit, die Reise nicht antreten zu dürfen." Dabei sollte der BVB in Portugal dringend punkten: Eine Niederlage mit mehr als einem Tor Unterschied bedeutet das vorzeitige Aus.
Quelle: ntv.de, ter