Fußball

"MVT"-Abschied längst überfällig Endlich hat der Fußball wieder eine Chance beim DFB

Die Spielerinnen können sich wieder aufs Wesentliche konzentrieren.

Die Spielerinnen können sich wieder aufs Wesentliche konzentrieren.

(Foto: picture alliance/dpa)

Auf dem Platz steht ein DFB-Team, das um die Teilnahme an den Olympischen Spielen kämpft. Geredet wird aber fast nur über das zerrüttete Verhältnis zu Martina Voss-Tecklenburg. Dass der Verband nun die Trennung bekannt gibt, ist überfällig. Und eine große Erlösung.

Endlich wieder Fußball. Es klingt kurios, schließlich geht es um das DFB-Team der Frauen. Und dieses kämpft aktuell in der erstmals ausgetragenen Nations League um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Doch im Mittelpunkt stand in den vergangenen Wochen seit dem WM-Desaster das angespannte Verhältnis von allen Beteiligten zu Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Nun hat das endlich ein Ende - und das ist das Beste für den Sport.

Verlierer gibt es auf beiden Seiten, weder die nun ehemalige Bundestrainerin noch der Deutsche Fußball-Bund gehen erhobenen Hauptes aus der "Schlammschlacht" hervor. Zu viele Unstimmigkeiten gibt es in dem Zwist. Zu viel wurde nur noch über Anwälte kommuniziert. Zu eisig war das Verhältnis der beiden Parteien, die ihre Zusammenarbeit erst im Frühjahr mit viel Lob und der EM-Euphorie im Rücken verlängert hatten.

Da ist zum einen die 55-Jährige, die sich unmittelbar nach der Rückkehr von der Debakel-Weltmeisterschaft in Australien krankschreiben lässt. Von Erschöpfungssymptomen sprach ihr Mann. Diese müssen ernst genommen werden, keine Frage. Dass sie aber - wohl bezahlte - Vorträge bei externen Tagungen von Zahnärzten sowie beim Bundesverband Deutscher Fertigbau halten kann, während die überfällige WM-Analyse aussteht und während interimsweise Horst Hrubesch anstelle von "MVT" die Aufgabe übernimmt, das Team auf die Nations-League-Partien vorzubereiten, ist mindestens unglücklich.

Da ist auf der anderen Seite der DFB, der zu dem Ärger, den Voss-Tecklenburg trifft, nicht unwesentlich beigetragen hat. Schließlich sprach die Verbandsspitze um Präsident Bernd Neuendorf und Geschäftsführer Andreas Rettig noch davon, dass man hoffe, die 125-malige Nationalspielerin würde bald gesund werden, als sie eigentlich längst im "Erholungsurlaub" weilte. Genehmigt vom DFB, mit Wissen der Chefs natürlich. Das Narrativ der erschöpften Trainerin stand in großem Widerspruch zu deren genehmigter Tätigkeit als Rednerin. Auch dass Neuendorf, der nicht zur WM gereist war, Voss-Tecklenburg unmittelbar nach dem frühesten Aus in der DFB-Historie eine Job-Garantie gab, ist unelegant.

Lang war es Schrecken ohne Ende

Schließlich waren da bereits die Gerüchte um das interne Zerwürfnis in der Welt. Das Trainerteam soll untereinander uneins gewesen sein, dazu kam der Ärger von und mit Spielerinnen, die sich teils ignoriert und im Vergleich zu anderen aus dem Team benachteiligt gefühlt haben sollen. Dass sich nicht eine Spielerin für eine weitere Fortsetzung der Zusammenarbeit ausgesprochen hat, als die Trainer-Frage bereits öffentlich diskutiert wurde, sprach Bände. Dass sie stattdessen vehement "Klarheit" forderten, obwohl lange nicht klar war, wann Voss-Tecklenburg wieder fit sein könnte, ein anderes.

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Die Trennung erfolgt nun 13 Wochen nach dem WM-Aus. Sie ist längst überfällig, es wirkte längst wie ein Schrecken ohne Ende. Einer, der die sportliche Relevanz der aktuellen Partien der DFB-Frauen überlagerte. Die Spielerinnen können in der wohl alles entscheidenden Partie gegen Dänemark (1. Dezember, 20.30 Uhr/ZDF und im ntv.de-Liveticker) den Fokus voll auf den Fußball und den unbedingt nötigen Sieg mit mindestens drei Toren setzen. Es geht um den Sport.

Zumindest in naher Zukunft. Mit wem das Team auf der Trainerposition nach Paris fahren könnte, sollte die Qualifikation tatsächlich gelingen, ist noch unklar. Hrubesch hat seinen Hut bereits in den Ring geworfen. Bislang ist der 72-Jährige nur der Interimstrainer. Und hat eigentlich einen Job beim Hamburger SV. Es zeichnet sich also bereits das nächste Kapitel mit Drama-Potenzial ab.

Quelle: ntv.de

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