Fußball

Relegation: Cottbus gegen Nürnberg Erinnerungen an Wegmann

Wenn heute der Erstligist Energie Cottbus ab 18 Uhr den Zweitligisten 1. FC Nürnberg zum ersten Relegationsspiel zur Fußball-Bundesliga empfängt, dann werden Erinnerungen wach. Erinnerungen an Spannung, Emotionen - und an Jürgen Wegmann.

Torjubel des Jahrhunderts: Jürgen Wegmann.

Torjubel des Jahrhunderts: Jürgen Wegmann.

Es war die zweite Minute der Nachspielzeit als Wegmann am Pfingstmontag 1986 mit einem Abstaubertor das Dortmunder Westfalenstadion in ein Tollhaus verwandelte. 0:2 hatte die Borussia das Hinspiel beim Zweitligisten Fortuna Köln verloren und sah im Rückspiel schon wie der sichere Absteiger aus, ehe Wegmann mit einem "Kullerball" zum 3: 1 abstaubte und ein Entscheidungsspiel erzwang.

Nach 18 Jahren Pause nach der Mutter aller Relegationsspiele bietet sich dem Bundesliga-16. aus Cottbus und Zweitliga-Dritten aus Nürnberg wieder die zweite Chance. Allerdings entscheidet künftig bei Torgleichheit analog zum Europapokal die Anzahl der Auswärtstreffer. Dortmund wäre damals nach diesem Modus zum zweiten Mal nach 1976 abgestiegen - und Wegmanns Tor wohl kaum eine Erwähnung wert.

Torjubel des Jahrhunderts

"Es brach der Torjubel des Jahrhunderts los, man konnte selbst den Stadionsprecher nicht mehr hören", berichtete Wegmann einst der Zeitschrift "11 Freunde". Zeitzeugen erzählen noch heute mit Gänsehaut davon, wie Dortmunder Fans nach dem Schlusspfiff vor Freude hemmungslos losheulten, sich sogar auf dem Boden wälzten und sich wildfremde Menschen auf den Rängen umarmten.

Im Entscheidungsspiel knapp zwei Wochen später hatte der Zweitligist aus Köln dann keine Chance mehr: 8:0 gewann der BVB in Düsseldorf und blieb damit erstklassig. Wegmann, der nach einem der wichtigsten Treffer der inzwischen 100-jährigen Vereinsgeschichte der Borussia als Held gefeierte wurde, wechselte anschießend zum Erzrivalen Schalke 04 und dann zu Bayern München. Nach seiner Karriere war der Torjäger jedoch weniger vom Glück verfolgt. Derzeit verdient der inzwischen 45-Jährige seinen Lebensunterhalt im Lager des Fanshops von Bayern München im Oberhausener Einkaufszentrum Centro.

Siebenmal siegte der Erstligist

Statistisch gesehen lagen die Dortmunder damit voll im Trend: In den zehn Auseinandersetzungen zwischen 1982 und 1991 setzte sich sieben Mal der Erstligist durch, nur dreimal konnte der Zweitligist den Aufsteig feiern. Bayer Uerdingen (1983), der 1. FC Saarbrücken (1985) und letztmalig die Stuttgarter Kickers (1991) behielten gegen den klassenhöheren Favoriten die Oberhand.

Neben Wegmann dürfte sich aber auch ein anderer Dortmunder der damaligen Zeit mit Freude an die Relegation erinnern. Trainer Reinhard Saftig, der im April 1986 die Nachfolge von Pal Csernai angetreten hatte, ist der einzige Trainer, der gleich zweimal als Sieger aus den Duellen hervorging. Nach 1986 mit dem BVB gelang ihm 1990 mit dem VfL Bochum ebenfalls der Klassenerhalt.

Schlappner als tragische Figur

Damit ist Saftig der Gegenentwurf zu Klaus Schlappner. Der Mann mit dem Pepitahut durfte als tragische Figur in die Geschichte der Relegation eingehen. Schlappner, der als ehemaliger Trainer der chinesischen Nationalmannschaft derzeit die DFB-Auswahl auf ihrer Asienreise begleitet, scheiterte gleich dreimal in Folge: 1988 unterlag er mit Darmstadt 98 im Elfmeterschießen des Entscheidungsspiels Waldhof Mannheim mit 4:5, in den darauffolgenden Jahren verlor er jeweils mit dem 1. FC Saarbrücken gegen Eintracht Frankfurt (0:2/2:1) und gegen den VfL Bochum (0:1/1: 1).

Erfolgreichste Tor-Schützen der Relegation sind mit drei Treffern der derzeitige Dortmunder Manager Michael Zorc und der Ghanaer Anthony Yeboah, der vor seiner großen Zeit bei Eintracht Frankfurt, ebenfalls dreimal für den 1. FC Saarbrücken traf.

Quelle: ntv.de, von Dominik Kortus, sid

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