Fußball

Abschaffung sehr unwahrscheinlich Erstligisten für 50+1-Regel

Die meisten Clubs aus der Fußball-Bundesliga sperren sich weiterhin gegen englische Verhältnisse mit einer Mehrheitsbeteiligung finanzkräftiger Investoren. Die Initiative von Hannovers Präsident Martin Kind, die 50+1-Regel zu kippen, scheint damit gescheitert.

Martin Kind kämpft einen einsamen Kampf.

Martin Kind kämpft einen einsamen Kampf.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wie eine Umfrage unter den 18 Erstligisten ergab, wird eine deutliche Mehrheit auf der DFL-Mitgliederversammlung am Dienstag in Frankfurt/Main für den Erhalt der sogenannten "50+1- Regel" stimmen. Damit droht Hannover-96-Präsident Martin Kind mit seinem Versuch zu scheitern, eine Satzungsänderung zu erwirken.

"Wir wollen nicht, dass der deutsche Fußball aus Russland oder Asien kontrolliert wird", sagte Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Er gab damit die vorherrschende Meinung der Führungskräfte wieder.

Die bestehende "50+1-Regel" soll verhindern, dass Investoren mehr als 50 Prozent der Club-Anteile erwerben können. Eine Änderung der Vorschrift müsste von einer Zwei-Drittel-Mehrheit der 36 Proficlubs und vom DFB-Bundestag abgesegnet werden. Kind kämpft schon seit Jahren für eine Modifizierung und erhofft sich von einer Öffnung für externe Geldgeber mehr Chancengleichheit. Seiner Ansicht nach ist die Regelung bei von Großsponsoren unterstützten Clubs wie Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim ohnehin "praktisch außer Kraft gesetzt".

Mehr Skepsis als Wohlwollen

Kind hofft, dass die Ligaversammlung Bereitschaft zu einem Konsensmodell signalisiert. "Die Traditionsmarken im Fußball müssen weiterhin bestehen bleiben, auch wenn ein Investor die Mehrheit übernimmt. Ein Red Bull 96 soll es nicht geben", erklärte der 65 Jahre alte Unternehmer. Er strebt eine Anpassung der 50+1-Regel an die Entwicklung des internationalen Fußballs sowie des Handelsrechts an.

Die meisten Clubs stehen der Initiative von Kind aber skeptisch gegenüber. Elf der befragten 18 Bundeslisten wollen im Falle einer Abstimmung über den Antrag für einen Erhalt der bisherigen Praxis stimmen. Zwei Clubs (Hannover, Leverkusen) befürworten eine Änderung, die restlichen Befragten wollen sich enthalten oder sind noch unentschlossen.

Konsens - oder Klage

Im Wissen um eine breite Ablehnung hat Kind ein Konsensmodell erarbeitet. Das soll vielen Gegnern die Angst vor Verhältnissen wie beim englischen Topclub FC Chelsea nehmen, der von der Gunst des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch abhängig ist. Dieser Kompromiss sieht vor, dass Investoren sich zu einer Haltedauer von zehn Jahren verpflichten, ihren Wohnsitz seit mindestens drei Jahren in Deutschland haben und ihre Anteile im Falle einer Insolvenz kostenlos an den Verein zurückführen.

Auch Zweitligist FSV Frankfurt macht sich für ein Modell stark, dass Investoren mehr Einfluss einräumt, eine Vereinsübernahme aber untersagt. Demnach soll bis zur nächsten Mitgliederversammlung ein beschlussfähiges Konsensmodell entwickelt werden, das rechtlich fundiert ist.

Die Suche nach einem Kompromiss macht Sinn. Schließlich drohte Kind in den vergangenen Monaten wiederholt mit einer juristischen Klage. "Nach meiner Einschätzung würden wir den Prozess vor einem öffentlichen Gericht gewinnen. Aber am Ende gäbe es nur Verlierer", sagte der Geschäftsmann. Angesichts der Brisanz des Themas rechnet Liga-Präsident Reinhard Rauball am Dienstag "mit einer umfangreichen und ernsthaften Debatte". "In den vergangenen zwei Jahren haben wir uns intensiv mit der Thematik befasst und die Dinge auch wissenschaftlich von allen Seiten beleuchten lassen, so dass wir nun das Meinungsbild der Clubs abfragen", sagte er.

Quelle: ntv.de, Heinz Büse und Peter Hübner, dpa

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