Fußball

Tedesco warnt für Übermut Euphorisierte Schalker fühlen sich stark

Ruhig am: Domenico Tedesco.

Ruhig am: Domenico Tedesco.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Diese Partie gilt als die Mutter aller deutschen Fußball-Derbys. Wenn sich der BVB und Schalke duellieren, ist meist Brisanz garantiert. Während die Gelsenkirchener obenauf sind, kommt der Partie nun eine besondere Bedeutung zu - für Dortmunds Trainer.

In Gelsenkirchen wittern sie ihre Chance. Wenn es heute (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in der Fußball-Bundesliga ins ausverkaufte Westfalenstadion nach Dortmund geht, treten die Schalker beim kriselnden Nachbarn mit dem Gefühl für die eigene Stärke auf - schließlich stehen sie im der Tabelle auf Platz zwei und mithin drei Punkte vor dem BVB. Mehr als 2000 Fans waren beim Abschlusstraining in Gelsenkirchen dabei. Der FC Schalke 04 versprach sich von der öffentlichen Übungseinheit eine zusätzliche Motivation.

Fit fürs Derby: Leon Goretzka.

Fit fürs Derby: Leon Goretzka.

(Foto: imago/Eibner)

"Wir haben überlegt, ob wir das wieder machen sollen oder nicht", sagte Sportvorstand Christian Heidel: "Und wir fanden: Das passt momentan zur Stimmung. Alle freuen sich auf dieses Spiel, und mein Eindruck vom letzten Mal war: So etwas puscht die Spieler noch mal. Weil sie unmittelbar spüren, welche Bedeutung dieses Derby für die Leute hier hat." Auch aus der Ferne kam Unterstützung. Nationalspieler Benedikt Höwedes setzt auf einen 2:1-Sieg seiner Schalker: "Gerne wäre ich heute wie damals in der Fankurve um die Mannschaft anzufeuern! Drücke Euch von Turin aus alle Daumen!", twitterte der Ex-Kapitän und postete ein Foto von sich auf der Tribüne. Der nach Italien gewechselte Höwedes tritt mit Juventus Turin am Sonntag in der italienischen Serie A beim AC Mailand an.

Unterschiedlicher könnte die Ausgangslage also nicht sein. Frustrierte Dortmunder treffen auf euphorisierte Schalker, die sich mit unspektakulärem, aber effizientem Fußball auf Platz zwei vorgearbeitet haben. Der Traum der königsblauen Anhänger von einem Machtwechsel im Revier treibt die Profis an. "Ein Prickeln liegt in der Luft. Unser Herz brennt", sagte Torhüter Ralf Fährmann. Bei aller Freude über die ungewohnte Tabellenkonstellation warnte Trainer Domenico Tedesco aber: "Wir dürfen nicht meinen, wegen der Tabellenstände übermütig zu werden. Im Fußball gibt es Höhen und Tiefen in schnellen Zeitfenstern. Vor einigen Wochen hat sich noch ganz Deutschland gefragt, wie Borussia Dortmund zu stoppen ist." Die wahrscheinliche Rückkehr von Nationalspieler Leon Goretzka, der mehrere Wochen wegen einer knöchernen Stressreaktion im Unterschenkel pausieren musste, schürt die Zuversicht der Schalker.

Dortmunder auf der Couch

Dortmund - Schalke 04, 15.30 Uhr

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Guerreiro, Sokratis,  Toprak, Schmelzer - Weigl, Sahin - Jarmolenko, Götze, Pulisic – Aubameyang. – Trainer: Bosz
FC Schalke 04: Fährmann - Stambouli, Naldo, Kehrer - Caligiuri, Meyer, Oczipka - McKennie, Konoplyanka - di Santo, Burgstaller. Trainer: Tedesco
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach)

Und die Dortmunder Profis? Verbrachten einen Teil der Vorbereitung auf der Couch. Peter Bosz hatte ihnen ungeachtet der Brisanz einen freien Tag gewährte. Auch in großer Not blieb der Trainer seinem Prinzip einer überschaubaren Belastungssteuerung treu - und erntete reichlich Medienschelte. Dieses Echo gilt als weiteres Indiz für die wachsenden Zweifel an seiner Arbeit. Bei einer Niederlage dürften die Tage des Niederländers nach nur viereinhalb Monaten gezählt sein. Nach eigenem Bekunden geht er jedoch ohne Ultimatum in die Partie.

"Nein", antwortete Bosz auf die Frage, ob die Vereinsführung an ihn eine Forderung gestellt habe: "Ich habe keine Angst um meinen Job. Damit beschäftige ich mich nicht. Ich bin Fußballtrainer und weiß, dass so etwas passieren kann." In gewohnt ruhiger Manier fügte er an: "Ich beschäftige mich nur mit dem Spiel. Wir müssen alles geben, um zu gewinnen - auch ich." Abnutzungserscheinungen sieht er nicht: "Die Stimmung in der Mannschaft ist trotz der schwierigen Situation gut." Weniger gelassen reagierte er auf Kritik an dem freien Tag: "Es gibt einen Plan. Diesen Plan macht man für sechs Wochen. Wir haben eine englische Woche. Da muss man sich auch mal erholen. Das ist meine Verantwortung."

Die desaströse Bilanz aus den vergangenen neun Spielen mit nur einem Sieg kostete Bosz all jenen Kredit, den er sich beim besten Saisonstart der Vereinsgeschichte erworben hatte. Mehr noch als der Sturz von Rang eins auf fünf wurmt es viele BVB-Anhänger, dass der Nachbar aus Gelsenkirchen in der Tabelle mittlerweile vorbeigezogen ist und allein in den vergangenen fünf Partien unglaubliche zwölf Punkte auf die Dortmunder gutmachte.

Eine klare Auskunft, ob Bosz wirklich zur Disposition steht, blieb Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke jedoch schuldig: "Mit dieser Frage laufen Sie bei mir ins Leere." Ähnlich ausweichend reagierte Michael Zorc auf die anhaltenden Spekulationen. "Natürlich wissen wir um unsere Situation. Wir sind ja nicht von der Welt abgeschottet. Aber es gilt jetzt, unsere Kraft für das Derby aufzubringen", sagte der Sportdirektor den "Ruhr Nachrichten". Es sei eine weitere Chance, "die Stimmung wieder zu drehen".

Quelle: ntv.de

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