Reaktion auf Rassismus-Vorwürfe FC Bayern trennt sich von Nachwuchstrainer
17.08.2020, 19:51 Uhr
Auf dem FC Bayern Campus residiert die Nachwuchsabteilung des Rekordmeisters. Ein Arbeitsplatz wird hier frei.
(Foto: imago images/Ulmer)
Ein Nachwuchstrainer des FC Bayern München soll mehrfach rassistisch ausfallend geworden sein - und muss dafür nun erste Konsequenzen tragen. Interne Untersuchungen bringen die Trennung von dem Mann. Ausgestanden ist die Sache damit aber noch nicht.
Der FC Bayern München hat nach dem Rassismusvorwurf gegen einen Nachwuchstrainer personelle Konsequenzen gezogen. Das Arbeitsverhältnis mit dem Mitarbeiter sei "einvernehmlich aufgelöst" worden, teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister mit. Das sei "das erste Ergebnis einer derzeit stattfindenden internen Untersuchung" auf dem Bayern Campus, wie es in der Mitteilung hieß. Unabhängig von der Vertragsauflösung mit dem namentlich nicht genannten Jugendcoach würden "die zugrundeliegenden Sachverhalte von der FC Bayern München AG weiter untersucht".
Der Mann sei seit 2003 unter anderem als Trainer in der Jugendabteilung aktiv gewesen und wurde 2016 zum Sportlichen Leiter der U9- bis U15-Mannschaften befördert, schreibt der "Spiegel". Er soll Spieler "wegen ihrer Hautfarbe, Nationalität oder vermeintlicher Homosexualität diskriminiert haben und auch wegen ihrer Religionszugehörigkeit."
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte den Schritt bereits Ende vergangener Woche angedeutet. Es werde "zeitnah Konsequenzen geben", sagte der 64-Jährige. "Diese Geschichte passt natürlich überhaupt nicht zu den Werten, die der FC Bayern vertritt", sagte Rummenigge im TV-Sender Sky. Der Fall "ärgert mich schon, das muss ich klar und deutlich sagen, weil man darf nicht vergessen: Wir sind ein Klub, der sich immer gegen Rassismus eingesetzt hat."Die Bayern haben erst vor wenigen Monaten die Kampagne "Rot gegen Rassismus" gestartet. Damit wollen sie ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Beleidigungen und Intoleranz setzen.
Rassistische Ausdrücke in Chats
Das Magazin "Sport Inside" des WDR hatte in der vergangenen Woche über den Rassismusverdacht auf dem Bayern Campus berichtet. Demnach würden schwere Vorwürfe gegen den bisherigen Mitarbeiter erhoben, der lange unter anderem als Trainer in der Jugendabteilung aktiv gewesen war. In Diskussionen um die Verpflichtung von Spielern soll der Mitarbeiter rassistische Ausdrücke verwendet haben.
Vorher waren Chat-Verläufe aufgetaucht, die den beschuldigten Mann schwer belasten. Dieser hatte zunächst deren Echtheit bestritten und behauptet, sie seien über einen Fake-Account bei Twitter verbreitet worden. Nach Informationen von "Bild" hatte der Mann diese Darstellung später zurückgenommen. Die Chats enthalten eindeutig rassistische Äußerungen.
Nach dem WDR-Beitrag schaltete sich auch die Staatsschutz-Abteilung der Münchner Polizei in den Fall ein. Zuvor hatten die administrativen und sportlichen Leiter des FC Bayern Campus, Jochen Sauer und Holger Seitz, einen Brief an Spieler-Eltern verschickt und um Hilfe bei der Aufklärung gebeten. In dem Schreiben hieß es laut "sportschau.de", der Verein "verurteilt jegliche Art von Diskriminierung und Rassismus".
Erste Vorwürfe gegen den inzwischen ehemaligen Mitarbeiter wurden bereits spätestens im Herbst 2018 in anonymen Briefen an die Vereinsführung herangetragen. "Die in den anonymen Briefen erhobenen Vorwürfe haben sich nicht bestätigt", teilte der FC Bayern mit. Nun ist man offenbar zu neuen Erkenntnissen gekommen.
Quelle: ntv.de, ter/dpa