Fußball

Das Undenkbare wird nun möglich FC Bayern zieht Angebot an Alaba zurück

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David Alaba lässt die ihm von Bayern München gesetzte Frist verstreichen und geht nicht auf das Vertragsangebot des Vereins ein. Stattdessen fordert er, der Rekordmeister solle "weiter nachdenken". Das tut der aber nicht, sondern nimmt das Angebot komplett vom Tisch.

Die Verhandlungen sind sehr zäh, mehrere Gesprächsrunden geplatzt. Dass aber David Alaba und der FC Bayern in naher Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten, davon geht eigentlich niemand aus. Doch eben dieses undenkbare Szenario wird nun überraschend realistisch. Denn der Fußball-Rekordmeister hat am Wochenende sein Angebot an Alaba für eine Verlängerung des am 30. Juni 2021 endenden Vertrages nun zurückgezogen. Nachdem die Verhandlungsseite des Österreichers nicht mit der Bayern-Offerte zufrieden gewesen sei, "haben wir uns entschieden, das Angebot komplett vom Tisch zu nehmen. Das heißt, es gibt kein Angebot mehr", erklärte Bayern-Präsident Herbert Hainer am Sonntagabend im BR-Fernsehen.

Als die Münchner bis Samstag keine Antwort erhalten hatten, hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic "nochmal aktiv" bei Alabas Berater nachgehakt: "Die Antwort war, dass das Angebot noch immer unbefriedigend ist und wir weiter nachdenken sollen", erklärte Hainer. Der 66-Jährige sieht jetzt den Abwehrspieler am Zug. "Der David ist ja noch acht Monate bei uns unter Vertrag und wir schätzen ihn unheimlich." Nun müssen sich Alaba und sein Berater positionieren. Ausgerechnet vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag in Alabas Heimat Österreich bei RB Salzburg ist der Wirbel um die Vertragssituation besonders brisant. Der 28-Jährige wird heute gemeinsam mit Flick bei der Pressekonferenz erwartet.

"Berater ist ein geldgieriger Piranha"

Der nervtötende Vertragspoker hatte die Münchner zuletzt deutlich verstimmt, nachdem sie sich lange schützend vor ihren Abwehrchef gestellt hatten. Ehrenpräsident Uli Hoeneß, eigentlich ein großer Freund von Alaba, hatte im Doppelpass heftig gewütet: "David hat einen geldgierigen Piranha als Berater. Sein Vater, den ich sehr mag, lässt sich von ihm auch sehr beeinflussen. Was der Berater für einen Schmarrn erzählt ist unfassbar. Der verlangt einen zweistelligen Millionenbetrag nur für die Unterschrift. Ich verstehe, dass Hasan bei einem Treffen mal völlig ausgeflippt ist, weil die Argumente ja völlig falsch sind."

Und auch Klubboss Karl-Heinz Rummenigge hatte, ohne den Berater von Alaba direkt anzusprechen, im Sommer eine absonderliche Gier angemahnt: "Bei den Gehältern scheint im Spitzenbereich der eine oder andere Berater der Meinung zu sein, dass trotz Corona in der Welt die Sonne draußen noch hell scheint." Zuletzt soll es laut "Sport Bild" um einen Fünfjahresvertrag gegangen sein, mit elf Millionen Euro Gehalt plus Bonuszahlungen, die eine Summe von bis zu 17 Millionen Euro möglich machen. Damit würde der Österreicher, der in der Triple-Saison von Coach Hansi Flick vom Linksverteidiger zum unverzichtbaren Abwehrchef gemacht worden war, zu den bestbezahlten Spielern im Kader des Rekordmeisters gehören. In den Top-Zirkel um Robert Lewandowski, Thomas Müller und Manuel Neuer würde er indes nicht aufsteigen. Genau das aber soll das Ziel von Star-Berater Pini Zahavi sein.

Bayern hält Stars nicht um jeden Preis

Dass sie ihre Stars beim FC Bayern nicht um jeden Preis halten wollen, das hat die Vergangenheit schon häufiger gelehrt. Im Jahr 2014 ließen die Münchner ihren Spielmacher Toni Kroos zu Real Madrid gehen, um nach den gescheiterten Verhandlungen noch eine Ablöse zu kassieren. Beim einstigen DFB-Kapitän Michael Ballack zog Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dessen Wechsel im Sommer 2006 zum FC Chelsea eine lukrative Offerte öffentlich zurück. Sollten sich Alaba und der Klub nicht in Kürze einigen, wird ein Abgang im Winter immer wahrscheinlicher. Denn für den Rekordmeister wäre es die letzte Chance, noch Ablöse für den Österreicher zu kassieren. An möglichen Arbeitgebern soll es dem 28-Jährigen nicht mangeln. Vom FC Barcelona bis zum FC Liverpool reichen die Gerüchte. Kurzum: Alles was im europäischen Fußball auf besten Niveau spielt (oder spielen will), will Alaba haben.

Sportlich wäre der Abgang für die Münchner bitter, selbst wenn der 28-Jährige in dieser Saison noch nicht wieder auf dem überragenden Niveau der Triple-Spielzeit agiert. Coach Flick sah in dem Österreicher das "Herzstück" seiner Mannschaft. Dennoch könnte der Rekordmeister einen Abgang kompensieren. Denn in der Innenverteidigung wäre das Team auch ohne Alaba noch herausragend aufgestellt: mit Niklas Süle, mit Jérôme Boateng, mit Lucas Hernández und den Top-Talenten Chris Richards und Tanguy Nianzou. Zudem können Allrounder Javi Martinez und Rechtsverteidiger Benjamin Pavard bei Bedarf aushelfen.

Dennoch: Am liebsten würden die Bayern diese emotionale Beziehung, die im Sommer 2008 begann und nur durch eine Leihe zur TSG Hoffenheim (ja, die gab's wirklich) unterbrochen wurde, gerne fortsetzen. Am liebsten würden die Münchner den Vertrag mit dem unverzichtbaren Alaba verlängern und weitere Titel gemeinsam gewinnen - 25 sind's bereits. Darunter zweimal das Triple. Der 28-Jährige ist damit einer der absolut erfolgreichsten Profis, die jemals beim Rekordmeister angestellt waren. "Ich will noch mal dazu sagen, dass wir David unheimlich schätzen, er ist ein liebenswerter Kerl, er ist Publikumsliebling, er ist ein Eigengewächs des FC Bayern München, und deswegen würden wir es auch so bedauern, wenn wir getrennte Wege am Ende der Saison gehen müssen", sagte Hainer.

Quelle: ntv.de

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