Fußball

Schoko-Ärger im Existenzkampf Schalkes Trainer wirft den nächsten Profi raus

Schalkes Dominick Drexler darf nicht mehr bei den Profis mitwirken.

Schalkes Dominick Drexler darf nicht mehr bei den Profis mitwirken.

(Foto: David Inderlied/dpa)

Beim abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten FC Schalke 04 kehrt keine Ruhe ein. Trainer Karel Geraerts wirft den ehemaligen Führungsspieler Dominick Drexler aus dem Profikader und schickt ihn zum U23-Team in die Regionalliga. Er ist dort nicht der erste Profi.

Der FC Schalke 04 kämpft in der 2. Fußball-Bundesliga um den Klassenverbleib. Dem tief gestürzten Fußballriesen aus dem Revier droht der ungebremste Fall in die Drittklassigkeit. Gerade einmal zwei Zähler liegt die Mannschaft von Trainer Karel Geraerts vor dem Relegationsrang (Eintracht Braunschweig, 30 Punkte) und nur einen weiteren vor dem ersten direkten Abstiegsplatz (1. FC Kaiserslautern, 29 Punkte). Doch statt sich voll auf den Fußball zu konzentrieren, brennen im Verein immer neue Feuer.

An diesem Dienstag wurde Routinier Dominick Drexler von seinem Trainer rasiert und in die U23 verbannt. Die Degradierung des offensiven Mittelfeldspielers gilt laut der WAZ vorerst auf unbestimmte Zeit. Grund für die Entscheidung des Trainers soll ein Vorfall am vergangenen Spieltag gewesen sein. Nach dem 1:1 bei Hannover 96 soll Drexler eine Flasche mit einem Schoko-Drink durch die Kabine geworfen haben. Trotz einer Entschuldigung des Spielers reagierte Geraerts nun mit der Degradierung. "Als Team müssen wir in den verbleibenden Spielen eng für den Klassenerhalt zusammenstehen, diesem Ziel muss sich jeder Einzelne unterordnen, das haben wir der Mannschaft unmissverständlich klargemacht. Dominick hat sich zuletzt über die Mannschaft gestellt."

Um die Beziehung zwischen Spieler und Coach war es ohnehin nicht zum besten bestellt. Der 33-Jährige, beim emotionalen Wiederaufstieg 2022 noch ein wichtiger Bestandteil der königsblauen Mannschaft, kam in diesem Jahr nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Gerade einmal 28 Minuten stand er 2024 auf dem Feld, Mitte März beim 2:5-Debakel bei Hertha BSC. Geraerts hatte Drexler bereits mehrmals wegen seiner Leistungen im Training öffentlich angezählt.

Baumgartl wehrt sich gegen Vorwürfe

Zuvor hatte es bereits erneut Timo Baumgartl erwischt. Der ehemalige Stuttgarter, zu Saisonbeginn Stammkraft, war schon im September nach öffentlicher Kritik an Geraerts' Vorgänger Thomas Reis suspendiert und in die U23 abgeschoben worden. Nun vor wenigen Tagen die erneute Degradierung. Dem Coach hatten die Leistungen des Profis nicht gefallen. Der Spieler akzeptierte die Entscheidung zwar, wehrte sich aber gegen Vorwürfe, ihm fehle es an der richtigen Einstellung. Er könne "ungerechtfertigte Anschuldigungen und Vorwürfe hinsichtlich meiner Professionalität, Motivation und Teamfähigkeit" nicht tolerieren, schrieb der 28-Jährige bei Instagram. Zu keinem Zeitpunkt habe er "persönliche Interessen über die des Vereins oder der Mannschaft gestellt."

Die Zeiten in Gelsenkirchen bleiben turbulent, dabei sehnt sich der Klub dringend nach Ruhe, um das nächste sportliche Debakel zu verhindern. Für die Schalker geht es an den noch ausstehenden sechs Spieltagen um die Existenz. Ob der Klub die Drittklassigkeit überleben würde, ist alles andere als sicher. Im Geschäftsbericht wird der nicht unrealistische zweite Abstieg am Stück als "bestandsgefährdendes Risiko" für den Verein eingestuft. Geht S04 erneut runter und erhält keine Drittligalizenz, würde man in die Regionalliga West durchgereicht. Dort würden dann Duelle gegen den Wuppertaler SV, RW Oberhausen oder den 1. FC Düren warten. Der Weg zurück nach oben, in die Bundesliga und irgendwann auch wieder in den Europapokal, er wäre brutal.

"Hier war kein einziger Tag ruhig"

Denn noch immer ist der frühere Bundesligist mit 168 Millionen Euro hoch verschuldet. Schon in der zweiten Liga ist es den Gelsenkirchenern kaum mehr möglich, das sogenannte negative Eigenkapital von derzeit 103 Millionen signifikant zu verringern. Dabei fordert die Deutsche Fußball Liga (DFL) genau das, und zwar um fünf Prozent für das Kalenderjahr 2024. Gelingt das nicht, droht ein Punktabzug. Für das Geschäftsjahr 2023 wies der Klub zumindest erstmals seit fünf Jahren wieder einen Gewinn in Höhe von 6,9 Millionen Euro aus. Der wurde allerdings eingefahren, weil Schalke im ersten Halbjahr 2023 noch erstklassig war. Der Halbjahresgewinn lag damals gar bei neun Millionen Euro. Das zweite Halbjahr in der zweiten Liga war somit wieder verlustreich. Und in den unteren Ligen gibt es noch weniger Geld zu verdienen.

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Geraerts bemüht sich derweil darum, seine Spieler bestmöglich vor den Untergangsszenarien und Gerüchten abzuschirmen. "Ich verbreite die Gerüchte nicht. Ich will die Spieler schützen. Aber natürlich sind meine Spieler nicht blind. Sie bekommen auch etwas mit", sagte er vergangene Woche. Zuletzt hatte etwa die "Sport Bild" berichtet, Schalke prüfe im Abstiegsfall sogar einen Verkauf der Veltins Arena. "Das Einzige, was wir gegen die Gerüchte tun können, ist es, Spiele zu gewinnen", sagte Geraerts, der selbst wiederholt massiv in der Kritik stand.

Doch damit nicht genug der Baustellen: So sorgten auch die Entscheidungen gegen die Weiterbeschäftigungen von Vereinsikone und Lizenzspieler-Chef Gerald Asamoah und Matthias Schober, dem Direktor der legendären Knappenschmiede, für große Schlagzeilen und emotionale Ausschläge. Zuvor hatten bereits Ex-Sportvorstand Peter Knäbel und der Technischen Direktor André Hechelmann den finanziell angeschlagenen Verein verlassen müssen. "Hier war kein einziger Tag ruhig", klagte Coach Geraerts zuletzt in einem Interview des Magazins "Humo" aus seiner belgischen Heimat. "Ständig kommen Geschichten ans Licht, die dem Verein schaden."

Quelle: ntv.de, tno/sid

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