Historischer Derbysieg beim HSV FC St. Pauli feiert Asamoah
16.02.2011, 20:55 Uhr
Drin: Der Paulianer Gerald Asamoah traf in der 60. Minute per Kopf gegen den Hamburger Stadtrivalen.
(Foto: dpa)
Der FC St. Pauli verschafft sich mit dem ersten Derbysieg beim Hamburger SV seit 1977 Luft im Bundesliga-Abstiegskampf. Im Nachholspiel beim Stadtrivalen besiegelt Gerald Asamoah den glücklichen Triumph des Außenseiters. Für die Pauli-Fans macht er sich damit unsterblich.
Gerald Asamoah hat mit seinem Siegtreffer zum 1:0 (0:0)-Erfolg des FC St. Pauli gegen den übermächtig scheinenden großen Nachbarn Hamburger SV ein Stück Hamburger Fußballgeschichte geschrieben. Die rund 6000 Anhänger unter den 57.500 Fans im Stadion bejubelten den ersten St. Pauli-Sieg im Stadtduell seit 1977 frenetisch und mit Sprechchören für Asamoah, während die HSV-Fans überwiegend fassungslos und mit Pfiffen auf die peinliche Pleite reagierten. "Wenn ich sehe, wie die Paulianer hier in unserem Stadion feiern, könnte ich kotzen", sagte HSV-Sportchef Bastian Reinhardt unmittelbar nach der historischen Pleite.
"Die Jungs werden schon das eine oder andere Bierchen auf den Derby-Sieg trinken. Aber der Erfolg war glücklich und wir bleiben ganz konzentriert", sagte Pauli-Trainer Holger Stanislawski auch mit Blick auf die kommende Aufgabe bei Spitzenreiter Dortmund am Samstag. Der Aufsteiger übernahm mit dem Sieg zugleich die Tabellenführung in der Rückrundentabelle und verdrängte im Abstiegskampf mit 28 Punkten Eintracht Frankfurt von Rang elf. "Dieser Sieg ist schon etwas Besonderes. Es war sehr sehr wichtig für uns", sagte Kapitän Asamoah nach dem großen Coup.

Deprimiert: Hamburgs Kapitän Heiko Westermann hockt nach dem Niederlage auf dem Spielfeld.
(Foto: dapd)
Der HSV vergab dagegen drei Tage vor dem nächsten Lokalderby gegen Werder Bremen durch die dritte Heimniederlage wichtige Punkte im Kampf um den internationalen Wettbewerb und bleibt mit 33 Punkten auf Platz sieben hängen. Fast noch schlimmer wird für den HSV allerdings die Häme in der Stadt. Schon im Hinspiel war der HSV nicht über ein 1:1 hinausgekommen.
HSV mit Einbahnstraßenfußball
Das Rückspiel war ursprünglich bereits vor zehn Tagen angesetzt, musste damals aber wegen Unbespielbarkeit des Rasens infolge sintflutartiger Regenfälle abgesagt werden. Am Mittwoch gab es jedoch keinerlei Probleme mit dem Untergrund, was dem HSV entgegenkam. Die Gastgeber begannen die Partie mit großem Engagement und dem unbedingten Willen, das Spiel zu bestimmen. St. Pauli kam in der Anfangsphase kaum aus seiner eigenen Hälfte heraus. Die Braun-Weißen verteidigten allerdings geschickt und ließen in der Anfangsviertelstunde keine klare Torchance für den HSV zu. Die beste Gelegenheit war ein Kopfball von Änis Ben-Hatira (14.), der sein Ziel jedoch weit verfehlte. In der 16. Minute scheiterte Heiko Westermann aus kurzer Distanz an Torwart Benedikt Pliquett.

Debütant: Pauli-Torwart Benedikt Pliquett feierte in seinem ersten Bundesliga-Spiel überhaupt gleich einen Derbysieg gegen den großen HSV.
(Foto: dapd)
Der 26-Jährige stand überraschenderweise an Stelle von St. Paulis etatmäßiger Nummer eins Thomas Kessler im Tor. Pliquett bestritt damit sein erstes Bundesligaspiel überhaupt. In dieser Saison war er nur bei der Pokalniederlage in Chemnitz zum Einsatz gekommen. Eine Verletzung von Kessler war vor dem Spiel nicht bekannt.
Die technische und spielerische Überlegenheit des "Bundesliga-Dinos" brachte auch in der Folge klare Feldvorteile für die Elf von Trainer Armin Veh. Teilweise entwickelte sich Einbahnstraßenfußball in Richtung des St. Pauli-Tores. Die Gäste befreiten sich nur selten, Gegenangriffe waren an den Fingern einer Hand abzuzählen. Für mehr Aufregung sorgten dagegen einige unverbesserliche Fans des Aufsteigers, die Mitte der ersten Halbzeit Feuerwerkskörper in ihrem Block abbrannten und sich anschließend ein Handgemenge mit Ordnern lieferten.
Pauli nach der Pause besser
Nach dem Wechsel attackierte der HSV nicht mehr ganz so stürmisch. Es schien so, als wollten die Gastgeber die Gäste aus ihrer Hälfte locken, um selbst mehr Platz für Konterangriffe zu haben. Tatsächlich kam so Ze Roberto (49.) zu der bis dahin größten Torchance, als er halblinks von Eljero Elia freigespielt nur das Außennetz traf. In der 53. Minute rettete Pliquett mit einem überragenden Fußreflex gegen Joris Mathijsen.
St. Pauli nutzte die gewonnene Freiheit ausgesprochen geschickt aus und spielte erstaunlich clever. Unmittelbar vor dem Führungstreffer in der 59. Minute musste HSV-Keeper Frank Rost erstmals eingreifen, als sich eine Flanke von Markus Thorandt gefährlich auf sein Tor senkte. Die anschließende Ecke verlängerte Fabian Boll in die Mitte, wo Asamoah schneller reagierte als die HSV-Innenverteidigung und das Leder mit dem Kopf zu seinem sechsten Saisontreffer über die Linie drückte.
Der HSV versuchte in der Folge mit der Einwechslung der zwei Angreifer Jonathan Pitroipa und Paolo Guerrero die zweite Pleite im 16. Bundesligavergleich abzuwehren, den Hamburger Angreifern gelang gegen die gut gestaffelte Pauli-Abwehr aber kein Durchkommen mehr.
Quelle: ntv.de, sid