"Neue Dimension der Gewalt" Fan-Attacken schocken Polizei und Köln
14.08.2018, 15:50 Uhr
Kölns Kriminaldirektor Klaus-Stephan Becker (r.) zeigt sich vom Ausmaß der Gewalt schockiert.
(Foto: dpa)
Nach 1562 Tagen bestreitet der 1. FC Köln gegen Union Berlin wieder ein Heimspiel in der 2. Fußball-Bundesliga. Einige FC-Anhänger sorgen danach für schockierende Szenen, sie attackieren in der Nacht gezielt Gäste-Fans und Polizisten. Die müssen ihre Waffen ziehen.
Nach dem Zweitliga-Heimauftakt des 1. FC Köln gegen Union Berlin (1:1) ist es in der Nacht zu Ausschreitungen gekommen. Wie die Polizei mitteilte, hätten nach dem Spiel mehrere Gewaltbereite im Kölner Stadtteil Bocklemünd einen Reisebus der Gäste-Fans angegriffen und "gezielt mit Steinen" beworfen.
Es habe sich offensichtlich um "einen geplanten Angriff" gehandelt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft im Rahmen einer Pressekonferenz in Köln mit. Ob eine Verabredung beider Seiten vorgelegen habe, werde geprüft. So waren die Berliner Anhänger ebenfalls bereits vermummt und offensichtlich vorbereitet, als die Kölner sich "aggressiv auf die Busse zubewegten". Die Polizei nahm den neuerlichen Vorfall zum Anlass, auf eine "zunehmende Radikalisierung" hinzuweisen. "Wir nehmen diese wahr und müssen ihr entgegenwirken", sagte der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob: "Man kann da nicht von Fans sprechen, das sind Menschen, die schwere Straftaten verüben." Er sprach von einer "neuen Dimension der Gewalt nach Fußballspielen".
Der 1. FC Köln verurteilte die Vorfälle und wies zudem auf die begrenzten Möglichkeiten der Klubs mit Blick auf Straftaten außerhalb der Stadien hin. So waren, wie die Polizei bestätigte, auch bereits mit Stadionverboten belegte Personen unter den Gewalttätern. "Dies zeigt, dass die Vereine abseits der Spiele auf die Arbeit von Polizei und Justiz angewiesen sind", hieß es in der Stellungnahme der Kölner.
Autos mit gezogener Waffe gestoppt
Ein Polizeisprecher bestätigte dem Sport-Informations-Dienst (SID) zudem, dass es im Nachgang der Ereignisse auch Angriffe auf Polizisten gegeben habe. Demnach seien Gewaltbereite mit unbeleuchteten Autos bei der Flucht auch auf Beamte zugefahren, zwei Polizisten mussten sich mit Sprüngen in Sicherheit bringen. Vier dieser Fahrzeuge konnten gestoppt werden, teilweise mit gezogener Waffe. Es sei "ein Wunder", dass bei den Ausschreitungen niemand verletzt worden sei. Von den 28 festgenommenen Männern - bis auf einen waren alle am Tag nach der Eskalation noch in Polizeigewahrsam - seien einige als "Gewalttäter Sport" bekannt.
Identitätsfeststellungen fanden im dreistelligen Bereich statt. Zudem stellte die Polizei gefährliche Gegenstände wie Schlagstöcke sowie Pyrotechnik und Mobiltelefone sicher. Die Kriminalpolizei prüft nun in den Einzelfällen das Vorliegen von Haftgründen, ermittelt wird wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, Widerstands gegen die Staatsgewalt und wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz.
Der 1. FC Köln hatte am Montagabend den Sprung an die Tabellenspitze verpasst. In der ersten Zweitliga-Heimbegegnung des FC seit 1562 Tagen reichte es für die Elf vom neuen Trainer Markus Anfang vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion nur zu einem 1:1 (1:0) gegen den 1. FC Union Berlin.
Quelle: ntv.de, jgu/cwo/sid/dpa